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Django Unchained (2012)

DjangoUnchained

„Gentlemen, you had my curiosity. But now you have my attention.“

Ich hatte kürzlich mit einem Kollegen eine Unterhaltung über Quentin Tarantino. Und wir waren uns einig, dass man seinen Filmen anmerkt, dass viel Herzblut drinsteckt, da er sich einerseits viel Zeit und andererseits auch viele Freiheiten nimmt. Denn gerade das zeichnet diesen Regisseur doch aus – die Einzig- und Eigenartigkeit sowie der Bruch mit Konventionen. Wie der Hauptcharakter in seinem neuen Film Django Unchained wären Quentin Tarantinos Talente verschwendet, wenn er nicht sein eigener Herr wäre, sondern sich der Institution Hollywood unterordnen würde. Sein ganzes Können kommt erst zur Geltung wenn man ihm seine Freiheiten lässt, jene Freiheiten, die es ihm erlauben, auch mal an Interviews auszuticken.

1858, irgendwo in Texas: Der deutsche Zahnarzt und Kopfgeldjäger Dr. King Schultz ist auf der Suche nach den Brittle Brothers, einem Verbrechertrio, auf das ein hohes Kopfgeld ausgesetzt ist. Das Problem ist nur, dass Schultz keine Ahnung hat, wie die Gebrüder aussehen. Da kommt der Sklave Django ins Spiel, denn dieser weiss sehr gut, wie die Brittle Brothers aussehen – haben sie doch seiner Frau Broomhilda brutale Narben zugefügt. Also kauft Schultz ihn kurzerhand frei, und gemeinsam macht das ungleiche Duo nicht nur Jagd auf Verbrecher sondern sucht gleichzeitig auch nach Djangos verschollener Frau…

Nach den Golden Globes fragte ich mich natürlich – ist das Drehbuch auch wirklich so stark, wie es die Awards weismachen wollen? Ist Christoph Waltz tatsächlich wieder eine derartige Wucht wie schon in Inglourious Basterds? Und überhaupt: Wird Django Unchained all den Lobeshymnen gerecht? Doch eins nach dem andern: Auch wenn die Figur des Django in den Grundzügen nicht Tarantinos Erfindung ist, so ist die Geschichte und das Drumherum auf Tarantinos Mist gewachsen. Und die Story ist – mal wieder – grossartig. Es ist durch und durch Tarantino: Die überlangen Dialoge passen, der schwarze Humor trifft immer ins Schwarze und dermassen politisch unkorrekt, ohne wirklich politisch unkorrekt zu sein, war Tarantino noch nie. Die Szene mit dem Ku Klux Clan oder die Schlusssequenz auf Candyland zählen bereits jetzt zu den Highlights des aktuellen Filmjahres.

Viel verdankt Tarantino seinen Darstellern: Die erste Filmhälfte gehört Christoph Waltz, der als deutscher Kopfgeldjäger von Welt erneut eine Performance der Extraklasse hinlegt. Seine Rolle rückt aber schon recht bald in den Hintergrund, denn der mit zunehmender Laufzeit immer spielfreudiger werdende Jamie Foxx und sein schwarzer Siegfried stehlen Waltz allmählich die Schau – was zwar schade ist, aber der Film heisst ja schliesslich nicht ohne Grund Django Unchained. Auch der weitere Cast, allen voran die Herren Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson, gefällt bestens – Tarantino suchte sich seine Darsteller wirklich sehr gut aus. Und nicht nur die: Auch die Musik passt perfekt, der amerikanische Regisseur setzte dabei auf Namen wie Ennio Morricone, RZA und Rick Ross und verbindet gekonnt moderne Tracks mit alten Klassikern.

"I've had it with them motherfuckin' niggas on mah motherfuckin' ranch!"
„I’ve had it with them motherfuckin‘ niggas on mah motherfuckin‘ ranch!“

Keinem Regisseur glaube ich es so sehr wie Quentin Tarantino, wenn er sagt, dass ihm die Awards egal seien. Seine mittlerweile neunte Regiearbeit Django Unchained ist der filmische Beweis dafür, dass er die Filme nicht für die Kritiker, sondern für das Publikum macht. Wer Filme mag, wird Django Unchained lieben.

10 Sterne

  • christian

    Zustimmung, in jedem Punkt. Was mich interessieren würde: Du hast ihn nicht zufällig auf Deutsch gesehen, oder? Jemand muss mir endlich sagen, wie die deutschsprachige Szene in der Synchro gelöst wurde.

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  • Xander

    @christian: Sie war auf Deutsch. Also, es war alles auf Deutsch.

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  • maloney

    Endlich mal einer der auch sagt das Jamie Foxx eine tolle Leistung abgeliefert hat!

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  • VA – Django Unchained | Die Kopfhoerer

    […] Filmkritiken: Jason Auric, Owley […]

  • Lukas

    Ich kann morgen Abend jetzt endgültig nich mehr erwarten. Juhu. 😀

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  • Dominik

    10/10, really? Wer hat dafür gezahlt? 😉 Aber gut, der Mr. maloney hat auch leicht übertrieben, von daher drücke ich einfach mal ein paar Hühneraugen zu.

