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Oz: The Great and Powerful (2013)

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„I don’t want to be a good man – I want to be a great one!“

Ich sehe es vor mir – das Meeting einer Horde kreativer Köpfe, die den Titel für ihren Film suchen. „Nennen wir ihn doch einfach The Wizard of Oz, das ist naheliegend und lockt die Leute ins Kino!“, ruft ein dicker Mann mit buschigem Bart, der vermutlich den Film ebendieses Namens noch selber erlebt hat. „Neineinein, aber nicht doch, das ist ja ein Prequel“, wirft ein hagerer Typ ein, der mit Sicherheit fürs Geld der Firma zuständig ist „und Prequels mit James Franco haben Tradition, auch, was die Titel betrifft – wie wärs mit Rise of the Wizard of Oz?“ Ein Raunen geht durch die Meute, letztlich wird dieser Vorschlag aber ebenfalls abgetan. Schüchtern meldet sich der Praktikant: „Wie, äh, wärs, äh, mit, sagen wir, äh Oz?“ Alle lachen ihn aus. „Das ist zu einfach, Filmtitel müssen alles andere als kurz und knackig sein“, erwidert einer der Schlaumeier, der auch schon für die Titelfindung von The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford zuständig war, und wirft eben jenen grenzgenialen Titel ein, für den sich die Gruppe schliesslich unter lautstarkem Jubeln entscheidet: Oz: The Great and Powerful.

Hätten sie nur auf den dicken Mann oder den Praktikanten gehört.

Der schmierige Zauberkünstler Oscar Diggs gerät mit seinem Ballon in einen Wirbelsturm, der ihn in das sonderbare Land von Oz schleudert. Aufgrund seines Ballons und seiner Taschenspielertricks wird er für eben jenen Magier gehalten, der das Land einer Prophezeihung zufolge von der bösen Hexe befreien soll. Nur ist Oscar weder ein grossartiger Magier, noch sonstwie ein guter Mensch, sodass die Chancen nicht wirklich gut stehen für den Zirkusartisten…

Ganz klar – optisch holt Sam Raimi das Maximum aus Oz heraus, wo man auch hinschaut farbenprächtige Landschaften, schöne Kostüme und atemberaubende Städte. Auch das 3D ist endlich wieder mal lobenswert und fasziniert. Und wenn dem Zuschauer dann Speere und Feuerbälle ins Gesicht schiessen, zuckt selbst der 3D-resistenteste Kinogänger zusammen. Bei all dem Augenschmaus zeigt sich auch deutlich, dass das Verkaufsargument „Von den Machern von Alice in Wonderland“ mehr als nur Verkaufsargument ist – an allen Ecken und Enden erinnert der Film an Tim Burtons erfolgreichsten Film. Das beginnt bei einer Eröffnungsszene, die von Danny Elfmans virtuosen Klängen untermalt wird (hiess es nicht mal „nie wieder mit Raimi?“) und endet irgendwo bei den schrägen Einfällen und dem schwarzen Humor.

Leider ist das, was hinter der schönen Fassade steckt, nicht ganz so berauschend. Es ist sicher toll, dass der Film nicht einfach dieselbe Story abermals durchkaut, sondern etwas erzählt, was bisher noch nie erzählt wurde. Nur bleibt leider ein grosser Teil der Story auf der Strecke. Die wenigen Plottwists sind ziemlich vorhersehbar und stellenweise hat das Drehbuch eben schon seine Längen und holpert eher schlecht als recht voran. Auch schauspielerisch ist der Film ziemliches Mittelmass – die Hexen sind durchs Band stinklangweilig und haben neben dem mit viel Charme und Spielfreude agierenden James Franco nichts zu melden. Es sind vielmehr die nicht-menschlichen Figuren, die gefallen – Oscars affiger Assistent Finley, das zerbrechliche „Little China Girl“ (gesprochen/gespielt von Joey King) und der grimmige Knuck mit seiner Fanfare.

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„Power, Anak… Theodora! Power!!!“

Für seinen Titel kann Oz: The Great and Powerful nicht viel, und Raimi gibt sich auch viel Mühe, zu beweisen, dass ein dämlicher Titel noch lange nicht bedeutet, dass auch der Streifen selber dämlich ist. Letzten Endes geht sein Plan auch auf, zumindest ein bisschen: Der Film ist optisch richtig atemberaubend und eine liebevolle Hommage an den bald 75-jährigen Klassiker, leider ist er aber erzählerisch so handzahm wie ein ängstlicher Löwe, dass man nur hoffen kann, dass, wer auch immer die Fortsetzung drehen wird, mehr aus der Story herausholt.

