„Gentlemen, you had my curiosity. But now you have my attention.“
Ich hatte kürzlich mit einem Kollegen eine Unterhaltung über Quentin Tarantino. Und wir waren uns einig, dass man seinen Filmen anmerkt, dass viel Herzblut drinsteckt, da er sich einerseits viel Zeit und andererseits auch viele Freiheiten nimmt. Denn gerade das zeichnet diesen Regisseur doch aus – die Einzig- und Eigenartigkeit sowie der Bruch mit Konventionen. Wie der Hauptcharakter in seinem neuen Film Django Unchained wären Quentin Tarantinos Talente verschwendet, wenn er nicht sein eigener Herr wäre, sondern sich der Institution Hollywood unterordnen würde. Sein ganzes Können kommt erst zur Geltung wenn man ihm seine Freiheiten lässt, jene Freiheiten, die es ihm erlauben, auch mal an Interviews auszuticken.
1858, irgendwo in Texas: Der deutsche Zahnarzt und Kopfgeldjäger Dr. King Schultz ist auf der Suche nach den Brittle Brothers, einem Verbrechertrio, auf das ein hohes Kopfgeld ausgesetzt ist. Das Problem ist nur, dass Schultz keine Ahnung hat, wie die Gebrüder aussehen. Da kommt der Sklave Django ins Spiel, denn dieser weiss sehr gut, wie die Brittle Brothers aussehen – haben sie doch seiner Frau Broomhilda brutale Narben zugefügt. Also kauft Schultz ihn kurzerhand frei, und gemeinsam macht das ungleiche Duo nicht nur Jagd auf Verbrecher sondern sucht gleichzeitig auch nach Djangos verschollener Frau…
Nach den Golden Globes fragte ich mich natürlich – ist das Drehbuch auch wirklich so stark, wie es die Awards weismachen wollen? Ist Christoph Waltz tatsächlich wieder eine derartige Wucht wie schon in Inglourious Basterds? Und überhaupt: Wird Django Unchained all den Lobeshymnen gerecht? Doch eins nach dem andern: Auch wenn die Figur des Django in den Grundzügen nicht Tarantinos Erfindung ist, so ist die Geschichte und das Drumherum auf Tarantinos Mist gewachsen. Und die Story ist – mal wieder – grossartig. Es ist durch und durch Tarantino: Die überlangen Dialoge passen, der schwarze Humor trifft immer ins Schwarze und dermassen politisch unkorrekt, ohne wirklich politisch unkorrekt zu sein, war Tarantino noch nie. Die Szene mit dem Ku Klux Clan oder die Schlusssequenz auf Candyland zählen bereits jetzt zu den Highlights des aktuellen Filmjahres.
Viel verdankt Tarantino seinen Darstellern: Die erste Filmhälfte gehört Christoph Waltz, der als deutscher Kopfgeldjäger von Welt erneut eine Performance der Extraklasse hinlegt. Seine Rolle rückt aber schon recht bald in den Hintergrund, denn der mit zunehmender Laufzeit immer spielfreudiger werdende Jamie Foxx und sein schwarzer Siegfried stehlen Waltz allmählich die Schau – was zwar schade ist, aber der Film heisst ja schliesslich nicht ohne Grund Django Unchained. Auch der weitere Cast, allen voran die Herren Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson, gefällt bestens – Tarantino suchte sich seine Darsteller wirklich sehr gut aus. Und nicht nur die: Auch die Musik passt perfekt, der amerikanische Regisseur setzte dabei auf Namen wie Ennio Morricone, RZA und Rick Ross und verbindet gekonnt moderne Tracks mit alten Klassikern.

Keinem Regisseur glaube ich es so sehr wie Quentin Tarantino, wenn er sagt, dass ihm die Awards egal seien. Seine mittlerweile neunte Regiearbeit Django Unchained ist der filmische Beweis dafür, dass er die Filme nicht für die Kritiker, sondern für das Publikum macht. Wer Filme mag, wird Django Unchained lieben.