„Explorer’s been hit!“
Wenn James Cameron über einen Film sagt, dass es der beste Weltraumfilm überhaupt ist und auch Johannes ihn als Oscar-Anwärter bezeichnet, dann werde ich hellhörig. Und so waren meine Erwartungen an Gravity, die erste Regiearbeit von Alfonso Cuarón seit sieben Jahren, für die der mexikanische Regisseur zusammen mit seinem Sohn das Drehbuch verfasst hat, entsprechend hoch. Ob der Film ihnen auch gerecht werden konnte, das erfahrt ihr nach dem Klick.
Das sogenannte Kesslersyndrom besagt, dass die Raumfahrt für die Menschheit aufgrund des Weltraummülls, der durch die oberen Atmosphärenschichten schiesst, irgendwann nicht mehr möglich sein. Einen Vorgeschmack darauf erhalten die Astronauten der Raumfähre Explorer, die von den Trümmer eines abgeschossenen Satelliten überrascht werden. Mit viel Glück gelingt es Dr. Ryan Stone und Matthew Kowalsky, der gnadenlosen Zerstörung ihrer Infrastruktur unverletzt zu entgehen. Doch mit ihrer Fähre ist auch die Kommunikation zu Houston abgebrochen und so müssen sich Stone und Kowalsky auf eigene Faust durchschlagen, wenn sie überleben wollen…
Alfonso Cuarón kreiert mit den beiden Protagonisten Stone und Kowalsky interessante und starke Charaktere, die im Laufe des Films einige Entwicklungen durchmachen müssen. Gerade Sandra Bullock gefällt mir in ihrer Rolle so gut wie noch nie. Und so ist der Film mehr ein charakterdominiertes Kammerspiel als ein Science-Fiction-Thriller. Überhaupt hat Gravity mit Science-Fiction abgesehen vom Weltraum-Element wenig am Hut, Cuarón bemüht sich erfolgreich um Authenzität und verzichtet so auch zur Freude diverser Hobbyphysiker auf ohrenbetäubende Explosionen und solche Spässe. Denn, wie hat uns die Tagline zu Alien eingehämmert: Im Weltraum hört dich niemand schreien.
Die Ruhe, die durch die reduzierten Soundeffekte zwischenzeitlich entsteht, nutzt Cuarón um die erwähnte Charakterentwicklung voranzutreiben. In einer sehr berührenden Szene zeigt er, wie Stone in einem Anflug von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in ihrer Notlage plötzlich eine Chance sieht, ihren Problemen ein für alle Mal zu entfliehen. Es sind solche intimen und verletzlichen Momente, die im Kontrast zu den Thriller-Elementen und den spannenden Szenen stehen und das Salz in der Suppe bilden, die sich Gravity nennt. Dass dabei auch noch grossartige Effekte und das beste 3D seit Jahren mitmischen, vergisst man angesichts des soliden Scripts beinahe.

2013 ist ein grossartiges Jahr für Science-Fiction. Diese Erkenntnis bestätigt sich auch wieder mit Gravity, einem packenden Drama, das mit vielschichtigen Charakteren und einer durchdachten Story aufwartet und dabei auch sehr schön anzusehen ist.
Das 9. Zurich Film Festival zeigt Gravity am 27. September um 19.30 Uhr (Corso 1) und am 30. September um 19.15 Uhr (Corso 1).