„Popularity is the slutty little cousin of prestige.“
Mehr als zwanzig Jahre ist es her seit dem dritten Birdman-Streifen und ebensoviel Zeit ist verstrichen, seit dessen Hauptdarsteller Riggan Thomson aus dem Rampenlicht verschwunden ist. Mit einer prestigeträchtigen Theaterproduktion am Broadway will Riggan noch einmal zu seinen früheren Erfolgen zurückkehren – doch das gestaltet sich schwieriger als zunächst gedacht. Der absurde Birdman vom mexikanischen Regisseur Alejandro González Iñárritu wird bereits jetzt als Oscarfavorit gehandelt – und das nicht zu unrecht.
Mit Birdman ist González Iñárritu eine unheimliche tour de force von einem Film gelungen, die während zwei Stunden Laufzeit nie zur Ruhe kommt. Der Regisseur nutzt sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Elemente, um die beklemmende Grundstimmung des Films zu unterstreichen: Die geschliffenen Dialoge machen diese Charakterstudie zur psychedelischen Achterbahnfahrt, während die dokumentarische Kameraführung und die schwindelerregend langen Einstellungen für zusätzliche Hektik sorgen. Auch der Klangteppich aus gehetzten Schlagzeugakzenten soll bewusst verstörend wirken und verfehlt seine Wirkung definitiv nicht.
Natürlich ist es kein Zufall, dass ausgerechnet Michael Keaton die Hauptrolle des abgehalfterten Stars in Birdman spielt: Seit Keaton 1992 das Batman-Cape an den Nagel gehängt hat, ist er quasi in der Versenkung verschwunden – genau wie Riggan Thomson. Und so bringt der Schauspieler vermutlich auch persönliche Erfahrungswerte mit in diesen Film hinein, was seiner Figur zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht. Doch nicht nur Keaton gefällt, auch sein Gegenüber, Edward Norton, spielt als viel zu ernster method actor Mike Shiner grossartig auf und legt eine Abgebrühtheit an den Tag, die ich so von ihm noch nicht kannte.
Birdman ist ein Trip von einem Film, eine intensive Charakterstudie, die mit einem starken Script und starken Hauptdarstellern aufwartet. Diesen Film sollte man im Hinblick auf die Award-Season noch nicht von der Rechnung nehmen…