„This city’s got a beat, and you gotta hook into it. And once you get the beat, you can do anything.“
Die kleine Waisenkatze Oliver schliesst sich in New York einer Gruppe von Hunden um den Taschendieb Fagin an und gerät damit unverhofft ins Visier des finsteren Geschäftsmannes Sykes, der Fagin und seine Gang schon lange auf der Abschussliste hat. Zu Beginn meiner Rezensionsserie habe ich mir dreissig Disney-Filme ausgesucht. Da das Studio insgesamt jedoch 46 traditionelle Zeichentrickfilme produziert hat, mussten zwangsläufig einige davon über die Klippe springen. Aus diesem Grund nehmen wir an diese Stelle einen Zeitsprung vor – nach The Fox and the Hound folgen nicht The Black Cauldron oder The Great Mouse Detective, sondern die Dickens-Adaptation Oliver & Company.
Dieser Zeitsprung erschwert es mir einerseits, die Entwicklung zwischen den Filmen zu beobachten – andererseits zeigt sich in diesem Fall sehr gut, was in technischer Hinsicht für Welten zwischen The Fox and the Hound und diesem Film liegen. So ist Oliver & Company der erste Disney-Film, der im grossen Stil auf Computeranimation setzt – so gut wie sämtliche Hintergründe und Fahrzeuge in diesem Film sind digital (was sich an den harten und nahezu fehlerlosen Linien zeigt). Leider büssen im Gegenzug die restlichen Animationen ein bisschen an Charme ein. Die Farben wirken zu hart und man vermisst ein bisschen den suchenden Strich der Reitherman-Ära – dafür, dass der Film in New York spielt, ist er ein bisschen stier animiert. Erfrischend ist da die wichtigste menschliche Figur, der drahtige Clochard Fagin, der so schrullig und abgedreht daherkommt, wie das nur ein Disney-Charakter kann. Für mich einer der kultigsten Charaktere der Disney-Geschichte.
Dass der Film ursprünglich als Sequel zu The Rescuers gedacht war, merkt man ihm stark an. Die Story um die Rettungsaktion der kleinen Jenny erinnert stark an jene aus dem Film von 1977 und auch die Namen der beiden Mädchen in distress (Penny und Jenny) sind sich doch etwas gar ähnlich. Doch zum Glück ist Oliver & Company dann doch mehr als nur ein Klon des Films über die Mäusepolizei. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Story vorallem in der ersten Hälfte um Oliver und Co. dreht, und erst zum Schluss den Fokus auf das kleine Mädchen setzt. Das funktioniert weit besser, da wir uns so auch überhaupt für die tierischen Protagonisten interessieren. Auch auf musikalischer Ebene macht Oliver & Company vieles besser als die Vorgänger. Mit Billy Joel (als cooler Köter Dodger) und Ruth Pointer (Singstimme der Hündin Rita) übernehmen zwei Musiker die Gesangsparts der wichtigsten Musiktitel des Films, der mit einem sehr frischen und unglaublich coolen Soundtrack aufwartet – nach dem laschen Gedüdel zu The Fox and the Hound eine Wohltat.

Oliver & Company ist wieder ein richtig lässiger Disney-Film, der in seiner Technik zwar alles andere als sattelfest ist, dafür aber mit kultigen Figuren und fetzigen Songs punkten kann.