„Moi aussi j’exige de tomber amoureux!“
Colin ist ein reicher Junggeselle, dem im Leben eigentlich nur etwas fehlt: Die perfekte Liebe. Die findet er mehr oder weniger unverhofft in der schüchternen Chloé. L’Écume des Jours ist die Verfilmung von Boris Vians fantastischer Liebesgeschichte – auf dem Regiestuhl sitzt Michel Gondry. Das scheint eine tolle Entscheidung gewesen zu sein, denn wie der französische Regisseur, der auch im Film einen Kurzauftritt hat, die absurden Einfälle von Vian umsetzt, ist einfach grossartig.
Die Geschichte von L’Écume des Jours ist eigentlich so banal, dass sie es nicht wert wäre, erzählt zu werden: Mann sucht die Liebe, trifft eine schöne Frau, verliebt sich und sie heiraten. Was diesen Film (und mit Sicherheit auch die Vorlage) aber ausmacht, ist das ganze Drumherum. Vian zaubert eine fantastische Welt voller absurder Einfälle und schräger Figuren. Mit einer lässigen Selbstverständlichkeit bastelt Gondry daraus eine Bildsprache, die im krassen Kontrast zur einfach gestrickten Story steht: Die Farben knallen, die Animationssequenzen ruckeln, das CGI ist surreal und die Musik – vorzugsweise Duke Ellington – geht durch Mark und Bein.
Dass man diese kaugummibunte und zuckerwattensüsse Welt des Banlieuenkitschs keine zwei Stunden durchsteht, dürfte niemanden überraschen. Und so ist es schön, zu sehen, dass die Geschichte mit zunehmender Laufzeit an Tiefe gewinnt und sich Gondry je länger, je mehr mit den Figuren und weniger mit der Welt, in der sie leben, befasst. Dass die Inszenierung dabei zeitweise ins Morbide abrutscht, ist wohl dem Spagat zwischen diesen beiden Elementen geschuldet, den Gondry gegen Ende nicht mehr ganz so souverän beherrscht. Doch auch so lässt einen L’Écume des Jours mit einem mulmigen Gefühl zurück. Wer hätte gedacht, dass ein Film, der mit dem Satz „Colin terminait sa toilette“ beginnt, uns zum Schluss über die Liebe, das Leben und den Tod sinnieren lässt?

Nicht nur das Ende lässt einen sprachlos zurück, auch der Rest von L’Écume des Jours ist unglaublich. Michel Gondrys Buchverfilmung ist nur schwer greifbar, irgendwie magisch und bietet eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Aber Vorsicht: Wer schon Le Fabuleux Destin d’Amélie Poulain kitschig fand, sollte tunlichst die Finger von diesem Film lassen!