„It’s just one story: The oldest.“ – „What’s that?“ – „Light versus dark.“
1995: Die beiden Detektive Cohle und Hart finden auf einem abgebrannten Feld eine Leiche, die mit okkulten Symbolen versehen ist. Für Cohle ist sofort klar, dass es sich dabei um die Tat eines Serienmörders handelt – eine Theorie, die sein Partner anzweifelt. Als siebzehn Jahre später eine ähnliche Leiche auftaucht, nehmen die beiden Ermittler die Spur wieder auf. Die düstere Krimiserie True Detective von Nic Pizzolatto ist lediglich eine von unzähligen erfolgreichen HBO-Produktionen der letzten Jahre. Nicht umsonst konnten es sich die Macher leisten, die Hauptrollen der ersten Staffel mit zwei Hochkarätern wie Matthew McConaughey und Woody Harrelson zu besetzen.
Mit seiner ersten Fernsehproduktion mischt Pizzolatto das Genre ordentlich auf. Trotz enorm spannendem Fall geht es ihm eigentlich weniger um den Kriminalfall, als um die beiden Ermittler, die diesen lösen müssen. Gespielt wird das ungleiche Duo von zwei Darstellern, die beide für die Hauptrolle in Dallas Buyers Club im Rennen waren: Matthew McConaughey und Woody Harrelson. Speziell der frischgebackene Oscarpreisträger McConaughey besticht in der Rolle des zurückhaltenden und abgebrühten Texaners Rust Cohle. Die Chemie zwischen ihm und Harrelsons aufbrausendem Marty Hart ist wundervoll. Was ebenfalls positiv auffällt, ist dass das Casting dieser beiden A-Lister nicht auf Kosten der Nebendarsteller geschieht – auch die weiteren Figuren wurden gut besetzt, nehmen den beiden Ermittlern jedoch keinen Raum weg.
In den einstündigen Folgen erfahren wir viel über die beiden Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und weniger über den Fall an sich. Dieser entfaltet sich fast unscheinbar im Hintergrund, wobei sich Pizzolatto für jedes noch so kleine Element der Story genüsslich Zeit nimmt und damit für unerträgliche Spannung sorgt. Wir tappen als Zuschauer genauso im Dunkeln wie die Detektive – einen Wissensvorteil gesteht uns die Serie nicht zu. Dass wir trotz diesem schleppenden Aufbau bis zum Schluss dabei bleiben, liegt vorallem am starken Script, das mit guten Dialogen und geschickter Figurenzeichnung zu punkten weiss. Durch die verschiedenen Zeitebenen, in denen Pizzolattos Serie agiert, bekommen wir zudem einen gewissen Rahmen, sowie eine Vorahnung, dass dieser Fall nach der fünften Folge noch nicht ganz abgeschlossen ist.
Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf das Setting. Der Schauplatz von True Detective ist Louisiana und Cary Joji Fukunaga, Regisseur der ersten Staffel, holt das Maximum aus der Location heraus. Er zeigt in atemberaubenden Aufnahmen die Schönheit dieser unwirtlichen, von der Industrie gezeichneten Landschaft. Im krassen Kontrast zu dieser erdrückenden Ruhe steht die Abschlussszene der vierten Folge, bei der Fukunaga die erste richtige Action-Sequenz der Serie mit einem sechsminütigen Tracking-Shot inszeniert und damit einen der denkwürdigsten Momente der Seriengeschichte schafft. Den Emmy hat der junge Regisseur auf jeden Fall verdient, genauso wie auch Patrick Clair, der für seine mit Doppelbelichtungen und Symbolik agierende Titelsequenz ausgezeichnet wurde. Der Creative Director von Elastic sprach mit Art of the Title ausführlich über den Opener – sollte man unbedingt gelesen haben.

True Detective ist eine Charakterstudie im Gewand einer Krimiserie – und so ist Nic Pizzolattos Einstand als Showrunner unfassbar spannend geworden. Matthew McConaughey beweist noch einmal eindrücklich, warum er den Oscar mehr als verdient hat und auch Woody Harrelson ist in bestechender Form. Ich bin tierisch gespannt, womit die Serie in ihrer zweiten Staffel aufzuwarten weiss. Pizzolatto verkündete kürzlich, dass er sowohl die Charaktere, als auch das Setting ändern wird. Ein mutiger, aber auch interessanter Zug.