„In a million years, when kids go to school, they gonna know: Once there was a Hushpuppy, and she lived with her daddy in ‚The Bathtub‘.“
Sollte der Regisseur von Beasts of the Southern Wild, Benh Zeitlin, einen Oscar gewinnen, dann kann ich stolz allen mein Autogramm von ihm zeigen. Ich traf ihn nämlich kürzlich vor dem Kino, wo er mir eine Unterschrift gab, und wir ein, zwei Worte wechselte. Und seine Oscar-Chancen stehen ja auch nicht so schlecht, Goldderby glaubt an einen Underdog-Bonus im Stile von Slumdog Millionaire oder Precious. Der Film hätte jeden Oscar, für den er nominiert sein könnte, definitiv verdient.
Die kleine Hushpuppy lebt in ‚The Bathtub‘, der sogenannten Badewanne, einer durch die Wassermassen vom restlichen Amerika der Zukunft abgetrennten Landteil. Und Hushpuppy und ihr Vater haben nicht vor, ‚The Bathtub‘ zu verlassen, auch wenn ein heftiger Sturm das gesamte Land unter Wasser zu setzen droht. Doch diese Sturheit hat ihren Preis, den auch Hushpuppy bezahlen muss, wenn sie diese turbulente Zeit schadlos überstehen will…
Die Analogie zum Hurrikan von New Orleans vor sieben Jahren ist überdeutlich, und Regisseur Benh Zeitlin macht auch keinen Hehl um seine Inspiration. Sein Film beleuchtet jene Leute, die sich dazu entschieden, am Ort zu bleiben und diesen nach dem Unwetter wieder herzurichten. Und auch wenn der Beasts of the Southern Wild in einer nahen Zukunft spielt, bleibt er dennoch sehr realistisch und geerdet. Denn Zeitlin geht es um die Schicksale, die die ökologischen und ökonomischen Änderungen der Gegenwart für die Leute der Zukunft mit sich bringen; in einem Wort: Klimawandel. Dabei erinnert der Film zeitweise sehr an eine düstere Version von Hayao Miyazakis letztem Anime Ponyo.
Wer jetzt aber erwartet, dass uns während rund neunzig Minuten auch hier der Mahnfinger vorgehalten wird, liegt krass daneben, denn bei Beasts of The Southern Wild geht es um Hushpuppy, und nur um Hushpuppy. Diese wächst einem schnell ans Herz, denn die kleine Quvenzhané Wallis spielt diese Rolle einfach meisterhaft und der Zuschauer verfolgt gebannt, wie sich das kleine Mädchen in dieser unwirtlichen Gegend durchschlägt. Diese Selbstfindungsreise schildert Zeitlin mit einem minimalistischen Drehbuch, und kommuniziert vorallem über atemberaubende Bilder. Und weil alles, was Zeitlin anfasst, zu Gold zu werden scheint, ist auch der von ihm zusammen mit Dan Romer komponierte und ebenfalls recht minimalistische Score eine Wucht.

Benh Zeitlin liefert mit seiner ersten Arbeit einen Film ab, den man getrost als Meisterwerk bezeichnen darf. Beasts of The Southern Wild ist erfrischend anders und besticht durch schöne Bilder und eine grossartige kleine Hauptdarstellerin. Der niedlichen Quvenzhané Wallis dürfte nach diesem packenden Indie-Drama bald ganz Hollywood zu Füssen liegen. Zu Recht.
Das 8. Zurich Film Festival zeigt Beasts of the Southern Wild am 29. September um 21.30 Uhr (Corso 2).