„The gods need us. They need our worship. What do we need of them?“
Regelmässig gibt es Blockbusterfilme, die nicht dazu gedacht sind, grosse Gefühle zu wecken, oder eine gute Story zu präsentieren, sondern ganz einfach dem Zweck dienen, möglichst rasch möglichst viele Zuschauer ins Kino zu locken. Der mangelnde Anspruch ist den Machern dabei völlig klar, ab und zu versucht man ihn hinter guten Effekten, grossen Darstellern oder einfach einer „achso guten Story“ zu kaschieren. So der Fall bei „Tron: Legacy„, „Transformers“ oder „The Expendables“. Wer in diese Filme geht, das wusste jeder, findet keine grosse Schauspielerkunst und auch einen guten Plot sucht man vergeblich. Aber die Action und die Effekte war es meist wert. Ein Film, der den Kritiken und den vorab veröffentlichten Bildern zufolge auch in diese Kategorie gehörte, war das Remake Clash of the Titans, das zwar viel einspielte, jedoch kaum der guten Kritiken wegen. Denn solche blieben grösstenteils aus. Kein Grund, bereits am Sequel zu arbeiten.
Im Griechenland der Antike findet der alte Fischer Spyros einen Sarg – darin befindet sich der Leichnam einer jungen Frau, die ein Baby in den Händen hält. Das Kind lebt noch, und Spyros zieht es bei sich auf. Einige Jahre später muss der nun zu einem stattlichen Mann angewachsene Perseus mitansehen, wie seine Eltern nach einer Statuenschändung im Zorn von Hades gerichtet werden, obwohl sie keine Schuld trifft. Perseus überlebt knapp und wird von den Soldaten von Argos aufgegabelt und in ihre Heimatstadt gebracht. Dort taucht Hades erneut auf und stellt den sich von den Göttern zusehends abwendenden Bürgern ein Ultimatum: Entweder sie opfern binnen zehn Tagen die Prinzessin Andromeda, von der ihre Mutter sagte, sie sei schöner als Athene, oder er lässt den Kraken (aka Keto), ein zerstörerisches Meeresungeheuer, auf Argos los. Perseus begibt sich darauf auf die Suche nach einem Mittel, den Kraken zu töten, und somit Hades, den Mörder seiner Ziehfamilie, zu besiegen.
Selbst wo der Streifen nicht für den Inhalt verantwortlich ist, geht die Rechnung nicht auf. Die von der griechischen Sagenwelt inspirierte, und zudem bereits existierende Story ist gänzlich frei von Sinn, und wo möglich, spuckt man der griechischen Mythologie noch zusätzlich ins Gesicht. Okay, das tat „300“ auch, dort war es aber der Story und der Epicness zuliebe. Was hier nicht der Fall ist. Dass die im Titel angekündigten Titanen ausser in der Einleitung, und selbst dann nur in erzählter Form, nie auftauchen, passt perfekt zum Konzept des Films: Möglichst viele verschiedene Dinge reinpumpen, und sie dann kaum würdigen. Ein kleines bisschen Anspruch darf man selbst bei einem Actionstreifen erwarten, oder liege ich da falsch?
Aber gut. Der Film könnte diese Mängel sicher woanders wettmachen. Lasst mich überlegen. Bei den Schauspielern? Definitiv nicht. Sam Worthington ist, falls überhaupt, nur ein Schauspieler für Blockbusterrollen, immerhin nervt er nicht so wie andere Schauspieler seines Formats (siehe Shia LaBeouf). Diesen Part übernimmt, und das ist imho die grösste Enttäuschung des Films, einer meiner Lieblingsschauspieler, Liam Neeson in der Person des Göttervaters Zeus. Angefangen beim Make-Up, das in diesem Film auch insgesamt unter aller Sau ist, bis hin zu seinem unglaubwürdigen und bisweilen bescheuerten Spiel einer an und für sich mächtigen und imposanten Figur. Das Silver-Surfer-Memorial-Outfit trägt zu seiner Glaubwürdigkeit auch nicht viel bei. Tatsächlich versagen aber auch die anderen grossen Namen wie Ralph Fiennes oder Gemma Arteron, ganz nach dem Thema der Fallhöhe in der antiken Dichtung, um wenigstens hier ein Thema der griechischen Sagen aufzugreifen. Wer schauspielerisch tatsächlich ein bisschen heraussticht, ist Mads Mikkelsen („Adams Äpfel“), ehemaliger Bondbösewicht, der den väterlichen General Draco mimt. Verglichen mit dem anderen Schauspielern tatsächlich ein Highlight punkto Tiefgang und Charisma.
Wofür der Film am meisten gerügt wurde, war aber die 3D-Nachkonvertierung, die ganz schrecklich gewesen sein soll. Und ich muss sagen: Das glaube ich gern. Denn die Effekte sind schon 2D sowas von grässlich, dass ich mir dieses CGI-Massaker nicht auch noch in 3D antun hätte müssen. Zudem es kaum Szenen gibt, die 3D interessant wären, und wenn, dann sind es solche, denen man ansieht, dass die Macher mit Biegen und Brechen das 3D noch rechtfertigen wollten. Für einen Film, der wenn überhaupt, von den Effekten lebt, ist das schon eine ziemlich magere Ausbeute, zumal er ja auch sonst eher wenig zu bieten hat.
Ich würde jetzt noch gern wenigstens ein paar nette Worte über den Soundtrack verlieren, weil ich von Komponist Ramin Djawadi prinzipiell viel halte. Sein gitarrendominiertes Score zu „Iron Man“ zählt für mich zu den innovativsten Soundtracks der vergangenen Jahre. Hier kopiert der Deutsche jedoch sich selbst sowie klar hörbar seinen Mentor Hans Zimmer und macht so die Fussstapfen Zimmers nur grösser, anstatt endlich aus ihnen herauszutreten. Sehr schade, und eine weitere Enttäuschung in diesem Film.
Ich hatte mehr von „Clash of the Titans“ erwartet, wenn auch nicht viel. Aber selbst diese Erwartungen konnte der Film unterbieten. Schlecht gemachtes Griechenpos, das keines ist. Oder in anderen Worten: Auf 100 Minuten ausgedehnte Skorpionkotze.