„Tu sais, un jour, il va se passer.“
Während ich mich im letzten Jahr am Zurich Film Festival den Wettbewerbsfilmen noch ziemlich stark entzog (und es trotzdem schaffte, in zwei Kategorien ausgerechnet die Gewinner zu sehen), nahm ich mir in diesem Jahr vor, mehr Filme aus den vier Wettbewerbskategorien zu sehen. Da mich Dokumentationen immer noch nicht interessieren, beschränkte ich mich auf die internationalen und deutschsprachigen Spielfilmproduktionen. Und im Falle des frankophonen Coming-of-Age-Dramas Puppylove war das ein echter Glücksfall.
Diane ist eine scheue vierzehnjährige Teenagerin, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ihrer Kindheit ein für alle Mal zu entschlüpfen. Als sie die aufgeschlossene Julia kennenlernt, entdeckt sie mit ihr auch ein neues Leben. Die beiden Mädchen ziehen gemeinsam durch die Strassen und erforschen ihre Gefühle und ihre Begierden – doch es dauert nicht lange, bis Diane merkt, dass sich ihre Vorstellungen von Spass nicht mit jenen von Julia decken.
Es hilft sicher, dass Delphine Lehericey in Puppylove eigene Erlebnisse als Teenagerin verarbeitet – es gelingt ihr sehr schön, den unterschiedlichen Figuren Leben einzuhauchen und aus ihnen das Maximum herauszuholen, sodass wir uns als Zuschauer mit ihnen identifizieren können. Und auch wenn der Film die erzählerischen Pfade immer wieder mit Ginger & Rosa kreuzt, so ist dieses Coming of Age-Drama viel besser und authentischer gelungen. Viel verdankt die Westschweizer Regisseurin auch den beiden wundervoll aufspielenden Jungdarstellerinnen Solène Rigot und Audrey Bastien als Diane, respektive Julia.
Das einzige Problem, das sich Lehericey stellen dürfte, ist die von ihr selber proklamierte Zielgruppe der vierzehn- und fünfzehnjährigen Teenager ins Kino zu bringen. Bei all der freizügigen Liebe und der unzähligen expliziten Sexszenen dürfte der Film wohl kaum eine Freigabe unter 16 Jahren erhalten – was für mich auch inhaltlich in Ordnung geht. Denn eine gewisse Distanz zur Thematik ist durchaus von Vorteil, um Puppylove wirklich zu schätzen. Zusätzlich erleichtert einem das die belgisch-luxemburgisch-französisch-schweizerische Koproduktion durch den peppigen Soundtrack des belgischen Electro-Pop-Duos Soldout, die unter anderem für den zweitbesten filmischen Pet Shop-Boys-Moment sorgen. (Der beste ist freilich dieser.)

Delphine Lehericeys Debütfilm Puppylove ist ein schöner Film über das Erwachsenwerden und das Finden der eigenen Sexualität, der uns mit Solène Rigot und Audrey Bastien zwei vielversprechende junge Talente präsentiert.
Das 9. Zurich Film Festival zeigt Puppylove am 2. Oktober um 13.00 Uhr (Corso 2), 5. Oktober um 18.00 Uhr (Corso 2) und am 6. Oktober um 19.15 Uhr (Arena 8).