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Die Schwarzen Brüder (2013)

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„Ich krieg keine Luft mehr!“ – „Das ist normal! Augen zu und weiterklettern!“

Xavier Koller ist zusammen mit Arthur Cohn einer der wenigen Schweizer, die einen Oscar bei sich zu Hause stehen haben. Und so ist es schön zu sehen, dass beide in diesem Jahr das Zurich Film Festival beehren, Cohn als Gastredner und Koller mit seinem neuesten Film im Gepäck. Das ist für einmal kein Film, der sich an ein erwachsenes Zielpublikum richtet, sondern ein Kinderfilm. Mit der Verfilmung des Kultromans Die Schwarzen Brüder von Lisa Tetzner wagte sich der Regisseur an einen Stoff, der durch seine ernsten Themen im durchschnittlichen Kinderfilmprogramm heraussticht.

Als seine Mutter schwer verletzt wird, braucht die Familie des Tessiner Bergbuben Giorgio dringend Geld für einen Arzt. Der schmierige Luini hat ein Angebot: Wenn der Vater ihm seinen Sohn für ein Jahr mit nach Mailand gibt, zahlt ihm Luini das Geld für den Arzt. Der verzweifelte Vater willigt ein und schickt Girgo mit Luini nach Mailand, wo er als Kaminfeger durch enge Schornsteine klettern muss. Doch Giorgo gibt die Hoffnung nicht auf und gründet mit einigen anderen Kaminfegerjungen den Bund der Schwarzen Brüder.

Die Geschichte von Giorgo und den anderen Verdingbuben ist keine fröhliche Geschichte, wie man sie aus diversen Kinderfilmen kennt. Koller verlangt seinem jungen Publikum einiges ab, jedoch nicht zu viel. Er zeigt traurige Momente, die einen berühren – doch dem Film liegt ein positiver Ton zugrunde. Denn letzten Endes geht es in Die Schwarzen Brüder darum, die Hoffnung nicht zu verlieren. Und das ist eine schöne Message, die der Schweizer Regisseur seinem Publikum da bietet.

Die Schwarzen Brüder ist aber dennoch ein Film, der sich in erster Linie an Kinder richtet, was sich an der etwas vorhersehbaren Dramaturgie oder den vielen Klischees (in Mailand isst man Pizza und Pasta, basta) und Gags zeigt. Das ist völlig in Ordnung, denn Koller muss ja das Genre nicht von Grund auf neu erfinden. Und wenn man ihn daran misst, dann ist es ein grossartiger Kinderfilm. Und mit Sicherheit einer der besten aus der Schweiz. Bleibt jetzt nur zu hoffen, dass das auch das Publikum so sieht, wenn der Film Ende Jahr regulär in die Kinos kommt.

Weisser Bruder vs. Schwarzer Bruder
Weisser Bruder vs. Schwarzer Bruder

Xavier Kollers Kinderfilm ist ein Film, der seine Zuschauer nicht mit Samthandschuhen anfasst und auch traurige Themen anspricht – letztlich stehen aber die Themen Freundschaft und Hoffnung bei Die Schwarzen Brüder im Zentrum.

8,5 Sterne

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