„We wanna scan you, all of you, your emotions, your laughter, your tears. We want to sample you and to own this thing called Robin Wright.“
Eigentlich wollte ich mir am Animationsfilmfestival Fantoche mehr als nur zwei Langfilme ansehen. Ich wollte mir auch die Kurzbeiträge zu Gemüte führen, die im Rennen um den Preis waren. Leider schaffte ich es nur, mir zwei Filme anzusehen – den überkitschigen und in meinen Augen schlechten Ōkami Kodomo no Ame to Yuki (Ame & Yuki: Wolfskinder) von Mamoru Hosada und Ari Folmans Animations-Realfilmhybride The Congress. Zu letzterem werde ich an dieser Stelle einige Worte verlieren.
Nach jahrelanger Leinwandabstinenz bietet ein Filmstudio der alternden Robin Wright einen letzten Deal an: Mithilfe modernster Technologie wollen die Produzenten die Schauspielerin einscannen und sie nur noch mit digitalen Mitteln schauspielern lassen. Wright willigt auf den Deal ein, ist sich der Konsequenzen, die dieser unmoralische Handel mit sich bringt aber nicht bewusst. Und so wird sie zwanzig Jahre später selber Opfer ebenjener digitalen Revolution, die sie mit dem Handel losgetreten hat…
Was für ein Trip! Mit zwei Stunden ist The Congress zwar ein bisschen lang geraten, der Qualität von Ari Folmans zweitem Animationsfilm tut dies aber keinen Abstrich. Der Film beginnt als Realfilm, wechselt dann in der Hälfte aber das Format und präsentiert uns die Geschichte im animierten Stil. Diese Vermischung dieser Stile funktioniert bestens, sowohl der Realfilmteil als auch der Animationsteil sind sind optisch und inhaltlich einwandfrei. Diesmal bedient sich Folman aber nicht eines realistischen Animationsstils, sondern geht in die gegenteilige Richtung. Schliesslich befinden wir uns in einer Welt, in der die wildesten Träume und Fantasien real werden, und das heisst: Fleischer-Look, viele bunte Farben und Penisfische. Dass Folman in der Vorlage von Stanislaw Lem das Kifferbuch schlechthin sieht, merkt man dem Film schnell an.
Dabei lässt es sich Folman nicht nehmen, hie und da auch noch ein bisschen Gesellschaftskritik zu üben. Sei das an Grosskonzernen (worauf sich der Name des von den Fans einer Gottheit ähnlich umjubelten Konzernchefs Reeve Bobs reimt, dürfte klar sein) oder an der Filmindustrie generell, die mit dem fiktiven Filmkonzern Miramount und dem unglücklichen Gastauftritt einer gewissen Hollywoodikone ordentlich ihr Fett weg bekommt. Mit seinen schrägen Einfällen, den Stilwechseln und nicht zuletzt der unverblümten, ehrlichen Art erinnert der Film an Masaaki Yuasas Mind Game – ausserdem ist die Story ähnlich komplex und verwirrend gehalten. Was The Congress dem japanischen Film voraus hat, ist die umwerfende Hauptdarstellerin. Robin Wright besticht in dieser fiktionalisierten Version ihrer selbst und trägt den Film sowohl in der realen als auch in der animierten Version. Mit Harvey Keitel, Paul Giamatti, Danny Huston und Kodi Smit-McPhee stehen ihr zudem einige grosse und ebenfalls toll aufspielende Namen zur Seite.

Es ist eine zauberhafte Mischung aus Real- und Animationsfilm, die uns Ari Folman mit The Congress präsentiert. Die leichte Überlänge verzeiht man dem Film gerne, denn im Gegenzug erhält man ein nachdenklich stimmendes und gesellschaftskritisches Meisterwerk.