„Der falsche Zug kann einen zum richtigen Bahnhof bringen.“
In Mumbai kochen die Frauen ihren Männern jeweils den Lunch, den sogenannte Dabbawallahs ihnen auf die Arbeit bringen. Obwohl dabei täglich rund 200.000 sogenannte Dabbas (Lunchboxen, quasi) ausgeliefert werden und das ohne grosse technische Mittel geschieht, haben Statistiken ergeben, dass auf 16.000.000 Lieferungen nur eine an den falschen Empfänger geht. Was passiert, wenn eine Lieferung an den falschen Empfänger geht, schildert der indische Regisseur Ritesh Batra in seinem Debütfilm The Lunchbox.
Jeden Tag kocht Ila für ihren Mann den Lunch. Als sie eines Tages ein spezielles Gericht zubereitet und die Dabba leer zurückkommt, ist Ila überzeugt, dass es ihrem Mann geschmeckt hat. Was Ila erst später erfährt – die Dabba ging gar nicht zu ihrem Mann, sondern zum einsamen Witwer Saajan, der kurz vor seiner Pensionierung steht. Für Saajan bieten die Gerichte von Ila eine Möglichkeit dem grauen Alltag zu entfliehen, während Ila in Saajan endlich jemanden findet, der ihr Essen wertschätzt. Und so entsteht, versteckt in der Dabba, ein angeregter Briefwechsel zwischen zwei Gleichgesinnten…
Batra erzählt uns mit The Lunchbox eine zauberhafte Geschichte über Zufälle und Schicksal. Wie er die Brieffreundschaft zwischen dem alten und verbitterten Büroangestellten Saajan und der liebenden Hausfrau Ila aufbaut, ist einfach wundervoll. Irrfan Khan ist grossartig besetzt in der Hauptrolle und es ist schön, ihm zuzusehen, wie mit diesen Briefen allmählich die Freude wieder in sein Leben kehrt – ja sogar ein Lächeln huscht ihm übers Gesicht. Auch die Hausfrau Ila, gespielt von der Schauspielnovizin Nimrat Kaur, freut sich über die Wertschätzung, die dank Saajans aufbauenden Worten wieder in ihr Leben zurückkehrt.
Ganz nebenbei führt diese Beziehung auch dazu, dass Saajan sich seinen Mitmenschen, denen er sich zuvor entzog, wieder annähert. Einer davon ist der von von Nawazuddin Siddiqui brilliant verkörperte Waisenjunge Shaikh, ein penetranter und unablässiger Zeitgenosse, der Saajans Platz nach dessen Pensionierung übernehmen soll. Es ist schön, dass The Lunchbox neben der Beziehung zwischen den Hauptfiguren auch noch diese zweite Freundschaft thematisiert und so zeigt, wie weit die aufgrund des Briefwechsels getroffenen Entscheidungen tatsächlich reichen. Das leicht offene Ende passt da perfekt ins Bild, letztlich ist es aber angesichts der Freude, die man als Zuschauer an dieser Freundschaft hat, leicht unbefriedigend.

The Lunchbox ist ein wunderbarer Film, der uns eine unglaubliche Geschichte über kleine Freuden und Zufälle erzählt, und uns einen gut aufgelegten Cast präsentiert – allen voran Irrfan Khan als alter Büroangestellter.