Und wieder kann ich einen Punkt auf meiner imaginären To-Watch-Liste abhaken, denn endlich habe ich es geschafft, den Musik-Independent-Sensationsfilm Once zu sehen, den ich mir schon seit geraumer Zeit zu Gemüte führen wollte, es bislang jedoch nie hinkriegte, den auch zu schauen. Nachdem ich mir auf Youtube den Soundtrack ein bisschen angehört habe, stieg die Vorfreude auf den Film immer mehr, sodass ich ihn mir schliesslich zulegen musste. Und natürlich schnellstmöglich gucken musste. 🙂
Ein namenloser Strassenmusiker, der Guy, trifft auf der Strasse auf eine namenlose junge Blumenverkäuferin, das Girl, die begeistert seiner Musik zuhört. Als sie erfährt, dass der Guy hauptberuflich Staubsauger repariert, ist das Girl begeistert, steht bei ihr doch ein kaputter Staubsauger rum. Die beiden kommen sich allmählich näher und spielen zusammen sogar ein Stück ein, er auf der Gitarre, sie auf dem Klavier, doch rasch muss der Guy, der eine gescheiterte Beziehung zu verdauen hat, lernen, dass beim Girl, das wie er bald herausfindet, eine verheiratete Mutter ist, nicht mehr für ihn drinliegt. Trotzdem entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden, und sie beschliessen, gemeinsam mit einigen anderen Musikern ein Album aufzunehmen. Nach den Aufnahmen beschliesst der Guy, zu seiner verflossenen Liebe nach London zu ziehen, während das Girl mit ihrem noch in Tschechien wohnenden Ehemann zusammenzuziehen.
Den Machern des Low-Budget-Films ist es völlig gelungen, eine authentische und realistische Atmosphäre einzufangen, und trotz der wenigen Spannungselemente und eher knapp ausfallenden Dialogen einen interessanten und packenden Film zu schaffen, der gerade wegen seiner Einfachheit, seiner geerdeten Story dermassen überzeugt. Am wichtigsten sind nicht eine komplexe Story oder möglichst tiefgründig ausgefeilte Figuren, sondern schlicht und einfach die Musik, um die sich der Film dreht, um die der Film aufgebaut wird. Wer sich also nicht als Musikliebhaber bezeichnen kann, der ist mit diesem Film äusserst schlecht bedient, denn die Musik zieht sich von Anfang bis zum Schluss durch den Film wie ein roter Faden.
Das heisst selbstverständlich nicht, dass die Schauspielerleistungen nicht erwähnenswert wären, Glen Hansard und Markéta Irglová spielen ihre Rollen solide, aber nicht herausragend. Doch einer solchen Leistung bedarf es in Once auch nicht, vielmehr schaffen die Schauspieler mit ihrem einfachen Spiel glaubhafte Alltagssituationen und ernstzunehmende Unterhaltungen frei von jeglichem Hollywoodkitsch. Hansard mimt einen Kerl, der selbst nicht so recht weiss, was er in seinem Leben als nächstes tun soll und in den Tag hineinlebt, während Irglová den Gegensatz dazu bildet: Die gut aufgelegte und zuvorkommende Blumenverkäuferin voll Tatendrang, die das Leben des Guys urplötzlich aufmischt. Auch die restlichen Darsteller gefallen, allen voran der Vater des Guys, der ihm die Stange hält, egal was passiert.
Hervorzuheben ist natürlich speziell in diesem Film die Filmmusik, die fast ausschliesslich von Glen Hansard und Markéta Irglová geschrieben wurde, und auch von den beiden Talenten eingespielt wird. Stücke wie „Falling Slowly“, das einen Oscar gewann, oder auch „The Hill“ sind Meisterstücke der Indie-Szene und haben die beiden Musiker auch zu Recht über Nacht zu Stars gemacht. Etwas störend am Aufbau des Soundtracks ist, dass es vorallem zu Beginn mehr wie MTV wirkt, ein Lied nach dem anderen wird abgespielt, während darüber videoclip-artig Bilder über den Schirm laufen. Mit der Zeit entwickelt sich aber daneben auch eine Story, sodass dieser anfängliche Aussetzer gut zu verkraften ist.
Once bot mir genau, was ich erwartet hatte: Eine schlichte Story über zwei ganz normale Menschen, die völlig ohne Gefühlsdrama und das erwartete Happy End auskommt, und ihren Fokus auf die Musik legt, ohne dabei aber die Figuren zu vernachlässigen. Sehr schöne Bilder von Irlands Strassen und Küsten untermalen die irische Antwort auf das ästhetische Amélie.