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The Hobbit: An Unexpected Journey (2012)

Hobbit

„Home is now behind you. The world is ahead.“

Als ich gestern an der Vorpremiere von The Hobbit: An Unexpected Journey war, geschah etwas, was im Publikum für spontanen Applaus sorgte. Ein paar Zuschauer kamen zu spät und wurden noch eingelassen, was den anderen Zuschauern natürlich nicht verborgen blieb. Gleichzeitig machte sich auf der Leinwand Bilbo auf die Suche nach den Zwergen, drehte sich zur linken Leinwandseite, wo auch die Türe ist, durch die die beiden Zuschauer eingelassen wurde, und rief laut: „Hello?“. Ich habe, glaube ich, selten dermassen über etwas, was im Saal passiert ist, gelacht. Und jetzt zu meiner Review, die je nach Wissensstand vermutlich den ein oder anderen Spoiler enthält:

Bilbo Baggins geniesst das beschauliche Leben in Hobbiton, als eines Tages plötzlich der Zauberer Gandalf vor seiner Türe steht und ihn auf ein Abenteuer einlädt. Ein Abenteuer? So etwas abscheuliches kommt für den konservativen Bilbo, der seinen Alltag so einfach wie möglich halten möchte, nicht in Frage. Und doch: Eh er sich versieht, stürzt er Hals über Kopf in ein Abenteuer, das ihn zusammen mit Gandalf und einer Horde Zwerge über die Misty Mountains bis zum Berg Erebor führen soll, in dem ein Zwergenschatz liegt, der vom Drachen Smaug bewacht wird.

Wenn The Hobbit: An Unexpected Journey eine Schwäche hat, dann ist das die Story. Das kommt ja auch nicht überraschend, zumal ein ohnehin schon recht lockeres Buch auf drei dreistündige Filme ausgewälzt wurde. Diese Entscheidung scheint offensichtlich ein Fehler gewesen zu sein, denn gerade zu Beginn schwächelt der Film dadurch extrem. Und auch die zahlreichen hineingewürgten Charaktere, wie Azog, Radagast oder jene aus der ersten Trilogie braucht der Film eigentlich nicht, im Gegenteil, sie sorgen nur dafür, dass die Erzählung der Geschichte mühsam vorangeht und man zeitweise etwas den Überblick über das Geschehen verliert. Hier wäre wirklich weniger mehr gewesen, und Jackson hätte sich durchaus stärker an die Vorlage halten dürfen. So wirklich von der Nötigkeit von drei Teilen konnte er mich nämlich mit diesem Film nicht überzeugen.

Mit zunehmender Laufzeit wird der Film aber immer vorlagengetreuer und entsprechend besser – was sich auch auf den Humor bezieht, der zu Beginn noch nicht so richtig zünden will, mit der Zeit aber für grossartige Schenkelklopfer sorgt. Und spätestens mit dem Auftauchen des shizophrenen Gollum ist The Hobbit: An Unexpected Journey wieder auf dem richtigen Weg (auch wenn man dies zu diesem Zeitpunkt vom Protagonisten nicht behaupten kann). Serkis spielt diesen Charakter, als hätte er in den letzten Jahren nichts anderes getan – er ist Gollum. Aber die Show gehört eigentlich einem anderen: Martin Freeman gefällt als konservativer und gleichzeitig neugieriger und vorallem gewitzter Hobbit Bilbo, und ich freue mich schon jetzt, mehr von dieser Figur zu sehen. Überhaupt gibt es am Cast nun wirklich nichts auszusetzen, die Darsteller passen alle bestens in ihre entsprechenden Rollen (der allerallerallerbeste ist natürlich die zweite Flight of the Conchords-Hälfte Bret McKenzie als Lindir). Und was Peter Jackson mit dem Endgegner Smaug anstellt ist einfach nur cool – das ist ganz grosses Kino.

Schneehobbitchen und die 13 Zwerge
Schneehobbitchen und die 13 Zwerge

Auch technisch ist der Film top-notch: Wie schon bei The Lord of the Rings sitzt hinter der Kamera Oscarpreisträger Andrew Lesnie, und das spürt man. Es sind dieselben Shots und Helikopterkamerafahrten über dieselben Landschaften, sodass es dem Zuschauer nicht schwerfällt, zu glauben, dass das nicht Neuseeland, sondern Mittelerde ist. Aber auch die Action und die Effekte sind grossartig, die Steinriesen-Szene in den Misty Mountains ist wundervoll, ebenso die beiden gezeigten Schlachten, die packend inszeniert sind, und von einem sehr coolen Score aus der Feder von Howard Shore untermalt werden. Für diesen Soundtrack hat sich der kanadische Komponist noch einmal so richtig ins Zeug gelegt, und bietet einen wuchtigen und packenden Soundtrack, der vom Thema der Misty Mountains dominiert wird. Wer sich übrigens Sorgen wegen der 48 FPS-Version oder des 3D machte, den kann ich beruhigen: Die doppelte Frame-Zahl fällt nie störend auf, und das 3D wird optimal eingesetzt, stört aber ebenfalls zu keinem Zeitpunkt.

„Don’t leave the path!“, mahnt Beorn die Gemeinschaft in der Buchvorlage. Und auch Peter Jackson hätte sich diesen Rat gerne zu Herzen nehmen dürfte. Seine Story ist voll von unnötigen Wirrungen und Wendungen, die daher rühren, dass er die Tolkiens Geschichte unnötig gestreckt hat. Abgesehen davon ist aber alles so grossartig, dass dies wirklich die einzige Schwäche von The Hobbit: An Unexpected Journey bleibt, einem Film, der auch mit einem solchen Makel trotzdem um Längen besser ist, als so mancher Fantasy-Film der letzten Jahre.

