Seit nunmehr vier Jahren dominier(t)en die Autobots, Decepticons, Shia LaBeouf und nicht zuletzt Tittenschnitte Megan Fox unsere Leinwände. Nach dem nunmehr dritten Transformers-Spektakel soll Schluss sein, für Fox war das bereits nach Teil 2 der Fall, sie zerstritt sich mit Michael „Hitler“ Bay, worauf die eher unhübsche und somit für diesen Part recht ungeeignete Rosie Huntington-Whiteley den Part der schicken Lad übernahm. Aber egal. Auch wenn man die Filme natürlich nicht als Meilensteine des hochwertigen Kinos bezeichnen kann, waren sie zumindest unterhaltsam, und so wird es wohl ein bisschen dauern, bis wir wieder eine ähnliche Effektorgie zu Gesicht bekommen werden. Denn wenn Michael Bays Bummbummfilme dem Kino etwas gebracht haben, dann den Beweis, dass eher sinnfreies Kino mit viel Boobs und viel Radau entgegen der Stimmen einiger Kritiker funktionieren kann.
Transformers (2007)
„It’s you and me, Megatron!“ – „No it’s just me, Prime!“
Der Krieg zwischen den Autobots und Decepticons auf dem fernen Planeten Cybertron hat diesen schrecklich ruiniert, und nur noch der magische Würfel Allspark kann den Planeten retten, doch dieser ist verschollen im All. Bald finden die beiden Seiten heraus, dass der Allspark auf der fernen Erde gelandet ist, und während die vom finsteren Megatron angeführten Decepticons mithilfe dessen die Erde einnehmen wollen, versuchen die Autobots unter dem Kommando von Optimus Prime selbige vor den Folgen ihrer Fehler zu retten. Zur Hilfe eilen ihm einige „Erdlinge“, allen voran der wackere Sam Witwicky, dessen Vergangenheit eng mit jener der Transformers verknüpft ist…
Nicht umsonst gabs für das erfolgreichste Nicht-Sequel des betreffenden Jahres eine, bzw. zwei Fortsetzungen – Michael Bay zauberte nicht nur eine Effektorgie sondergleichen (Zitat John Turturro: „Michael Bay mag, wenn Dinge hochgehen.“), sondern bescherte den Zuschauern endlich wieder etwas Neues, etwas bisher nie oder nicht in solcher Form Dagewesenes, das zumindest in mir Erstaunen und pure Freude am Film wecken konnte. Natürlich ist es nun nicht allzu innovativ, eine Spielzeugreihe aufzuwärmen, aber Bay macht dies mit solcher Anmut und einer gesunden Prise (Selbst-)Ironie, dass ihm ein löchriger Plot, schlechte/verkitschte Dialoge und eher unterdurchschnittliche (aber dafür, zumindest in Fox‘ Fall, heisse) Schauspieler gerne verziehen werden. Und wer gerne Armeefilme hat, wird auch mit dieser rund zweistündigen Militärpropaganda glücklich, für die das US Militär zwecks Aufbesserung des Images tief in die Tasche griff.
Transformers: Revenge of the Fallen (2009)
„Earth? Terrible name for a planet. Might as well call it DIRT, Planet Dirt…“
Eigentlich hätte Sam nun gerne das Leben im College angetreten, aber ein Zwischenfall mit einem Überbleibsel des Allspark brennt ihm einige Koordinaten ins Gehirn, die er nun in regelmässigen Abständen wie wahnsinnig ausspuckt. Und wäre das nicht genug, sind die Decepticons, die noch lange nicht ausgerottet sind, ebenfalls hinter diesen Koordinaten, bzw. dem Stück des Cube, her. Und wäre das nicht genug, werden die Decepticons von einem alten, nahezu unbesiegbaren Transformer, namens „The Fallen“ angeführt. Und wäre das nicht genug, darf Sam rasch erfahren, dass „tot“ nicht zwingend „tot“ bedeutet…
More bots, more boobs, more boom – so oder so ähnlich muss wohl das Motto gelautet haben, mit dem Michael Bay sich an den zweiten Transformers-Film setzte. Und so zynisch es klingen mag, aber auch im Falle eines Transformers ist weniger eben doch mehr. Im ersten Teil war es genau die richtige Mischung, die uns Bay vorgesetzt hatte, und hier klappt das Ganze leider doch nicht. Immerhin kriegt der Film gegen Schluss die Kurve, und artet nicht in einer solchen Materialschlacht, wie ich das in Erinnerung hatte, aber allzu besser steht der Film nun auch nicht da. Denn ein schlecht durchdachtes Script (für das Bay später den Autorenstreik verantwortlich machte), peinliches Liebesgesülze, zu viele (schlechte) Comic Reliefs und eine deutliche Überlänge kosten den Streifen viele Punkte.
