„There is only one god and his name is Death, and there is only one thing we say to Death: ‚Not today!'“
Wenn ein Buch oder ein Comic verfilmt wird, dann versuche ich oft, sofern mir die Vorlage zusagt, diese zu lesen, bevor ich den Film, oder im Fall von George R.R. Martins Buchreihe „A Song of Ice and Fire“, die Serie sehe. Einfach, weil ich einen Eindruck von den Figuren und eine eigene Idee bekommen möchte, bevor ich mir die Vorstellung von irgendjemand anderem aufzwingen lasse. Damit hat es dann aber auch die Adaptation schwerer, weil sie meinen Vorstellungen gerecht werden, und dabei gleichzeitig auf einem anderen Medium unterhalten sollte. Doch bei all der Lobhudelei, die die erste Staffel einfuhr, könnte man meinen, dass es Game of Thrones nicht schwer haben sollte, mir zu gefallen.
Nach dem Tod von König Roberts Hand Jon Arryn soll Ned Stark, Lord des Hauses Winterfell, dessen Posten übernehmen. Dass dieser nicht wirklich scharf auf diesen Job ist, tut nichts zur Sache, denn die Ehre will es, dass Ned Roberts Ruf folgt, und mit ihm in den Süden zieht, in die Hauptstadt King’s Landing. Damit begibt er sich in die Höhle des Löwen – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Leute, mit denen sich Robert umgibt, warten nur darauf, den Thron endlich zu besteigen, koste es was es wolle, wenns sein muss, das Leben einer Hand. Und während sich das Reich im Inneren selber zerfrisst, droht die eigentliche Gefahr von aussen, nur scheint das niemanden so recht zu interessieren…
Game of Thrones gibt sich viel Mühe, der Vorlage von George R.R. Martin gerecht zu werden, und es gelingt der Serie fast immer. Die Figuren werden liebevoll gezeichnet und ebenso vorlagengetreu wird der Plot um Verrat und Intrige abgespult. Leider begeht die Serie jedoch einen grossen Fehler – statt die Vorlage für den Zuschauer auf das Wesentliche zu reduzieren, wird sie zusätzlich aufgebauscht, vermutlich im Hinblick auf kommende Staffeln, in der Nebenfiguren zu Hauptdarstellern werden. Leider geht die Rechnung nicht auf, denn mit zunehmender Laufzeit verliert sich die Serie immer mehr in diesen zusätzlichen – und teilweise durchaus interessanten – Lovestories, Intrigen und Dramen, sodass sie den Fokus für das Wesentliche verliert und zum Schluss innert kürzester Zeit sämtliche Subplots aufschlüsselt. Weniger ist mehr, passt punkto Storytelling wohl am Besten.
Denn abgesehen davon ist die Serie – wie schon gesagt – eine gelungene Adaptation. Die wichtigsten Figuren sind passend besetzt und werden von grossartigen Darstellern verkörpert, die definitiv wissen, was sie tun, vorallem die Lannister-Meute, allen voran Peter Dinklage als kleinwüchsiger Tyrion, sowie die grossartigen Kinder- und Jugenddarsteller, die – abgesehen von Dinklage – locker aden gesamten Cast gegen die Wand spielen. Aber auch das Setting entspricht dem Bild, das der Autor in seinen Büchern zeichnet: Trostlos, karg und vorallem unfreundlich, aber nichtsdestotrotz mit einer gewissen Romantik. Ehrensache, dass HBO da noch haufenweise Sex und Brüste unterbringen musste, aber zugegebenermassen spart auch Martin in der Vorlage nicht gerade daran – nur ist es bei ihm dann doch deutlich weniger.

Wie dem auch sei, die Macher holen trotzdem viel aus der Vorlage heraus, das steht fest – wenngleich auch deutlich mehr drin gewesen wäre. Zum Beispiel, zwei Schlachten, von denen es zumindest eine in die Serie hätte schaffen sollen. Diese und andere Ärgernisse, wie die völlig überladene Story, trüben meine Freude an Game of Thrones ein wenig. Was eigentlich schade ist angesichts der ansonsten brillant und peinlich genau umgesetzten Vorlage.