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Houston (2013)

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„After all, it’s just business.“

Nehmt es mir nicht übel, aber das deutsche Kino der letzten Jahre ist nicht so mein Fall. Vielleicht kenne ich auch einfach zu wenig, aber das, was es zu uns über die Grenzen schafft, stammt meist aus dem Schweig(höf)er-Clan und entspricht überhaupt nicht meinem Geschmack. Am Zurich Film Festival habe ich mich dennoch auf den ein oder anderen deutschen Film eingelassen. Einer davon ist Houston.

Clemens ist Headhunter für eine deutsche Autofirma. Nun soll er in Houston den gut abgeschirmten CEO einer Ölgesellschaft abwerben. In der Hotellobby trifft er auf den schwatzhaften Robert, einen amerikanischen Hoteltester und eine Nervensäge sondergleichen. Eigentlich würde Clemens ihn am Liebsten abschütteln, doch dann merkt er, dass Rob ihm bei seinem Auftrag wider Erwarten sehr hilfreich sein kann…

Es dauert ein bisschen, bis Houston in Fahrt kommt. Zu Beginn dümpelt Bastian Günthers Film ein bisschen vor sich hin und bietet wenig Spannendes. Ulrich Tukur macht seine Sache als steifer Headhunter Clemens zwar sehr gut, kann den Film aber nicht über die gesamte Laufzeit tragen. Zum Glück gibt es aber noch Garret Dillahunt, der als grossspuriger Amerikaner Robert Wagner den Film enorm aufwertet. Zumindest, wenn man gewillt ist, über zahlreiche Klischees, denen der deutsche Regisseur offensichtlich verfallen ist, hinwegzublicken. Die Scheinfreundschaft zwischen Clemens und Robert ist das Glanzstück dieses Films und Günther tut gut daran, diese Freundschaft ins Zentrum zu rücken.

Nicht, dass Houston abgesehen davon nichts zu bieten hätte, im Gegenteil: Die Geschichte um die erfolglosen Headhunting-Versuche ist spannend und wartet mit einigen unerwarteten Wendungen auf. Wirklich in die Tiefe geht der Film aber nicht – dabei gäbe es einige interessante Ansätze, wie etwa Clemens‘ Alkoholsucht, die der Film aber nur an der Oberfläche streift. Auch mit der Kameraarbeit von Michael Kotschi kann ich mich nur bedingt anfreunden. Der Mann bietet uns einige traumhafte Aufnahmen der texanischen Grossstadt und beweist auch bei den sonstigen Einstellungen, dass er sein Handwerk versteht, verliert sich aber in seinen POV-Shots und den übertrieben eingesetzten Lens Flares. Aber damit ist er ja bekanntlich in guter Gesellschaft.

Ghetto-Faust
Ghetto-Faust

Houston hat mit Ulrich Tukur und Garret Dillahunt ein ungewöhnliches, aber starkes Leinwandduo vorzuweisen. Leider bleibt Bastian Günthers Drama abgesehen davon ziemlich blass.

5,5 Sterne

Das 9. Zurich Film Festival zeigt Houston am 2. Oktober um 22.00 Uhr (Filmpodium) und am 3. Oktober um 20.30 Uhr (Filmpodium).

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