„We are gonna do the Golden Mile and this time, we are gonna see it through to the bitter end. Or lager end.“
Die helvetischen Fans von Edgar Wright haben es nicht leicht. Bereits bei Scott Pilgrim vs. The World war das Release ein ewiges Hin- und Her, das in einem Kinostart einen Monat nach dem deutschen und deren drei nach dem amerikanischen resultierte. Der Film lief in der Schweiz aber dermassen mies – nicht einmal 2000 Leute wollten sich meinen Lieblingsfilm ansehen. Wohl deshalb beschloss der Verleiher, für The World’s End, den Abschluss von Wrights Blood-and-Ice-Cream-Trilogy, gänzlich auf einen Kinostart zu verzichten. Mit einem solchen Widerstand der Schweizer Fans hatte man aber nicht gerechnet, und so beschloss man kurzerhand, dem Film zumindest an einem Wochenende ein limitiertes Release zu geben. Klar, dass auch ich da am Start war.
Zwanzig Jahre ist es her, seit die Freunde Gary, Andy, Oliver, Peter und Steven beim Versuch, die Golden Mile von Newton Haven, einen Pub Crawl durch 12 Bars zu vollenden, frühzeitig aufgeben mussten. Nun will es Gary noch einmal wissen und trommelt die Crew zusammen für einen erneuten Versuch. Doch nicht nur sie haben sich in den zwanzig Jahren verändert, auch in Newton Haven ist vieles anders: Die Bürger wurden durch schier unzerstörbare Alien-Roboter ersetzt, die plötzlich alle hinter den fünf Freunden her sind. Doch die sind fest entschlossen, die Golden Mile zu vollenden – Alien-Roboter oder nicht.
Bereits die Trailer machten deutlich, dass The World’s End was den Humor betrifft, seinen Vorgängern in Nichts nachsteht. Blöde Sprüche und herrlich sinnbefreite Dialoge die teilweise an jene von Quentin Tarantino (der auch noch eine Danksagung in den Credits erhält) erinnern, herrschen vor. Das ist britischer Humor vom Feinsten. Und umso mehr ist es Edgar Wright hoch anzurechnen, dass er bei all der Blödelei Figuren präsentieren kann, die uns am Herzen liegen und mit denen wir bis zum Schluss mitfiebern. Dass dabei im Finale eine ewiglange Diskussion über Menschlichkeit und das Mensch-Sein zwischen Gary und einer von Bill Nighy gesprochenen Alien-Lampe über das Schicksal der Figuren entscheiden soll, passt perfekt in dieses bizarre Bild, das Edgar Wright mit diesem Film zeichnet.
Überhaupt lebt The World’s End von der verspielt-lockeren Art, mit der sich Wright der Thematik annimmt – das zeigt sich nicht zuletzt im Filmschnitt, der mit einigen aberwitzigen Einfällen aufwartet. Und die zahlreichen Anspielungen und Details, die der britische Regisseur in seinem Film versteckt, sind für jeden Filmfreak eine helle Freude: Wie bereits bei Shaun of the Dead spoilern so diverse Elemente ganz nebenbei die Story – hier sind es unter Anderem die Namen der Pubs, die den Zuschauer jeweils erahnen lassen, was gleich passieren wird. Und natürlich darf auch das der Reihe einen Teil des Titels gebende Cornetto-Eis nicht fehlen, das diesmal einen ganz speziellen Auftritt bekommt. Mit der Musikwahl – unter anderem mit The Doors und Primal Scream – trifft Wright (nicht zum ersten Mal) ebenfalls voll ins Schwarze.

„We Build. We Improve. We Perfect.“ proklamiert eine Annonce der Aliens und fasst damit ganz nebenbei zusammen, was mir während der Sichtung von The World’s End durch den Kopf ging: Edgar Wrights Sci-Fi-Kneipentour ist der perfekte Abschluss einer grossartigen Reihe und auch als eigenständiger Film eine der besten Komödien seit Langem.