„My mortal form grows weak. I require sustenance! „
Zugegeben, Thor konnte ich anfänglich nicht wirklich viel abgewinnen. Ich rechnete mit einem trashigen Superheldenstreifen über einen Weichling in einer Karnevalsrüstung, der sich mit einem Hammer Gehör zu verschaffen versucht. Und auch der Destroyer gefiel mir anfangs nicht wirklich. Mit der Zeit, heisst mit der zunehmenden Zahl an spektakulären Trailern und Teasern, konnte ich mich jedoch mehr und mehr für den Film erwärmen und irgendwie merkte ich, dass unter (immer noch wie Karnevalskostüme) aussehenden Rüstungen tatsächlich Platz für eine doch ziemlich interessante Figur und damit eine spannende Story ist.
Vor Jahrhunderten herrschte zwischen Asgard, dem Reich der Götter, und den Frostgiganten von Jötunheim Krieg, den die Götter gewannen, indem sie die Giganten der Quelle ihrer Macht, einer magischen Truhe, beraubten. Als drei Frostgiganten etliche hunderte Jahre später diese Truhe zu stehlen versuchen, können sie zwar gestoppt werden, Göttersohn Thor sieht darin jedoch eine Kriegserklärung in einer Zeit des Friedens. Als er Jötunheim darauf attackiert, verbannt ihn der Göttervater Odin, worauf sich Thor auf der Erde durchschlagen muss, und das ohne jegliche Superkräfte. Als wäre das nicht schlimm genug, muss er bald erfahren, dass sein Bruder Loki in seiner Abwesenheit eine Intrige im grossen Stil plant…
Regisseur Kenneth Branagh zieht seine Göttergeschichte wie ein Shakespeare-Drama auf, das zum Glück aber nicht im Fall des Helden gipfelt. Dennoch ist dies vermutlich der einzige Weg, wie man eine etwas gar fantastische und so gar nicht realistisch sein wollende Figur wie die des Thor in einem bisher doch sehr realistisch gehaltenen Marvel-Film-Universum umsetzen soll – indem man Bezüge zu „unserer“ Kultur herstellt, und den Film damit in gewohnte bzw. bekannte Bahnen lenkt. Denn, so eigenständig der Film sein mag, damit die Vernetzung mit anderen Filmen auch gut klappt, sollte auch eine gewisse Ähnlichkeit zu Iron Man und Co. vorhanden sein.
Diese liefert der Film nebst seinen Bezügen zur Kulturgeschichte auch mit dem Humor, der ähnlich locker daherkommt wie in den Vorgängern, aber auch durch neue und bisher so nicht dagewesene Situationskomik zu punkten weiss. So sind Thors erste Gehversuche auf Erden echt göttlich, zumindest, was die Komik betrifft. Denn der Donnergott stolpert sich quer über Hauptstrassen, zerschmettert Tassen und spricht in leicht befremdlichen Zungen. Den Machern ist hoch anzurechnen, dass die holprige, altenglische und mittelalterliche Sprachweise übernommen wurde. Wie wenn Thor Agent Coulson als „Son of Coul“ anspricht.
In seinem Versuch, die Götter und deren Macht zu rechtfertigen, vernachlässigt der Film mit der Zeit ein bisschen die Erde und deren Bewohner, sodass [die grosse Schlacht, bzw. der Fight in Asgard eigentlich keinen der nicht-göttlichen Charaktere interessiert. Und das ist angesichts der sonst sehr gut gesetzten Verbindungen der Götterwelt mit der Erde ein bisschen schade, hätte ein Fight, bei dem auch die Menschen etwas zu verlieren hatten, dem Film doch zu mehr Tiefgründigkeit („Dwama, baby Dwama“) verholfen. Man kann es nun zwar als] Schönheitsfehler abtun, diese Vernachlässigung der Menschen in der Endabrechnung wiegt bei mir aber doch ein bisschen schwerer auf.
So kann und mag ich dem Film zwar keine volle Punktzahl geben, aber das ist auch weiter nicht schlimm. Er erfüllt dennoch meine Erwartungen und bildet eine würdige Fortsetzung für die Iron Man-Filme. Mit seinem spielfreudigen Cast und guten Dialogen steht Thor punkto Humor dem eisernen Ritter ohnehin in Nichts nach. Bei Iron Man gefiel mir dagegen die Action besser, die bei Thor ausser bei Destroyer-Szenen (die imho zudem sehr ultra-dröhnend-laut-schmerzhaft waren), nicht viel hermacht.
P.S.: Ja, es gibt ein Easter Egg am Schluss. Nein, es ist nicht so cool. Finde ich. Obwohl. Naja, es ist schon hot. Ein bitzeli. Bleibt einfach sitzen.