fbpx

No Country For Old Men (2007)

You’ve seen him? And you’re not dead?

Kurz nachdem „True Grit“ im Kino anlief, strahlte man im TV ein weiteres Meisterwerk der Coen-Brüder aus, den Oscar-Gewinner No Country For Old Men. Da zappte ich kurz rein und erlebte die letzten gut 40 Minuten des Filmes. Ich war völlig begeistert, und schwor, den Film in voller Länge möglichst bald zu sehen. Der Streifen der Coen-Brüder aus dem Jahr 2007 gewann seinerzeit vier Oscars, für den besten Film, die beste Regie, mit Javier Bardem für den besten Nebendarsteller und für das beste adaptierte Drehbuch.

Texas, 1980. Der Kriegsveteran Llewelyn Moss stösst beim Jagen auf den Schauplatz eines geplatzten Drogendeals, bei dem sich die Gangster gegenseitig erschossen haben. Dabei findet er einen Geldkoffer, den er an sich nimmt. Als er aber in der Nacht erneut zum Schauplatz zurückkehrt, entdecken ihn die Drogenbosse, die mittlerweile zurückgekehrt sind. Sie hetzen Moss den eiskalten Profikiller Anton Chigurh auf den Hals, doch auch das Gesetz ist hinter ihm her. Der Sheriff Ed Tom Bell möchte Moss und seine Frau vor den Gangstern schützen, was Moss lieber selber übernehmen möchte. Und dabei begeht er einen fatalen Fehler…

Der Film basiert auf einer Vorlage von Cormac McCarthy, der später auch das ebenfalls verfilmte und als solches ausgezeichnete Buch „The Road“ schrieb, und wurde, so habe ich gelesen, sehr detailgetreu adaptiert. Und ich bin auch überzeugt, dass der Roman eine ähnlich verzweifelte und hilflose Stimmung aufkommen lässt wie der Film. Die trostlosen Bilder, wie jene des Jägers, der durch die Wüste streift, die man vorallem zu Beginn zu sehen kriegt, unterstreichen diese Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit. Der Film ist alles andere als ein Heldenepos, vielmehr ist er ein Abgesang auf den American Dream: den heroischen Aufstieg gibt es hier nicht, letztlich verlieren alle, auf die ein oder andere Art. Die Macher zeigen das Land der unbergrenzten Möglichkeiten von seiner dreckigsten und kaltblütigsten Seite, und das so authentisch und mit einer solch nachhaltigenden Wirkung, dass man sich nach dem Schauen unweigerlich fragt, ob vielleicht nicht ein Typ mit Topffrisur und Knarre im Zimmer sitzt.

Schauspielerisch sticht für mich vorallem Javier Bardem heraus, der Anton Chigurh so genial durchgeknallt spielt, dass einem kalter Schauer über den Rücken läuft. Dabei kann er auch auf ein gutes Script zurückgreifen, das es ihm ermöglicht, solch abgefreakte Dialoge, wie den mit dem Tankwart abzuhalten, und dabei zu hundert Prozent glaubhaft zu wirken. Einer der besten Filmbösewichte überhaupt, ohne Schwächen oder Tragik, einfach nur kalt. Und konsequent. Auch sehr gut ist Josh Brolin, der den Part von Moss, dem eigentlichen Protagonisten übernimmt. Er und auch der ebenfalls ganz grossartige Tommy Lee Jones (man bedenke, das ist nach „Batman Forever“ der zweite Film mit Tommy Lee Jones – Qualitätssteigerung vorprogrammiert!), der den angesichts der Situation und der bedenklichen Vorgänge in seinem Land machtlosen Sheriff verkörpert, gehen jedoch neben Bardems Leistung ein bisschen unter, auch wenn sie immerhin noch die ein oder andere schauspielerische Duftmarke zu setzen vermögen.

„No Country For Old Men“ ist ein verdienter Oscar-Preisträger in den richtigen Kategorien, der durch seine Schauspieler, aber auch durch die von den beiden Regisseuren aufgebaute Stimmung zu gefallen weiss. Für mich ein nahezu perfekter Film, der trotz verworrener Story durch seine Banalität und das Auge fürs Detail zu bestechen weiss.

  • Damian

    Signez tout.

    AntwortenAntworten
  • christian

    Wir haben Buch und Film im Januar in einem Seminar ziemlich ausführlich besprochen und jetzt mag ich beide noch mehr. McCarthys Vorlage liest sich wirklich wie das Drehbuch zum Film (mit ein paar kleineren Abweichungen), extrem gefühlskalt und distanziert. Ich hatte davor lange kein Buch in so kurzer Zeit durchgelesen.

    AntwortenAntworten
  • Lukas

    Und am Montag in einer Woche kommt er dann hier im deutschen ZDF, auf HD, ohne Werbung. Da muss ich ja (nachdem ich es so lange vor mich hergeschoben hab) nicht mal den Weg zur Videothek antreten… Und nach allem, was ich hier bei dir gelesen hab, freue ich mich jetzt noch viel mehr =)

    AntwortenAntworten
  • donpozuelo

    Oh Gott, Javier Bardem. Best villain ever!!!! Trotz der beschissensten Frisur überhaupt war der so unheimlich und unheimlich fies. Grandioser Typ. Aber auch ein geiler Film!!!

    AntwortenAntworten
  • Dr. Borstel

    Weißt du was? Ich habe absolut keinen Grund, dir zu widersprechen. Tolles Gefühl, oder? 😀

    Erst der zweite Film mit Tommy Lee Jones? Sag bloß, du hast „Men in Black“ nicht gesehen? Na dann, lass es und schau dir stattdessen als nächstes „Im Tal von Elah“/“In the Valley of Elah“ an.

    AntwortenAntworten
  • Dr. Borstel

    Ich glaube, deinen Humor hatte ich, als ich neun war … 😀

    AntwortenAntworten
  • Dr. Borstel

    Nein, jetzt aber. 😀

    AntwortenAntworten
  • Wham! – Eine Piratensekretärin und ein pinkes Fahrrad « Ploppers Wörld

    […] verpflichtet, wie die Medien fälschlicherweise berichten – sollen Javier Bardem („No Country for Old Men„) und Ralph Fiennes („Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2″) sein. Damit […]

  • No Country for Old Men (2007) | Film-Blogosphäre

    […] Owley.ch Xanders […]

Kommentar schreiben