„You will give the people an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun. In time, you will help them accomplish wonders.“
Christopher Nolan hat das Superheldenkino mit seiner The Dark Knight-Trilogie revolutioniert. Nun macht er sich an der anderen grossen DC-Ikone zu schaffen, und bringt uns Man of Steel. Wobei das so natürlich nicht ganz stimmt, denn Regie führt diesmal das enfant terrible des Blockbusterkinos, Zack Snyder, der uns solche Meisterwerke wie 300 oder Sucker Punch gebracht hat. Snyders eigenwilliger Stil, dem böse Zungen unterstellen, dass er „style over substance“ stellt, machen ihn zum vermutlich umstrittensten Regisseur in Hollywood. Und nun spannt er also mit dem Liebling der Kritiker zusammen, mit Chris Nolan. Kann das auf die Dauer gut gehen? Die Antwort ist deutlich: Es kann.
Der Wissenschaftler Jor-El erkennt, dass sein Planet Krypton dem Untergang geweiht ist, und entsendet seinen Sohn Kal-El auf die Erde, in der Hoffnung, dass er dort eine zweite Chance bekommt. Auf dem blauen Planeten merkt er schnell, dass ihm die anderen Konditionen, die hier herrschen, spezielle Fähigkeiten verleihen. Jonathan Kent, sein Ziehvater auf der Erde, glaubt jedoch nicht, dass er diese Fähigkeiten einsetzen sollte und befürchtet, dass die Menschheit noch nicht bereit dafür ist. Als mit General Zod ein alter Feind seines Vaters die Erde bedroht, muss Kal-El wohl oder übel seiner Bestimmung folgen und seine Rolle als Beschützer der Menschen einnehmen…
Auch auf Man of Steel trifft der Vorwurf, dass sich Snyder etwas in seiner Optik verliert, zu. Doch die Effektlastigkeit dieses Films geht völlig in Ordnung, denn so schön gefilmt war schon lange kein Blockbuster mehr. Wir schwimmen (in schickem 3D) mit Walen, fliegen durch die Wolkendecke und alleine die Eröffnungssequenz auf Krypton dürfte jeden Liebhaber von Snyders Schauwerten zufrieden stellen. Speaking of which: Ein bisschen schade finde ich das Redesign von Krypton schon, nun kommt die Heimat von Superman daher wie ein 0815-Science-Fiction-Planet, bei dem man sich offensichtlich von Star Wars: Episode II – Attack of the Clones, 300 und H.R. Giger inspirieren liess. Immerhin sind die Effekte prächtig und auch die Action ist packend inszeniert, sodass man dem eisigen Krypton aus den alten Filmen nicht lange nachweint. Snyder baut seine Action langsam auf, bevor er im Schlussteil ein fast neunzigminütiges Actionfeuerwerk zündet, das alles bisher Gesehene locker in die Tasche steckt. Untermalt wird das Ganze von Hans Zimmers pumpendem Score, der mit einem hoffnungsvollen und epischen Thema aufwartet. Auf sein Markenzeichen, die Slow Motion-Einstellungen, verzichtet Snyder hier erstaunlicherweise ganz, dafür hat er (neben den Lens Flares) ein neues Spielzeug gefunden, mit dem er seine Actionsequenzen garniert. Ich nenne es mal in Ermangelung besserer Optionen „Random Zooming“ – das Zoomen bei weitwinkligen Shots. Irritiert den Zuschauer total und bringt vom Erzählerischen her genau nichts.
Was die Narrative betrifft, beginnt der Stahl ohnehin ein wenig zu rosten, wenn man mir den Kalauer verzeihen mag. Man of Steel bietet zwar deutlich mehr Charakterzeichnung und Tiefgang als die Filme von Donner, Lester, Singer und Co. – doch leider ist das viel zu wenig. Konflikte und Probleme sind beim Script von David S. Goyer Fehlanzeige. Der umstrittene Drehbuchautor drückt was das Storytelling betrifft, etwas zu stark auf die Bremse und lässt die Chance, dieser schon so recht eindimensionalen Figur etwas Vielschichtigkeit zu verleihen, ungenutzt – die Abwesenheit von Jonathan Nolan am Script von Man of Steel wiegt eben vermutlich doch schwerer als angenommen. Auch wenn ihnen das etwas verwirrte Drehbuch nicht viel Anlass dazu gibt, treiben sich immerhin die Darsteller zu Höchstleistungen. Henry Cavill spielt die Hauptrolle bravourös und macht Freude auf mehr – doch das schauspielerische Highlight ist klar Michael Shannon als General Zod, einer der spannendsten Bösewichte der letzten Jahre (sorry, Khan). Mit Amy Adams wurde zudem endlich eine vernünftige Lois Lane gefunden, der Laurence Fishburne als charismatischer Verleger Perry White auf die Finger schaut. Und nicht zu vergessen, die beiden Robin Hoods, Russell Crowe und Kevin Costner, sowie Diane Lane als kryptonische, respektive menschliche Superheldeneltern.

Ganz fehlerfrei verläuft der Jungfernflug des Stählernen zwar noch nicht, aber Man of Steel ist ein solider und optisch überzeugender Superheldenfilm, der mit interessanten Charakteren und packender Action aufwartet – und damit ist er mit Abstand der beste Superman-Film. Es ist nun an Snyder, Nolan und Goyer, uns zu beweisen, dass das kein Glückstreffer war.