„Once more into the fray. Into the last good fight I’ll ever know. Live and die on this day. Live and die on this day.“
Jamin Winans ist in meinen Augen ein nicht ganz so talentierter Geschichtenerzähler und Filmemacher, wie er es gerne wäre. Sein Low Budget-Debütfilm Ink ist ein Geheimtipp bei Fantasy-Fans, ich finde eher, dass es ein Geheimflop ist. Was Winans aber kann, das ist atmosphärische Soundtracks komponieren. Das Thema, das er in Ink immer wieder verwendete, geht regelrecht unter die Haut. Das fand auch Marc Streitenfeld, weshalb Ridley Scotts Hauskomponist den Track an Schlüsselstellen von The Grey, für den er die restliche Musik schrieb, einsetzte.
John Ottway wird von einer Ölfirma in Alaska angeheuert um Wölfe zu töten, die die Mitarbeiter der Firma bedrohen. Als die Maschine, an deren Bord Ottway zusammen mit einer Zahl anderer Arbeiter ist, mitten in der eisernen Wildnis abstürzt, verlassen sich die Arbeiter abermals auf Ottway – denn die Maschine stürzte im Jagdgebiet eines hungrigen Wolfsrudels ab. Für die Opfer des Absturzes steht ein Überlebenskampf der anderen Art an, müssen sie sich nicht nur gegen die Wölfe, sondern auch die eisige Kälte schützen…
In der ersten Hälfte ist The Grey ein atmosphärischer und ziemlich dreckiger „In die Bettdecke-Kuschel“-Film. Kein Horror, aber bei all der Kälte und dem negativen Grundton ist man dennoch schnell mal froh, dass man ist, wo man ist. Dazu passt der ungemein verbitterte Liam Neeson, der die Hauptrolle glaubhaft spielt, auch wenn es natürlich wieder eine typische Rolle für den grossgewachsenen Iren ist. In seiner zweiten Kollaboration mit Joe Carnahan macht er alles richtig, und man kauft ihm jede seiner Facetten sofort ab. An seiner Seite spielen zudem der kaum wieder erkennbare Dermot Mulroney sowie der künftige Marvel-Bösewicht Frank Grillo.
Mit zunehmender Laufzeit weichen dieser beunruhigende Grundton, die unsauberen Kamerafahrten und der Gruseleffekt immer ideenloserer Action. Es scheint fast, als hätte Carnahan Angst, dieses für ihn ungewohnte Konzept weiter- und vorallem zu Ende zu führen, und fällt wieder in alte Muster zurück – schade eigentlich, denn er bewies eindrücklich, dass er mehr könnte. Die Story wird so zu einem vorhersehbaren „Zehn kleine Jägermeister“-Abklatsch und auch die Wölfe verkommen zu einer allerhöchstens tangentialen Bedrohung. Ein leichter Wermutstropfen ist das schon, wenn auch nicht so sehr, als dass es einem die Freude an diesem Film nehmen könnte. Das könnte wohl nur ein Abspannsong von Justin Bieber.

Denn The Grey ist ein spannender Thriller, der gruselt und ein unwohles Gefühl hinterlässt. Er bietet glaubhafte Figuren und verliert sich nie aus den Augen. Joe Carnahans erst fünfter Film ist ein bisschen LOST im Eis. Mit Wölfen.