„Gatsby? What Gatsby?“
Am 16. Mai 1993 sass meine Mutter hochschwanger im Kino und sah sich The Great Gatsby mit Robert Redford an. Das war quasi mein erster Kinofilm, denn schon am nächsten Tag erblickte ich das Licht der Welt. Und der Zufall wollte es, dass die bereits fünfte Verfilmung des Stoffes, diesmal mit Leonardo DiCaprio in der Titelrolle, nach einer Startterminverschiebung auf den 16. Mai 2013 angesetzt wurde, just 20 Jahre nachdem meine Mutter sich den Film im Kino angesehen hatte. Ich mag diese Geschichte, weil sie irgendwie herrlich schräg ist und von sovielen Zufällen geprägt. Und leider auch nicht wahr. Denn nach langer und intensiver Recherche fanden wir heraus, dass es tatsächlich ein anderer Redford-Film war, den sich meine Mutter angesehen hatte. Doch wie auch Leos Charakter in The Great Gatsby schreibe ich halt einfach meine Lebensgeschichte um – mit dem Unterschied, dass jetzt alle wissen, dass ich lüge.
Nach meiner Erstsichtung war ich so enttäuscht von The Great Gatsby, dass ich aus Trotz verzichtete, eine Kritik zu schreiben. Nun habe ich ihn am OrangeCinema zum zweiten Mal gesehen, und vielleicht war es die Atmosphäre – im Mondlicht und mit leicht bewölktem Himmel direkt am See mit Blick auf die Lichter des anderen Ufers – die den Ausschlag gab, dass plötzlich alles stimmte und ich erkannte, dass es sich bei Baz Luhrmanns Film um einen nicht nur optisch sondern eben auch inhaltlich extrem schönen Film handelt. Gerade mit der Story hatte ich beim ersten Mal noch Mühe, die von mir bemängelten Längen stellte ich diesmal aber nicht fest. Die Story verliert (trotz 50 Old Sports) das Ziel nie aus den Augen und schafft es dabei trotzdem Themen wie Freundschaft, Treue und natürlich einer tragischen Liebe glaubhaft und packend zu erzählen.
Viel dazu bei tragen auch die Darsteller – nicht nur Leonardo diCaprio gefällt mir in seiner Rolle bestens, auch Tobey Maguire und die wunderwunderwunderbarste aller wunderbaren Careys, Frolein Mulligan, machen einen überzeugenden Job und tragen massgeblich dazu bei, dass man mit den Figuren mitleidet, respektive – fiebert. Seine Erzählung schmückt Baz Luhrmann mit wunderschönen, surrealen Bildern, die so künstlich wirken wie diese Welt, die uns in The Great Gatsby präsentiert wird. Die Optik hat der australische Regisseur mit den schneeweissen Haaren definitiv im Griff – für die musikalische Untermalung hat er sich Hilfe geholt. Zuständig dafür ist Jay-Z, der mit The XX, Lana del Rey und Florence + the Machine einige der angesagtesten Künstler versammelt hat, die einen modernen und frischen Soundtrack kreiert haben, der trotzdem (oder gerade deshalb?) perfekt zum 20er-Jahre-Setting passt.

Mit schicken Bildern und packender Musik wartet Baz Luhrmanns The Great Gatsby auf – doch dahinter steckt auch eine spannende Story, die zeitlos ist und mitreisst. Spätestens nach der zweiten Sichtung bin ich begeistert von diesem Film.