6,5 Sterne

  • Dominik

    buuuuuuuuuuuhhh!! Notorisch runterbuttern nennt man das!

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  • donpozuelo

    Also ich fand den toll!!! Ein zauberhaftes Märchen, das mir persönlich sehr viel Spaß bereitet hat.

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  • Fox

    Selten ist mir die Hauptrolle so unsympathisch wie bei diesem Film, auch wenn ich nicht gleich „Fehlbesetzung“ rufen möchte.
    Was bleibt, ist ein schöner Effekte-Film, den man vielleicht noch mit dem Score ertragen könnte. Aber sobald die Charaktere anfangen zu reden, wird es langweilig.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir die (scheinbar schon in der Planung befindliche) Fortsetzung im Kino angucken werde, ist zunächst sehr gering.

    Da fällt mir ein: der Film passt wunderbar mit Tim Burton’s „Alice“ in eine Reihe – optisch schön, aber inhaltlich kalt, karg und belanglos.

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  • Orlindo

    Ein weiterer Vertreter der „Aussen VFX, innen nix“ Gattung. Donnerstag gibts mit Jack Nachschlag.

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  • Orlindo

    Hab nicht gesagt, dass die VFX gut sind. 😛 Aber ehrlich gesagt hat mir Jack besser gefallen als Oz. Wobei, „weniger Schmerz zu gefügt“ trifft es eher.

    PS Ich teste grad Gravatar, also nicht wundern 😛

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  • Mister Nick

    Endgeile Einleitung… XDDDDD

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  • Oz the Great and Powerful (2013) | watched

    […] Weitere Meinungen aus der Film-Blogosphäre Going to the Movies (9/10) Owley.ch (6,5/10) Jason Auric (9/10) Filmherum (4,5/5) Cinema Forever Blogbusters.ch […]

  • Heuni

    Franco spielt größtenteils einen Mist zusammen, das ist schon peinlich. Die Story ist so lala, die Effekte ganz okay (die Hintergründe sind grässlich animiert) und der Film bekommt von mir 3-4 von 10 Punkten (die Nebencharaktere sind toll). Ich bin kein Filmmeckerer und auch sehr leicht zufrieden zu stellen, aber Oz war nicht super schlecht, aber keinesfalls gut.

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  • Dos Corazones

    Die Werbung „Von den Machern von Alice“ hat mich ja vielmehr abgeschreckt. Weil die CGI-Welt und vor allem das 3D so uninspiriert und kalt wirkten. In Oz ist das komplett das Gegenteil.
    Die Welt sprüht vor abstrusen Details und herrlichen Anspielungen auf den 39er Film mit Judy Garland. Und die Details verlieren sich weiter in den Schauspielern – du sagst, die Hexen bleiben blass. Nun, wer das Original kennt (und irgendwie mag) wird sich vor Nostalgie kaum retten können.
    Dass die Geschichte eines PREquels letztlich wenige Überraschungen in der Handlung parat hält, war für mich nicht sonderlich verwunderlich. Klar verliert der Film dadurch an Spannung, aber umso mehr kann man sich auf die wunderbar gestaltete Welt einlassen. Werde ich mir auf jeden Fall noch viele, viele Male anschauen.

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  • Cem

    Owley, ich versteh die Welt nicht mehr. Jetzt gibst du diesem Machwerk tatsächlich volle 6.5 Sterne? Ich fand den Streifen unglaublich schlecht. Ich muss relativieren: Die erste Filmhälfte mag – insbesondere die s/w-Sequenzen – ziemlich gut zu unterhalten. Doch irgendwo ab der Begegnung zwischen Oz und Glinda fällt der Oz the Great and Powerful mächtig ab. Ich kann mich praktisch nicht mehr an das Original erinnern, aber dass der Film verzweifelt den Spagat zwischen diesem modernen Original und dem Klassiker von 1939 versucht, ist immer wieder offensichtlich. Was zur Folge hat, dass die visuellen Effekte mal absolut top sind, nur um im nächsten Moment wieder fürchterlich abzustinken. Die Schauspieler waren durchs Band mies. Franco gefiel in den ersten 10 Minuten, danach ging er mir mit seinem dümmlichen Dauergrinsen nur noch auf den Keks. Auch die CGI-Figuren waren Banane. Da fehlt eindeutig der gute Geist der Original-Sidekicks (Löwe, Blechmann, Vogelscheuche und natürlich Toto). Denn Erfolg des Films kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.

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  • Cem

    @Owley: Da kann ich nicht mitreden. 😛

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