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  • Dos Corazones

    Ich hatte ja fast mit so einer Meinung von dir gerechnet, du bist zu leicht zu durchschauen 😉

    Toll, dass du bei dem Film so wahnsinnig viel Spaß hattest. Ich will mich nicht andauernd selbst wiederholen. Ich sehe doch Schwächen bei dem Film, fand ihn aber trotzdem sehr unterhaltend. Klar eine Empfehlung fürs Kino, bevor jetzt die richtigen Oscar-Kandidaten zu uns rüberschwappen.

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  • Alan

    Naja. Unterhaltsam ist das Ganze schon, aber ein Freund von Tarantino war ich noch nie. Das Ganze ist zu langfädig (Cutterin Sally Menke, ich vermisse dich!), zu trivial, zu inkonsequent und – wie so oft – zu selbstgefällig. Waltz und Foxx sind gut, Unterhaltung ist da, nur leider wird der Film seinem Sklaverei-Motiv nicht gerecht und das Gespür für den Western geht ihm ebenso ab. Grosszügige 6/10.

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  • donpozuelo

    Ja, das Thema Musik… passte wirklich alles perfekt zu Tarantinos Bildern. Aber was das angeht, hat der Mann ja wirklich ein verdammt gutes Händchen.

    Wie schon gesagt, ich fand Foxx ja ein bisschen benachteiligt… die anderen Darsteller konnten seinem eher mono-silbigem Django deutlich mehr entgegenbringen… und verdammt, war Leo gut. Dem hätte ich ja eine Auszeichnung dieses Mal eher gegönnt als Waltz.

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  • Fox

    Ich mag Tarantino allgemein nicht sonderlich, fühlte mich allerdings sehr gut unterhalten bei dem Film. Dabei sollte man „Django Unchained“ unbedingt im O-Ton schauen, wenn man die Wahl hat – ich hatte die leider nicht 🙁
    Und ja, ich würde auch eher Leo auszeichnen als Waltz, wobei beide dem Hauptdarsteller die Show stehlen. Jamie Foxx wirkt nach dem Auftakt in seiner Rolle ziemlich eintönig – immer leicht angepisst und tollkühn.

    Aber wie dem auch sei: dieser Film ist definitiv einen Kinobesuch wert, selbst für Western-Muffel. 😀

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  • Lukas

    Nachdem ich den Film jetzt ja gestern (im Original) gesehen hab, versteh ich die Kritikpunkte irgendwie nicht wirklich. Es wurde ja eigentlich schon gesagt: es ist Tarantino, wie er im Buche steht, und wenn man damit allgemein weniger anfangen kann, dann wird man auch mit dem Film hier nicht durch und durch auf einen Nenner kommen.
    Ich war früher nie der große Fan seiner Filme, was sich dann allerdings vor ein paar Jahren irgendwann geändert hat. Auf seinen Stil hin hätte er imho nichts besser machen können, auch wenn die langen Dialoge oder Kameraeinstellungen, Gewaltdarstellungen oder „Selbstgefälligkeiten“ (was doch irgendwie arg übertrieben und negativ klingt – es ist halt etwas anders, weniger todernst und fast schon ‚verspielter‘, als das, was die meisten Regisseure auf ihre Weisen normalerweise inszenieren) wohl immer Geschmackssache bleiben werden.
    Ich weiß nur, dass ich mich seit langer Zeit bei keinem Film mehr so perfekt hab unterhalten gefühlt in so ziemlich allen Belangen. Großartige Kamerafahrten und
    atmosphärische Einstellungen zu toller Musikuntermalung (ja, selbst RZA), lachen, bis die Tränen kommen und einem das Lachen sofort wieder im Hals stecken bleibt, weil der abrupte Ernst nur 3 Sekunden weiter wartet. Dass er die Sprache in Dialogen wie wenige andere einsetzt, brauch ich denk ich nicht betonen – obwohl ich da in dem Beispiel hier als Deutscher sicherlich einen größeren Vorteil hatte. Und vielleicht bin ich einfach gestrickt, aber die ganze Sklavereidarstellung ging mir desöfteren doch so nah, wie ich es kaum erwartet hätte, da das Ganze der Realität schon irgendwo (trotz zugegeben teils überspitzter Darstellung) näher kommt, als was man sonst so in Filmen/Serien sieht. Vor allem letzteren Teil hat nicht mal der Hobbit geschafft – und ich bin schon ein ziemlicher Fanboy. 😉 Und auf die Coolness – oder wie ich sie empfunden hab – geh ich jetzt gar nicht erst ein.
    Insofern bin ich doch überrascht, dass der Film es geschafft, meine schon arg hohen Erwartungen noch deutlich zu übertreffen. Und wen der allgemein meinungsbedingte Hype um das Ganze stört – man kann sich auch über Schlimmeres aufregen. Oder Sachen gucken, die einem mehr liegen 🙂 Ich jedenfalls bin begeistert und freu mich drüber.

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  • Django Unchained (2012) | Film-Blogosphäre

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