„Aw, this is great. I’m chained to the only bird in the world who can’t fly! Is there anything else I need to know?“ – „Yes. I can’t fly, I pick my beak, and once in a while I pee in the birdbath!“
Als vor etwa einem halben Jahr der erste Teaser zu Rio erschien, war ich dem Streifen eher ab- als zugeneigt. Der Teaser bestand aus einer Szene, die mich noch nicht vom Hocker riss, und für einen Papageienfilm mochte ich mich jetzt auch nicht gross begeistern. Der Folgetrailer und die schmucken Poster und Bilder und so liessen mich dem Film aber mehr und mehr Kredit geben, und als ich dann noch las, dass Flight of the Conchord-Jemaine Clement den Bösewicht Nigel sprechen würde, wusste ich, dass ich den Streifen einfach sehen musste. Einfach nur wegen Jemaine.
In der Hoffnung, damit den Fortbestand einer blauen Ara-Rasse zu sichern, begibt sich die Buchverkäuferin Linda mit ihrem Vogel Blu, dem letzten Männchen ebendieser Spezies nach Rio, wo ein Weibchen auf auf ihn warten würde. Doch im winterlichen Minnesota hat Blu nie fliegen gelernt, sodass die Begegnung mit dem Ara-Weibchen Jewel bereits kompliziert beginnt. Und als Jewel und Blu Opfer einer Entführung werden, müssen sie sich nicht nur einigen finsteren Schmugglern und einem gemeinen Kakadu stellen, sondern auch Blus Flugunfähigkeit. Denn wenn sie aus den Händen der Bösewichte fliehen wollen, kommen sie zu Fuss nun mal nicht sehr weit.
Dem Film wurde im Vorfeld oft vorgeworfen, dass er Rio und Brasilien im Allgemeinen durch die rosarote Brille zeigen würde. Sprich: Es gibt kein Elend, keine Armut, keine Gewalt, und Brasilien ist überhaupt nur Samba, Sonne und Regenwald. Entsprechend erstaunt war ich, dass der Film sich dennoch dieses Themas annimmt, und doch hie und da die Favelas und die Armut zeigt, in einer Szene sogar sehr deutlich. Wenn auch nicht in einer unverhüllten, schonungslosen (und für einen Kinderfilm sowieso ein bisschen deplaziert wirkenden Art), aber mit der Figur des kleinen Jungen wird die Problematik zumindest ein bisschen angeschnitten. Und ich finde sowieso, dass man nicht einfach Fehler suchen sollte, wo keine sind. Denn welche Pflicht hat der Film, etwas in allen Details zu zeigen, das sowieso nicht ein Grundthema des Films ist? Es geht bei allem Respekt nunmal um Papageien und nicht um arme Kinder.
Mit gelungenen Bildern von Rio, sprich von Samba, Sonne, aber auch vom Regenwald(-leben) sowie mit guten Klängen aus der Feder einiger der besten brasilianischen Musikgrössen fängt der Film eine sehr schöne, angenehm sommerliche Atmosphäre ein, bei der auch der letzte Zuschauer früher oder später mitwippt. Dabei verzeiht man dann gleichzeitig auch sämtliche will.i.am und Taio Cruz-Misstöne, Songs, die mir genausowenig passen, wie sie selbst zur Stimmung des Films. Und das 3D, das verzeiht man auch noch, weil es nicht so schlimm ist, und weil der Film optisch sonst eine ziemliche Wucht ist. Aber es ist schon ziemlich unnötig, weil der Film fast keine 3D-Szenen zu bieten hat, und man wiedereinmal ziemlich plump um die drei Franken gebracht wurde.
Was den Film auszeichnet, ist aber mehr, als nur die Bilder und der Sound. Es ist die gesamte Stimmung, die nicht nur durch die beiden zuvor erwähnten Punkte, sondern auch durch eine packende Story, eine (mit Ausnahme von Jamie Foxx) gute Sprecherwahl und zündende Gags erzeugt wird, und die bis zum Schluss anhält. Ein leichter Animationsfilm, der gerne so stehengelassen werden darf. So OHNE SEQUEL.