7,5 Sterne

  • Review: DER HOBBIT: EINE UNERWARTETE REISE | ChristiansFoyer

    […] Owley.ch (7,5/10) […]

  • bullion

    HFR fällt echt nicht negativ auf? Alles 48 fps Material, das ich bisher gesehen habe, erinnerte mich erschreckend an Pseudo-100 Hz-Soap Shots. Bist du dagegen nur resistent oder ist es Jackson tatsächlich gelungen diesen Look zu umschiffen?

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  • Alice

    7.5 finde ich fast etwas knapp.
    Ich stimme dir zu, die erste Hälfte des Films hat ihre Längen, aber alles in allem ist der Streifen für mich stimmig genug um die Gesamtwertung höher ausfallen zu lassen.
    Ausserdem: die 48 fps Technologie fand ich persönlich enorm geil, einfach nur schon, weil ich immer wieder fasziniert war davon, weil ich immer das Gefühl hatte, dass da irgendwie bildmässig einfach mehr drin ist als sonst.
    Ansonsten spricht mir das Review aus dem Herzen 😉

    Und ja, Lindir ist super. ^^

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  • Alice

    Herzsprechception

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  • Nicoletta

    Der verspätet Eintritt der Kinobesucher war tatsächlich lustig, ich war in derselben Vorstellung. Die Pause dafür weniger :/.
    Zwei Filme wären wohl wirklich besser gewesen, dies hätte zu absolut genialen Filmen führen können. Jetzt sind sie dies vor allem für Liebhaber und für die Anderen leider mit Mängeln behaftet.

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  • Fox

    Ach, ich kann nach Sichtung dieses ersten Teils schon verstehen, warum man 3 Filme daraus machen möchte – so kann Peter Jackson einfach noch mehr Tolkien-Story einbauen. (Stichwort Necromancer)
    Und ich bin sicher, dass es ihm die Fans danken werden, weil er so das Production Design bis zum Letzten ausnutzt.
    Ich bin jedoch auch etwas bedient, was die Überlänge angeht. Soll heißen: 3 Filme aus einem Buch (plus Nebenhandlungen) ist okay, aber gleich 3 überlange Filme? Na ja.

    Fazit: 1A Fantasy-Kino-Erlebnis – auch mit den kleinen Abstrichen

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  • Dos Corazones

    Ohne die Vorlage zu kennen: Ich finde ja, dass man die Schwächen des ersten Teils von eher unbedeutenden Handlungssträngen am Ende der Trilogie nihilieren muss. Gerade der hier mal kurz erwähnte Nekromant und die Radagast Episode passten mir auch nicht wirklich ins Konzept – könnten aber in den kommenden Teilen noch ausgebaut werden.
    Im Übrigen wird nicht das Buch auf drei Filme gestreckt – der dritte Film soll (eigentlich) die Brücke zu Herr der Ringe schlagen (also sollte Smaug wohl im nächsten Winter dran sein – mal sehen, wer recht behält)

    Zu HFR: Ich musste mich dran gewöhnen und das hat gedauert. Dann war es (meist) super.

    Und mich hätte eine Pause ja gestört 😛

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  • FunkyVogelmann

    Nicht „schizophren“, sondern persönlichkeitsgespalten. Leider weit verbreiteter Fehler. Schizophrenie ist was Anderes, kann zwar mit einer Persönlichkeitsspaltung einhergehen, muss aber nicht. Einfach mal „Das weiße Rauschen“ gucken. Wunderbarer Film zu dem Schizo-Thema.

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  • Julian

    Wo der FunkyVogelmann Recht hat, hat er Recht!

    Ich bin sehr gespannt auf den Film, die Musik werde ich mir wahrscheinlich früher geben. Zur Aufteilung der Filme: Ich hoffe, Dos Corazones behält Recht.

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  • donpozuelo

    Puhh, auch bei dir klingt das ja alles noch gut. Und ich bin froh, dass dir auch die neue HFR-Sache gut gefallen hat. Ist schon irgendwie krass, dass das fast mehr zum Thema bei diesem Film wird, als der Film selbst 😉 Wer weiß, vielleicht hätte Jackson das mal nicht vorher verraten sollen 😛

    Naja, jetzt bin ich noch umso mehr gespannt… mit all den Vorwarnungen bin ich ja jetzt bestens gewappnet für den Film!!!

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  • Zeitzeugin | Fantasy, Nerdstuff, Science Fiction, Reviews, Gaming | Der Hobbit: Eine unerwartet schwierige Review

    […] so genau, wohin er eigentlich will, sagen die einen. Er sei unnötigerweise zu sehr gestreckt, die anderen. Jemand, der hinter uns im Kino saß, meinte hinterher, der Film sei langweilig gewesen, während […]

  • Spanksen

    Ich hatte einen Fan Orgasmus nach dem anderen, also einen überlangen multiplen Fan Orgasmus in 48 Frames, deshalb bin ich heute auch immer noch erschlagen, wollte sogar schon wieder mit dem Rauchen anfangen weil ich das erste mal seit Jahren wieder die Zigarette danach vermisst habe 😉

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  • The Hobbit: An Unexpected Journey (2012) « Sharks, Pencils and Ben Affleck

    […] verkörperten. Überhaupt ist der Beginn des Filmes fabelhaft gelungen, nicht zuletzt dank des pointierten Spiels Martin Freemans, dessen herrlich überforderter Bilbo seine wunderbar affektierten Schrullen nach Beginn des […]

  • Sebastian

    Orrrr, wer kommt denn zu spät ins Kino? Orrrr!

    Und die Pause hätten sie sich echt sparen können. War ja nicht mal drei Stunden lang, das gute Stück.

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