Transformers: Dark of the Moon (2011)
„Years from now they’re gonna ask ‚Where were you when they took over the planet?'“
Die Decepticons und ausgelöscht? Ha, denkste. Im Gegenteil, die fiesen Gegner aus den ersten Teilen sind alles andere als weg vom Fenster, und unter der Führung des immerfiesen Megatron bemächtigen sich die Decepticons einer Waffe, die nunmehr rund ein halbes Jahrhundert auf der Erde ist. Diesmal keine Pyramide, sondern nichts Geringeres, als der Grund für das Space Race in den 6oern. Seinerzeit soll ein Schiff der Transformers auf dem Mond gelandet sein, was die Regierung aber geheim hielt. Nun rächt sich das, denn die Brut dieses Schiffes rüstet sich heimlich für eine letzte Schlacht, bei der alle Beteiligten ihr wahres Gesicht zeigen müssen…
Nachdem man die Transformers im letzten Film mit einer bekannten Sehenswürdigkeit verknüpfte, ist diesmal ein weltbewegendes Ereignis am Zug. Und erneut misslingt das gutgemeinte Unterfangen – zuviele Plotlöcher und Fragen wirft diese Geschichte um die Mondlandung auf. Dabei beginnt es so gut, mit einer spannenden und höchst epischen Rückblende, nach Cybertron und zum Space Race. Doch dann verliert die stellenweise bereits schon beängstigend vorhersehbare Story ihren Drive und schleppt sich nur noch durch unwitzige Pointen und kleine Actionscharmützel in ein Finale Furioso, dessen Epicness die Trailer sehr gut einzufangen wussten. Sobald es nämlich darum geht, die Figuren und die Explosionen gut in Szene zu setzen, zeigt Bay, was er drauf hat und zieht für die letzte Runde des Robotergemetzels nochmals alle Register.
Auch wenn die Reihe um ein versöhnliches Ende gebracht wurde, gelingt es dem Film immerhin, einen guten Eindruck zu hinterlassen und die zahlreichen Schwächen zu überdecken. Diese sind namentlich: Zu viele langweilige Bad Guys, zu viele (vorwiegend neue) Nebenfiguren, die sich gegenseitig vor der Sonne stehen, worunter vorallem John Malkovich und seine potentiell geniale Figur leiden. Bei den Autobots sind die Neulinge hingegen durchs Band weg eine Bereicherung – wer sich an Optimus Primes und Megatrons wiederkehrenden Liebeserklärungen sattgesehen hat, kann sich über Dino, den eiskalten Ferrari oder die Nascar-Wrecklers mit schottischem Akzent freuen. Auch wenn ihnen nicht viel Zeit blieb, eine Duftmarke zu setzen.
Overall
Die Coolness des ersten Filmes erreicht keine der Fortsetzungen, die mit der Holzhammermethode versuchen, Qualität zu suggerieren. Dennoch sind alle drei Filme höchst unterhaltsam und gute Kost für einen Abend, an dem nicht nur das Popcorn in der Mikrowelle knallen soll. Ähnlich verhält es sich auch mit der Musik zum Film, die an dieser Stelle noch kaum angesprochen wurde. Im ersten Film ist die Musik umwerfend, nimmt dann aber von Film zu Film ab, bis sie im dritten Teil zu einer Kopie der Genre-Lieblinge Zimmer/Horner verkommt, was sich hier sehr gut zeigt. Immerhin schafft es der Film auf musikalischer Ebene, mich davon zu überzeugen, dass Linkin Park, in der richtigen Dosis sehr toll sein können.
Da Bay die ganze Idee von transformierenden Roboter aus dem Weltraum zu keinem Zeitpunkt völlig ernst nimmt, verhindert er einen verkrampften Blödsinnstreifen, auch wenn er in den Fortsetzungen zeitweise etwas zu gar in (leider nur begrenzt lustigen) Humor oder Selbstironie abdriftet. Aber es ist unbestritten: Bay hat mit dieser Trilogie ein Zeichen gesetzt, das nicht nur seine Nachteile hat, sondern vermutlich die Filmwelt mehr aufgerüttelt hat, als man denkt. Nicht umsonst hat die ganze Effektgeschichte in den letzten Jahren deutlich vorwärts gemacht. Und über die Schauspieler, die Bay mit Transformers alle zu Stars gemacht hat, brauchen wir auch nicht zu diskutieren. Obwohl er im Gegenzug auf den ein oder anderen bereits gemachten Star hätte verzichten können.