„Look, we have the strength to survive anything. What’s the worst that can happen with Chang?“
Wird es besser mit der zweiten Staffel, oder eher schlechter? Bei so ziemlich jeder Serie trägt die Antwort auf diese Frage massgeblich dazu bei, ob der Serie ein langes Leben beschert ist, oder ob es bereits an dieser Stelle ein Ende findet. Im Falle von Community muss man sich aber keine Sorgen machen, denn den Machern gelingt es mit der zweiten Staffel nahtlos, an die Qualität der ersten anzuknüpfen und diese dabei hie und da sogar noch zu toppen.
Nachdem alle Spanish 101 erfolgreich abgeschlossen haben, steht für die Gruppe nun Anthropoloy 101 an – doch das ist nicht die einzige Änderung im neuen Schuljahr. Der ehemalige Spanischlehrer Ben Chang muss seinen Abschluss nachholen und drückt neu zusammen mit Jeff, Britta, Abed, Troy, Shirley, Annie und Pierce die Schulbank. Und damit nicht genug – Chang ist auch fest entschlossen, endlich Teil der Lerngruppe zu werden. Das wiederum ist nicht ganz im Sinn der Gruppe, aber ganz ehrlich: Wenn man bereits Pierce in der Gruppe hat, wie schlimm kann es dann noch werden?
Die zweite Staffel von Community setzt da an, wo die erste Staffel aufgehört hat, bringt aber auch einige Neuerungen mit sich: Nach seiner Entlassung am Greendale Community College versucht es Ben Chang als Schüler und sucht natürlich auch bei der Gruppe Anschluss. Da diese ihn nicht sofort aufnehmen will, wird Chang ein bisschen zum Antagonisten dieser Staffel, eine Rolle, die ihm aber nicht wirklich passt. Als Señor Chang gefiel mir Ken Jeongs Figur viel besser, und es wäre natürlich schön gewesen, wenn die Macher den Twist ein wenig später gebracht hätten. Zudem geht dadurch auch der penetrante Pierce Hawthorne ein wenig unter, kann aber dennoch einige Akzente setzen – etwa, wenn er seine Rache planen darf, oder natürlich im Staffelfinale, das erneut zwei Paintballfolgen präsentiert.
Diese Doppelfolge zeigt, dass gute Ideen auch ein zweites Mal funktionieren können. Die Spaghetti-Western-Parodie ist wunderbar und so detailverliebt inszeniert, dass man aus dem Lachen fast nicht mehr herauskommt. Das Highlight ist da klar Josh Holloways Gastauftritt, der zum Coolsten zählt, was dieser Serie bislang passiert ist. Schön zu sehen, wie der grosspurige Jeff neben dem Black Rider plötzlich ganz klein wirkt. Auch die Zombie-Episode oder natürlich die Pulp Fiction-Parodie (unter der Regie von Richard Ayoade) sind witzig und beweisen, dass den Machern von Community die guten Ideen noch lange nicht ausgehen. Eine spezielle Erwähnung verdient an dieser Stelle die Claymation-Weihnachtsfolge, bei der das Making Of fast noch besser ist, als die Folge selber. Schön, dass dabei auch immer noch Platz bleibt für ruhigere Folgen, die sich der Figuren annehmen und uns die nötige Charakterentwicklung bieten.
Das spricht für die Vorgehensweise der Macher, die Story immer ins Zentrum zu stellen, und sie nicht um die Gags herum zu kreieren. So bekommen wir Folgen wie Cooperative Calligraphy, eine Bottle Episode oder die Dungeons & Dragons-Folge, die abgesehen davon, dass sie sehr witzig sind auch die Beziehungen zwischen den Charakteren thematisieren und analysieren. Dass da irgendwo noch eine Schwangerschaft inklusive Geburt Platz finden muss kann man den wenigen TV-Klischees zuschreiben, der sich die Serie unterordnet (oder wird hier bewusst ein Klischee entlarvt?), Spass macht selbst diese Storyline. Das ist etwas, was in der zweiten Staffel von Community positiv auffällt: Es gibt bereits erste Storylines. Ob und wie sich das weiter entwickeln wird, werden kommende Staffeln zeigen, die Richtung stimmt zumindest.
Auch die zweite Staffel von Community ist gelungen. Comedy auf höchstem Niveau, aber auch gekonnte Charakterentwicklung – Dan Harmon weiss, wie man sein Publikum begeistert. Auf die dritte Staffel bin ich vorallem gespannt, weil ich wissen möchte, ob es den Machern gelingt, erste Storyarcs einzuflechten.