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Scheibenkritiken #11

Scheibenkritiken11

Erneut habe ich mich mit vier musikalischen Neuerscheinungen befasst, die aus ganz unterschiedlichen Ecken der Welt zu uns kommen. International, könnte man sagen, das sind diese elften Scheibenkritiken allemal.

Daft Punk – Random Access Memories

Sehnlichst wurde Random Access Memories erwartet und wenngleich die sechste Platte von Daft Punk keine Enttäuschung per se ist, so macht sich doch eine gewisse Ernüchterung breit. Die Scheibe hat ihre Stärken, keine Frage. Get Lucky ist ein wuchtiger Sommerhit, auf den die Franzosen noch lange stolz sein dürfen – alles stimmt. Auch die NASA-Samples oder das Feature von Paul Williams sind toll und bergen viel Potential, das aber leider neben all den unausgegorenen Einfällen der Franzosen verpufft. Dass Contact in einem Rauschen endet, mag vielleicht ein lustiger Einfall sein, nervt aber nach mehrmaligem Hören nur noch. Und warum man Julian Casablancas um jeden Preis autotunen musste, verstehe ich wirklich nicht. Für die paar gelungenen Titel ist diese Scheibe aber ein Kauf wert – nur, wer ein Meisterwerk erwartet, wird wohl enttäuscht werden.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=5NV6Rdv1a3I[/youtube]

– Daft Life (17. Mai 2013)

Dido – Girl Who Got Away

Es ist Nacht auf dem Cover von Didos erstem Album seit fünf Jahren – und nomen… äh… Albumcover est omen. Girl Who Got Away ist eine Platte für späte Stunden, einsame Momente und verträumte Augenblicke – es trägt den melancholischen Anstrich früherer Dido-Alben, ist aber deutlich tanzbarer geraten. Was sich nun nach verbissener Verjüngungskur einer alternden Popdiva anhört, ist in Wahrheit eine gesunde musikalische Entwicklung und wirkt zu keinem Zeitpunkt künstlich oder forciert. Dido Florian Cloud de Bounevialle O’Malley Armstrong, wie die Britin wirklich heisst, gibt sich auch auf dem vierten Album natürlich wie eh und je. Wenn sie in Sitting On The Roof Of The World über ihre Karriere sinniert, kauft man ihr das sofort ab und wenn sie mit Kendrick Lamar Let Us Move On anstimmt, nickt der Hörer zustimmend. Sich zu entwickeln und fortzubewegen, das hat Dido gut getan, Girl Who Got Away ist ihre stärkste Platte. Bisher.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=NnrswAX5qFo[/youtube]

– RCA Records (4. März 2013)

The National – Trouble Will Find Me

Ihr letztes Album High Violet war ein voller Erfolg und gilt bei vielen Kritikern als bestes Album 2010. Klar, dass die Erwartungen drei Jahre später beim Nachfolger Trouble Will Find Me hoch sind, und The National enttäuschen nicht. Ihr Sound ist gewohnt melancholisch und so grau, wie die Verpackung, aber da liegt bekanntlich auch der Charme dieser Band. The National wären schliesslich nicht The National, wenn sich Matt Berninger nicht mit seiner schönen Stimme durch die Songs schleppen würde und jedes Wort so behutsam artikulieren würde, als wäre es sein letztes. Doch nicht alles ist grau und schwerfällig, spätestens wenn man die CD öffnet, strahlen einem bunte Farben entgegen. Damit verhält es sich ähnlich wie mit der Musik der Band aus Ohio – erst nach mehrmaligem Hören erkennt man die Schön- und Feinheiten, die Trouble Will Find Me birgt. Aber je länger man sich damit befasst, desto mehr schätzt man sie.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=N527oBKIPMc[/youtube]

– 4AD (21. Mai 2013)

The Phoenix Foundation – Fandango

In einer ähnlichen Situation wie The National finden sich die sechs Neuseeländer von The Phoenix Foundation mit ihrer neuen Platte Fandango wieder. Ihr letztes Album Buffalo bescherte ihnen den Durchbruch und machte sie auch ausserhalb des Kiwilandes bekannt. Klar, dass da die Erwartungen hoch sind. Doch ein zweites Buffalo, das ist die neue Scheibe lange nicht. Alleine die Tatsache, dass man die Songs auf zwei separaten CDs präsentiert und der Abschlusstrack siebzehn Minuten dauert, macht klar, dass Fandango aus experimentiellerem Holz geschnitzt ist, als das bisherige Zeug der Neuseeländer. Nicht immer gefällt das gleich gut, aber in vielen Fällen gelingt das – The Captain oder Morning Riff sind zwei der gelungeneren Beispiele dieses Albums, und auch Evolution Did oder Supernatural haben ihre Stärken. Was dem Album aber fehlt, sind eingängige Ohrwürmer. Doch auch ohne solche ist Fandango ein gelungener Nachfolger, der zwar nie ganz an die Klasse von Buffalo heranreicht.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=SvksV-uyM28[/youtube]

– Universal Music NZ (26. April 2013)

  • Julian

    Didos ( inzwischen nicht mehr ganz so) Neue ist ja in vielen Kritiken sehr schlecht weggekommen. Ein Grund, warum ich sie bis heute nicht gehört habe. Für mich wird das Debüt immer die Beste bleiben, weil (insert naughty story here) und damals wars ja der Quasisoundtrack zu Roswell. Kathrin Heigl war noch vertretbar und hat keine fürchterlichen Hochzeitsfilme gedreht und man prophezeite Shiri Appleby eine Karriere. Und ich hatte lange Haare und wollte zum Satya Sai Baba nach Indien. Verrückte Zeit.

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  • Verena

    Die ganzen Daft Punk-Fans sind irgendwie alle enttäuscht von der neuen Platte (oder zumindest ernüchtert wie Du sagst). Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch, zu viel Hype im Vorfeld? Ich find sie jedenfalls toll, da sind ne Menge guter Stücke drauf (Giorgio by Moroder, Get Lucky, die Stücke mit Pharell Williams und Paul Williams, allein die sind es voll wert!). Die alten Alben werde ich nachholen und vielleicht verstehe ich dann die ganze Kritik.

    Die Neue von The National werde ich mir noch anhören, bin gespannt.

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  • Dominik

    Daft Punk sehe ich ganz ähnlich. Ich hatte mich sehr gefreut und rede mir eigentlich viel mehr ein, dass die Scheibe fantastisch ist. Ist sie nicht, lediglich gut. Und das Rauschen am Ende: Vielen Dank, dass du das erwähnt hast. Es nervte bereits beim ersten mal Hören…

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