Der Borstel hat mir unterstellt, ein Nörgler zu sein, weil ich seinerzeit den ersten X-Men nach erstmaliger Sichtung als überbewerten Unfug abgetan hatte. Ich habe mir aber alle drei Filme fairerweise noch einmal angesehen, vorallem, weil mich die ersten Bilder und Clips zu „X-Men: First Class“ auch in mir eine gewisse Vorfreude weckten. Und die Idee von Mutanten, bzw. einem weiteren Evolutionsschritt und die Frage nach der Art und Weise, wie die Gesellschaft damit umgehen würde, fand ich ohnehin und ganz unabhängig von der Qualität der Filme, sehr interessant.
X-Men (2000)
„Hey! It’s me!“ – „Prove it!“ – „You’re a Dick.“ – „Okay.“
Es ist Fakt: Eine neue Generation Menschen, Mutanten mit besonderen Fähigkeiten, lebt unter uns. Doch diese Laune der Natur sehen nicht alle gerne – einige wittern darin eine potentielle Gefahr für die Sicherheit der Gesellschaft. Während Mutant Professor X den Dialog mit den Menschen sucht und neue Mutanten in seiner „School for the Gifted“ fördert, glaubt sein Jugendfreund, der vom 2. Weltkrieg traumatisierte Eric Lensherr alias Magneto nicht an das Gute im Menschen. Und möchte darum mit einer speziellen Strahlenwaffe alle Mitmenschen zu Mutanten machen.
Ich stehe dazu: Ich finde den Streifen immer noch gleich trashig und viel zu bunt, wie nach der ersten Sichtung. Für den Rest sorgen uninteressante Figuren, ein ziemlich abgefreakter Plot und viel zu wenige Erklärungen. Vieles wird einfach als gegeben hingestellt, und ergibt für Nicht-Comic-Leser wenig bis keinen Sinn. Zudem sind die Effekte und die Kostüme gerade für einen Comic- bzw. Actionstreifen und selbst für 2000er-Verhältnisse eher dürftig. Im Gesamtbild steht der Streifen zwar ein bisschen besser da, gerade Cyclops und Wolverines Wortwechsel sind in keinem Sequel nur annähernd so gut, wie hier, aber letztlich kommt der Film trotz allem nicht über ein „Meh“ hinaus.
X-Men 2 (2003)
„You know, outside the circus, most people were afraid of me. But I didn’t hate them. I pitied them. Do you know why? Because most people will never know anything beyond what they see with their own two eyes.“
Die Mutanten sind zurück, und müssen sich im zweiten Teil der Reihe einem übereifrigen Politiker namens William Stryker, stellen, der plant, alle Mutanten auszulöschen. Um sein Ziel zu erreichen, braucht er aber die Hilfe von Professor X, dem einzigen bekannten Mutanten, der die Maschine Cerebro bedienen kann, eine Einrichtung, mit der sich alle Mutanten wie Menschen auf einen Schlag aufspüren lassen. Doch das sollte kein Problem sein für einen Mann, der Mittel und Wege kennt, wie man Mutanten seinem Willen unterwirft.
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Verpflichtung von Brian Cox als Stryker ist das absolute Highlight des Films. Cox spielt die Figur des Stryker glaubwürdig und bedrohlich. Bedrohlich, weil er verdammtnochmal immer wieder ein As im Ärmel hat. Ebenfalls sehr gefällig ist Alan Cummings, de den Nightcrawler spielt, und dabei erstaunlich gut deutsch spricht. Also für einen Amifilm eben. Doch auch in diesem Teil gibt es immer wieder offene Fragen und irgendwelche Unsinnigkeiten. Warum kann Storm mit ihrem Eissturm den Bann von Jason bzw. von Stryker über Professor X brechen? Und warum startet Jean nicht einfach das Schiff rechtzeitig, wenn sie es ja ohnehin mit ihren Fähigkeiten bedienen kann? Aber okay, es ist ja eigentlich ein simpler Blockbuster, und da darf man nachsichtig sein. Deutlich besser als der erste Film, dennoch immer noch eine der schlechteren Comic-Verfilmungen der neuen Ära.
X-Men: The Last Stand (2006)
„I worry about how democracy survives when one man can move cities with his mind.“
Bedrohung oder Chance? Die Regierung hat ein Medikament entwickelt, das Mutanten von ihrer „Krankheit“ heilen kann. Während Professor X überzeugt ist, dass die Regierung dieses Medikament wirklich nur auf freiwilliger Basis anwendet, ist Magneto sicher, dass man früher oder später die Mutanten zu „ihrem Glück“ zwingen will. Zu diesem Zweck baut er sich eine Armee auf, mit der er sich dem Projekt entgegenstellen will. Wieder einmal rüsten sich die Mutanten unter Professor X daher zum Kampf, der ein für alle Mal das Verhältnis zwischen Menschen und Mutanten klären soll.
Effektetechnisch ist dieser Teil der beste, hatte er doch zu seiner Zeit das höchste Filmbudget überhaupt. Leider wurde offenbar aber zu viel dieses Budgets in die Effekte gepumpt, die nach einer Ewigkeit von Kämpfen nur noch ermüdend wirken, und zu wenig in andere Teile des Films: Das Drehbuch hat man in die Hände eines gänzlich unfähigen Autoren gelegt (Zak Penn wurde aufgrund seiner schlechten Drehbücher auch aus „The Avengers“ gekickt), der vorhersehbare und überzuckerte Dialoge vom Feinsten, oder eben Schlechtesten, liefert. Und auch die Figuren sind in diesem Teil nur noch lächerlich. Es sind langweilige Figuren wie Angel oder Juggernaut. Und allgemein sind es deren zuviel. Lediglich Beast aka Sideshow Bob von den „Neuen“ ist eine tolle Figur. Wegen der an einigen Stellen sehr guten, und verglichen mit den Teilen 1 und 2 sehr erfrischenden Actionszenen und wegen dem abgeschlossenen und irgendwie doch noch überraschenden Ende, gefällt mir der Film letzten Endes doch besser als erwartet.
Overall
Unter dem Strich sind die X-Men-Filme nicht besser/schlechter als etwa „Transformers“ oder „Spider-Man“, nur eben ohne deren gute Effekte. Denn stellenweise ist es wirklich peinlich, was da gemacht wurde. Was der Serie aber zugute zu halten ist, ist die Kontinuität – es gab kaum Darstellerwechsel, der einzige bemerkenswerte ist Ellen Page, die in „The Last Stand“ als dritte Schauspielerin Kitty Pryde verkörpert. Das ist heutzutage eher eine Seltenheit, da viele Schauspieler bei geringem Erfolg abspringen oder bei guten Ergebnissen mehr Geld verlangen. Selbst Halle Berry spielte ja mit dem Gedanken, auszusteigen. Ebenfalls sehr gelungen ist in meinen Augen das Ende, das zwar die ganze Geschichte um Professor X und Magneto gut abschliesst, aber dennoch Platz für weitere Geschichten lässt. Ein X-Men 4 würde ich aber keine gute Idee finden, man sollte sich meiner Meinung nach für kommende Filme wirklich mehr auf einzelne Figuren oder die Vergangenheit konzentrieren.