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The Newsroom – Staffel 1

Newsroom

„I need to tell you that you’re going to remember this night for the rest of your lives. It’s going to be a long night and we need you to work fast and we need you to work well. But once in a while, take three seconds – you can’t spare more than that – take three seconds to notice where you are and what you’re doing. Will’s gonna go on the air in a few minutes so that we can report that at the order of the President of the United States, US Special Forces have shot and killed Osama bin Laden.“

Eine politische Serie? Ist das was für mich? Ich würde mich zwar nicht als Politikmuffel beschreiben, aber dass ich die letzten gefühlten 20 Abstimmungen verpasst habe, spricht auch nicht für meine Begeisterung für das, was die in Bern so machen. Oder auf der Welt, for that matter. Dass ich mir aber trotzdem The Newsroom von Aaron Sorkin zugelegt habe, liegt vorallem daran, dass mich der Trailer zur ersten Staffel damals so mitriss, dass ich der Serie einfach eine Chance geben musste. Meine Bedenken erwiesen sich zum Glück als unbegründet – die Nachrichtensendungsproduktionsserie aus dem Hause HBO ist alles andere als eine trockene Politiklektion. Vielmehr handelt es sich dabei um eine der packendsten Serien, die ich je gesehen habe und mit Sicherheit die beste, die ich von HBO gesehen habe.

Als sein Produzent die Nachrichtensendung von Will McAvoy verlässt, findet Wills Chef einen Ersatz, der dem Nachrichtensprecher überhaupt nicht in den Kram passt: Seine Ex-Freundin Mackenzie MacHale. Zähneknirschend lässt sich Will auf Mackenzie ein und lässt sich von ihr für eine Kursänderung begeistern. Statt Quoten dominiert die Relevanz der News die Programmgestaltung. Investigativität und Integrität statt blankem Sensationsjournalismus, so lautet die Devise. Das zu bewerkstelligen ist aber leichter gesagt als gesagt – Will und Mackenzie müssen nicht nur eigene Probleme aus dem Weg schaffen und sich mit einem Team aus jungen unerfahrenen Journalisten herumschlagen, aus der Chefetage, die um einflussreiche konservative Geldgeber fürchtet, weht ihnen zusätzlich ein eisiger Wind entgegen…

Aaron Sorkins Serie ist ein Volltreffer – selten hat mich ein Format so begeistert wie The Newsroom. Es gelingt dem Oscarpreisträger eindrücklich, den Zuschauer für das weltpolitische Geschehen, das die fiktive Sendung News Night behandelt, gleichermassen zu begeistern, wie für die Charaktere, die diese Sendung gestalten. Ein Grossteil dieses Verdienst geht an den Macher selbst. Sorkins Drehbücher sind spannend und voller Witz, eine Kombination, die bestens funktioniert. Dabei ist es auch schön, wie er die realen Ereignisse in die Serie einbaut, gerade die Tötung von Osama Bin Laden wird optimal genutzt und spannend umgesetzt. Ein Satz von Sorkin blieb mir dabei in Erinnerung: „For one thing, the audience knows more than the characters do, which is kind of fun. And it gives me the chance to have the characters be smarter than we were.“ Eine schöne Idee, die Sorkin gut umsetzt.

Ein glückliches Händchen bewies der The Social Network-Autor mit seinem Hauptdarsteller. Jeff Daniels ist eine perfekte Wahl für die Rolle des News Anchors Will McAvoy, der mit viel Optimismus und Selbstüberzeugung an die Sache geht, sich dabei aber auch vielmals von seinem Stolz blenden lässt. Auch Emily Mortimer gefällt als gleichermassen schusselige wie selbstbewusste MacKenzie MacHale, dennoch bleibt sie im Kreis der ohnehin schon schwachen Frauenfiguren ziemlich blass. Hier wiederholt sich das disneyprinzessenhafte Charaktermuster der Frau, die angesichts erster Anzeichen von Liebe gleich weiche Knie bekommt, für meinen Geschmack etwas gar oft. Allison Pills Figur Maggie Jordan bildet da zwar keine Ausnahme, kann aber aus dem Script noch am meisten herausholen und bekommt von mir sowieso generell einen Sympathiepunkt. Nicht nur, weil sie Kim Pine war. Aber auch.

Bei den männlichen Hauptfiguren zeigt The Newsroom etwas mehr Feingefühl – gerade Don, gespielt von Thomas Sadowski, ist eine vielschichtige Figur, die man anfangs als Quasi-Antagonist wahrnimmt, bis man realisiert, dass er eigentlich einer der Guten ist. Auch Sam Waterston ist eine Wucht in seiner Rolle als aufbrausender Präsident der News Division des Senders, der sich im Zweifelsfall wie eine Vaterfigur hinter seine Angestellten stellt. Mit Jane Fonda, Chris Messina, David Harbour und Terry Crews konnte man zudem auch die Nebenrollen mit hochkarätigen Namen spicken – speziell Fonda ist in der Rolle als intrigante CEO der Mediengruppe perfekt besetzt und hat die Emmy-Nomination definitiv verdient. Auf ihre Rückkehr in Staffel 2 bin ich nach der Entwicklung im Staffelfinale sehr gespannt. Überhaupt sind die ganzen Intrigen hinter und vor den Kulissen eines der Highlights der Serie – schade nur, dass für diese Rollen immer die Konservativen herhalten müssen und der selbsterklärte Demokrat Sorkin nicht ein etwas differenzierteres Bild hinbekommt.

"We are Sex Bob-Omb and we're here to make you think about death and get sad and stuff!"
„We are News Night and we’re here to make you think about death and get sad and stuff!“

Aaron Sorkin zeichnet mit The Newsroom ein authentisches Bild von der Nachrichtenwelt, das einen vom ersten Augenblick an mitreisst. Seine Serie besticht nicht nur durch die Realitätsnähe, sondern auch durch die charismatischen Figuren. Für die zweite Staffel wünsche ich mir zwar etwas spannendere weibliche Charaktere, ansonsten gibt es an The Newsroom wirklich nichts auszusetzen. Bestes TV der letzten Jahre.

  • donpozuelo

    Steht auch schon zu lange auf meiner nicht enden wollenden Liste an Serien. Irgendwann schaffe ich das bestimmt mal.

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  • Fox

    Hm, ich will nicht spoilern, aber ich würde wetten, dass dir die zweite Staffel auch gefallen wird.
    Und du hast den Vorteil, nicht immer eine Woche auf Fortsetzung warten zu müssen. 😛

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