„Mother nature is a serial killer, no one’s better or more creative. But like all serial killers, she can’t help the urge to wanna get caught. After all, what good are all the brilliant crimes, if no one takes credit? So she leaves crumbs. Now the hard part, where you spend a decade at school, is seeing the crumbs for the clues they are. Sometimes the thing you thought was the most brutal aspect of the virus turns out to be the chink in its armor. And she loves disguising her weaknesses as strengths. She’s a bitch.“
So chaotisch wie es im Film zu und her geht, sollen auch die Dreharbeiten von World War Z verlaufen sein. Ganze Massenszenen auf dem Moskauer Roten Platz fielen dem Schnitt zum Opfer, als Regisseur Marc Forster plötzlich beschloss, dem Film ein völlig anderes Ende zu verpassen. Durch die daraus resultierenden Nachdrehs explodierten die ohnehin hohen Produktionskosten wiederum, sodass mittlerweile von einem Budget von satten 400 Millionen die Rede ist – notabene deren hundert mehr als beim bisher teuersten Film. Als auch die Marketingkampagne nicht wirklich überzeugend anlief, schien das Desaster perfekt. Doch wie es scheint, konnten die Macher dank guten Kritiken den finanziellen Supergau noch einmal abwenden. World War Z ist in den USA auf Erfolgskurs… zu Recht?
Die Welt stürzt ins Chaos, als eine mysteriöse Pandemie die Menschheit zu hirnlosen Zombies mutieren lässt. Der UN-Mitarbeiter Gerry Lane reist um die Welt, in der Hoffnung, herauszufinden, was das für ein Virus ist, woher es kommt und wie man es bezwingen kann. Doch die Zeit läuft gegen den Familienvater, der nicht nur die Menschheit vor dem Untergang bewahren will, sondern auch seine Familie…
Das Problem von World War Z ist, dass man ihm das Theater hinter den Kulissen anmerkt. Während er in den ersten beiden Akten gekonnt Spannung aufbaut und gut inszenierte Actionsequenz an Actionsequenz reiht (jawohl, Marc Forster kann es), tanzt der dritte Akt, den Damon Lindelof und Drew Goddard umschrieben, aus der Reihe. Der Bündner Regisseur will die ganze Pandemie plötzlich wissenschaftlich erklären und scheitert dabei auf der ganzen Linie. Die schlichte „ist einfach so“-Erklärung der Symptome beisst sich mit dem realistischen Grundton, der zuvor angeschlagen wurde. Wobei hier „realistisch“ in Klammern stehen sollte, denn World War Z ist bei allem Realismus immer noch ein Zombie-Film und verfällt auch dem ein oder anderen Genreklischee – etwa jenem vom Kind, das im Chaos der Zombie-Invasion ganz dringend seine Medizin benötigt oder den typischen Explosionsorgien, die die Zombies angeblich auslösen. Die Logik dahinter muss mir ehrlich gesagt mal jemand erklären. Hie und da überrascht Marc Forsters zweiter Actionblockbuster dann doch noch ein bisschen, etwa wenn Charaktere, die doch recht essenziell für den Plot zu sein scheinen, mir nichts, dir nichts, dahinraffen.
Doch leider sind solche Lichtblicke bei World War Z eher eine Seltenheit, primär haben wir es mit einem vorhersehbaren Wirrwarr zu tun, das zu allem Übel noch mit schlechten Effekten inszeniert wurde. Bei einem dreistelligen Millionenbudget ist es schon fast eine Frechheit, wie mies die Zombies umgesetzt wurden. Zudem sparen die Macher an Nahaufnahmen, ausser in rennenden Menschenmassen sehen wir kaum Zombies, geschweige denn, wie Untote Leute beissen. Und bei all den wackeligen Aufnahmen kann halt auch kein Grusel oder Horror aufkommen. Ein Zombiefilm ohne richtige Zombies, quasi. Und dann noch dieses Versprechen, dass Muse im Film zu hören seien. Gerade ein Stück erklingt. Und das etwa dreizehn mal. Irgendwann nervt selbst den grössten Fan, wie unpassend und uninspiriert The 2nd Law: Isolated System jeweils eingesetzt wird – über den Score von Marco Beltrami lasse ich mich gar nicht erst aus. Immerhin stapft Hauptdarsteller und Produzent Brad Pitt mit erstaunlich viel Durchhaltevermögen und Souveränität durch dieses Durcheinander, das sich World War Z nennt. Wenn es wenig Gutes zu sagen gibt, muss man eben nehmen, was man findet.

Die Produzentin Dede Gardner äusserte sich im Spiegel Online folgendermassen zu World War Z: „Alle beschweren sich über zu viele Franchises im Kino! Wir haben versucht, etwas Originäres zu schaffen, dann haben wir erkannt, dass es nicht gut genug war, also haben wir es besser gemacht. Warum kriegen wir keinen Applaus?“ Ganz einfach: Weil Originalität alleine nicht reicht. So gut die Idee sein mag, bei solch einem chaotischen Script, derart miesen Effekten und ärgerlicher Zombie-Zensur kann ich unmöglich applaudieren.