In den letzten Jahren setzte sich, gerade bei Action- oder sonst als Blockbuster gesetzten Filmen, durch, dass das Poster auf einen orange-blauen Kontrast aufbaute. Es ist unklar, wann und wo das genau seinen Anfang nahm, aber vermutlich war das oben gezeigte Bourne Identity-Poster einer der Vorreiter einer Welle, die so gross ist, dass ich überzeugt bin, dass jeder Leser aus dem Stehgreif etwa fünf Filme nennen könnte, die beim Poster auf diese Technik setzten. Um es euch ein bisschen zu erleichtern, im Anhang einige prominente Beispiele.
Ein Erklärungsversuch für dieses Phänomen beginnt irgendwo in der Farbenlehre mit den Komplementärfarben, also im Farbenkreis gegenüberliegenden Farbtönen, die ganz einfach gesagt „Gegenteilfarben“ sind. Es gibt nach Goethe und Itten drei Komplementärfarbenpaare, wobei jedes Paar aus einer Grundfarbe und einer dazugehörigen Komplementärfarbe besteht, die gemeinsam einen Graubraunton ergeben. Die Paare sind (wichtig, ich spreche jetzt von den von Goethe und Itten festgelegten Farbregeln) gelb/violett, rot/grün und blau/orange. Diese Paare haben durch ihre gegensätzliche Lage auf dem Kreis starke Kontraste und wirken dadurch knallig – etwas, was Posterdesignern sehr wohl entgegenkommen sollte.
Aber warum gerade blau/orange? Schauen wir die anderen Paare an, und stellen wir uns ein gelb/violettes Poster vor, denken wir vermutlich als erstes an einen Kinderfilm, was natürlich für die Actionfilmpromotion nicht dienlich ist. Rot/grün dagegen funktioniert ganz einfach wegen der Assoziation Weihnachten nicht, die so im Gehirn eines Kunden verankert ist, dass das bestenfalls für Filme mit einer solchen Thematik funktioniert, nicht aber für einen Film mit mehr Bummbumm oder zumindest etwas Pepp. Bleibt also noch die Paarung blau/orange.
Zudem ist es halt so, dass orange gut zu Explosionen, Effekten und Action passt – die Farbe drückt aus, dass der Film spannend ist und etwas läuft. Blau ist die Ruhe, wird aber oft in Kombination mit schwarz, bzw. auch so als dunkles blau verwendet, womit es einen mystischen, düsteren Anstrich erhält, und einem dadurch die Ernsthaftigkeit des Films verkaufen will – oder eben im Falle eines „reinen“ Fantasyfilms für eine gewisse Portion Magie sorgen will und damit an die Neugier appeliert.
Heute hat sich dieses Schema ein bisschen abgenutzt, wird aber durchaus ab und zu noch eingesetzt, wie das letzte Poster zeigt, aber wenn, dann nur noch sehr selten. Dafür gibt es einige neue Stilmittel, die ich vielleicht in einem anderen Artikel ansprechen möchte. Zum Abschluss noch ein Bild, das meine erste Reaktion auf dieses Phänomen nicht annähernd beschreibt. Aber doch ein bisschen.
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