„This is not your island. This is our island. And the only reason you’re living on it is because we let you live on it.“
Nach der bombastischen und bei den Kritiken sehr erfolgreichen ersten Staffel von LOST legten die Macher noch einen drauf, und warteten für die zweite Runde mit einer Geschichte auf, deren Fokus nun neben den Hauptcharakteren mehr auf der Luke, ihren Geheimnissen, den Anderen und dem hinteren Teil des Flugzeugs liegt. „It’s bigger, it’s better, it’s darker – it’s LOST Season Two!“
Und ja. Klar doch. Im Folgenden gibts Spoiler. Massivste Spoiler. Aber mal ehrlich: Ist LOST nicht ein einziger Spoiler?
Locke und Jack betreten die Luke, in der sie auf Desmond treffen, der seit Jahren in dieser Luke lebt und seither alle 108 Minuten eine gewisse Zahlenfolge in einem Computer eingeben muss. Tut er das nicht, droht grosses Unheil. Locke übernimmt diese Aufgabe, als Desmond Hals über Kopf aus der Luke stürmt. Derweil versuchen Michael, Jin und Sawyer, an Land zu gelangen, nachdem ihr Floss zerstört wurde und Walt entführt wurde. An Land treffen sie auf eine Gruppe Wilder, die sich bald als Überlebende des Fluges herausstellen, die auf der anderen Seite der Insel gelandet waren. Als sie gemeinsam zum Lager zurückkehren wollen, erschiesst eine der „neuen“ Überlebenden, Ana-Lucia, versehentlich Shannon.
Wenig später bricht Michael gut bewaffnet auf, um sich Walt von den „Anderen“ zurückzuholen. Jack, Sawyer und Locke folgen ihm und treffen dabei auf die „Anderen“, die ihnen mit Konsequenzen drohen, falls sie zu weit gehen. Trotzdem nehmen sie später jemanden gefangen, der sich als Henry Gale und Ballonfahrer ausgibt. Doch rasch merken sie, dass Henry nicht der ist, für den er sich ausgibt. Plötzlich kehrt Michael zurück, und erzählt vom Camp der „Anderen“. Henry kann fliehen und erschiesst dabei Hurleys Freundin Libby und Ana-Lucia und verletzt Michael. Dieser will seinen Sohn zurück und möchte sich gemeinsam mit Jack, Kate, Sawyer und Hurley den „Anderen“ entgegenstellen. Zu spät merken diese, dass sie in eine Falle getappt sind…
Mit Desmond beginnt diese Staffel, und mit dem sympathischen Schotten, zumindest in cliffhangerischer und indirekter Form, findet sie ihr Ende. Dazwischen hat Desmond aber nicht viel zu melden, viel zu beschäftigt ist er, um die Welt zu segeln, nur um dann dreieinhalb Wochen später wieder auf der Insel zu landen. Stattdessen erfahren wir mehr über die Station, ihre Funktion, sowie die anderen Stationen, wie die „Pearl“. Auch die „Anderen“ tauchen erstmals in grosser Zahl auf, und wir erfahren, wenn auch sehr spärlich, einige neue Dinge über sie. Gewisse Dinge spricht diese Staffel aber auch nur an, und lässt sie – vermutlich für kommende Staffeln – noch offen. Namentlich sind das die Zahlen, die schon in der ersten Staffel auftauchten, aber auch die DHARMA-Initiative oder das Rauchmonster, denen wir nur kurz begegnen.
Die neuen Charaktere bringen zudem neue Spannung ins Feld der Hauptfiguren. Neue Konflikte tauchen auf, und gemischt mit neuen Erkenntnissen, die uns die Flashbacks geben, entwickeln sich die vielen Figuren unterschiedlich. Einige finden zueinander (Hurley & Libby, Sun & Jin), andere verlieren sich zunehmend aus den Augen (Claire & Charlie, Kate & Jack). Verglichen mit der ersten Staffel verändert sich vermutlich John Locke am meisten. Anfangs noch der gemütliche „Man of Faith“, der an Wunder auf der Insel glaubt, zweifelt im Laufe der Staffel nicht nur an seinem Verstand, sondern auch an seinem unerschütterlichen Glauben. Sein Gegenüber ist Mr. Eko, der den Glauben an das Gute auch trotz viel Unheil nie verloren hat, seinen Standpunkt aber auch mit allen Mitteln verteidigt.
Abgesehen von den Effekten, die gerade im Staffelfinale recht lausig daherkommen, bietet die zweite Staffel von LOST einwandfreie Unterhaltung. Gute Spannung und actionreiche Folgen, gelungene Charakterzeichnung und die nötige Prise Humor, bzw. Selbstironie machen diese Serie zu einem Erlebnis der besonderen Art. Oder wie Sascha sagt, zum neuen Star Wars. Was ich so ja ein bisschen unterschreiben würde.
Und „The Long Con“ hat sich schonmal ganz leicht zu meiner neuen Lieblingsfolge gemausert. Einfach so.