Es folgt aufgrund der eher grösseren Anzahl an aktuellen oder bereits nicht mehr gaaaaaaaanz so aktuellen Alben, die kürzlich ihren Weg in meine Hände gefunden haben, eine Ansammlung einiger kurzer Meinungen. Joa. Das wärs dann auch bezüglich Einleitung und so. Ran an den Speck.
Boy – Mutual Friends
„This is the beginning of anything you want.“
In Form einer ersten CD „startet das deutsch-schweizerische Duo Boy nun doch noch so richtig durch, nachdem man bisher nur einer der vielen Geheimtipps der CH-Indie-Szene war. Die Platte wurde von Herbert Grönemeyer persönlich (man kann über den guten Herrn denken, was man mag, aber er ist nunmal eine gute Referenz) produziert und mit „Little Numbers“ landeten sie zumindest in der Schweiz den absoluten Sommerhit, oder meinetwegen den Altweibersommerhit, wenn es sowas gibt. „Mutual Friends“ ist ein einfaches Album, das mit seinen folkigen Melodien, den eingängigen Texten und der wunderschönen Stimme der Schweizerin Valeska Steiner besticht. Manchmal ist es ein bisschen zu einfach und zu unausgegoren, aber grösstenteils gefällt die Scheibe auch gerade durch seinen Sound, der nicht mehr sein will, als einfach down to earth. Leider stehen jedoch die meisten Lieder punkto Aufmachung und Schliff ein bisschen im Schatten des Ohrwurms „Little Numbers“, zu Unrecht, denn wenn man wirklich genau hinhört, fallen einem noch nicht ganz perfekte, aber nichtsdestotrotz verzaubernde Perlen wie „Silver Street“ oder „Boris“ auf.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=zsyjS_vJfkw]
— 2. September 2011 (Grönland Records)
James Gruntz – Until We Get There
„I know these doors, I’ve opened all of them before – I ain’t afraid of what’s behind them.“
Wenn wir schon von Geheimtipps der CH-Indie-Szene (auf die ich vielleicht gerne mal speziell eingehen würde) sprechen, sollte man James Gruntz nicht vergessen. Hinter dem gerade für deutschsprachige etwas sonderlichen Namen versteckt sich ein wirbliger Basler, der zugibt, eigentlich keinen Plan von Musiktheorie zu haben. Sein Sound ist eine Kombination aus gekonntem Songwriting und dem angenehmen Soul-Jazz-Pop eines James Morrison oder Michael Bublé. Die Rechnung, die offensichtlich auf Lounge-Feeling setzt, geht von A-Z auf. Ein weiterer Vorteil, den das Album, das aus lediglich neun Tracks besteht, dass der Fokus umso mehr auf den einzelnen Titeln liegt. Kein Track wirkt deplaziert, und doch gibt es starke Unterschiede – die Palette reicht von experimentiellen Songs („Every Day A Little“) bis zu Titeln mit starken Funkeinschlägen („After All“). James Gruntz zählte zu den Highlights meiner Neuentdeckungen und „Until We Get There“ hebt die Qualität dieses jungen Mannes abermals klar hervor.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=ujIWzrkFruU]
— 2. September 2011 (Bakara Music)
Dengue Fever – Cannibal Courtship
„Kiss me goodbye, you’re just another stamp in my passport.“
Ich weiss nicht wirklich, wann meine Liebe für Asien, und Kambodscha im Speziellen ihren Lauf nahm. Aber ist nunmal so. Und natürlich gefällt mir deshalb auch kambodschanische Musik, obwohl da nicht alles gleich gut ist. Dengue Fever zählt aber dazu, weil es der Band immer wieder gelingt, traditionelle Aspekte mit moderneren Klängen zu vereinen. Das widerspiegelt sich auch in der Formation der Band, Leadsängerin Nimol Chomh ist Kambodschanerin, die übrige Band besteht aber aus Amerikanern. Der Mix aus kambodschanischem Sound und Gesang, Surf und Psychedelic funktionierte bislang immer perfekt, und auch auf „Cannibal Courtship“ gefällt diese Kombination. Und auch wenn dieser Stil bei manchen Titeln des Albums ein bisschen abgelutscht klingt, gefällt das Album grösstenteils, was vorallem an den umso innovativeren Highlights liegt. Die erste Single „Cement Slippers“, bei dem die charakteristische Farfisa-Orgel gekonnt eingesetzt wird, der Bossa-Track „Kiss of the Bufo Alvarius“ oder „Thank You Goodbye“ sind richtig gut, und die wohl besten Tracks der neuen Scheibe, die ansonsten doch ein bisschen gar einfallslos wirkt.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=empmNg7lCcA]
— 19. April 2011 (Fantasy)
Herman Dune – Strange Moosic
„You say I should have lived a hundred years ago – Tell me something I don’t know.“
Unverkennbar ist die Stimme des Sängers des französischen Duos Herman Dune Yaya, und sie ist wohl auch das Einzige, was seit der Gründung der Band vor über 10 Jahren noch am selben Platz ist. Yayas (der eigentlich David-Ivar Herman Dune genannt wird) Bruder André (Herman Dune) verliess die Band vor fünf Jahren, und Drummer Omé wurde bereits kurz nach der Gründung durch den Schweizer Néman (Herman Dune, oder neu Cosmic Néman) ersetzt. Und auch wenn die Band angab, für ihr mittlerweile zehntes Album neue Wege gegangen zu sein, so wird das nicht wirklich ersichtlich, wenn man „Strange Moosic“ einlegt. Es sind immer noch derselbe Old-School-Folk im Stile von Velvet Underground, der da aus den Lautsprechern schallt, getragen von Yayas bereits erwähnten einzigartigen, unperfekten Stimme. Doch das ist nicht etwa schlimm, nein eben gerade dieser Aspekt macht das neue Album zu einem gelungenen musikalischen Erlebnis. Die Lyrics bestechen durch den subtilen Humor, der sich mal zwischen den Zeilen, aber auch mal recht offensichtlich in den Zeilen befindet. Zu schade, dass ich ihr Konzert am B-Side-Festival (zusammen mit Alvin Zealot) verpasst habe, denn Herman Dune hat sich praktisch über Nacht zu einer meiner Lieblingsbands gemausert. Wenn sie weiterhin mit solch fantastischen Platten aufwarten, bin ich noch lange Fan.
Und wie es aussieht, wenn Herman Dunes neues Maskottchen mit Jon Hamm auf Reisen geht, zeigt das umwerfende Video zu „Tell Me Something I Don’t Know“. Ab 2:30 gehts richtig los.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=tOqN6k4lDBo&feature=related]
— 27. Mai 2011 (City Slang)