„I tought I taw – I did! I did! I did tee Michael Jordan!“
Eine Gruppe kleiner Aliens will die Looney Tunes entführen – doch diese kehren den Spiess um und fordern die Ausserirdischen zu einem Basketballspiel heraus, im Wissen, dass die kleinen Dreikäsehoch bei diesem Spiel keine Chance haben. Als die Aliens die Fähigkeiten von berühmten Basketballstars stehlen und zu riesigen Monstern heranwachsen, stehen Bugs Bunny und Co. plötzlich vor einem Problem. Jetzt kann ihnen nur noch Michael Jordan helfen. Zum fünften Animontag gibt es die Rezension zu einem meiner Lieblingsfilme als kleiner Junge: Space Jam markierte 1996 das Spielfilmdebüt der Looney Tunes, die von Warner Bros. in den Dreissiger Jahren als Konkurrenzprodukt zu Walt Disney’s Silly Symphonies erfunden wurden.
Hintergrund:
Man könnte jetzt natürlich die Grundsatzfrage stellen, ob Space Jam denn überhaupt ein Animationsfilm ist. Oder anders formuliert: Warum gilt etwa Alvin and the Chipmunks, der auch echte Schauspieler mit computergenerierten Figuren interagieren lässt, nicht als Animationsfilm? Darauf gibt es wie so oft im Film keine endgültige Antwort – ich habe das für mich persönlich immer so definiert, dass man zwischen Mittel zum Zweck und künstlerischer Entscheidung unterscheiden muss. Die zentrale Frage wäre daher, ob uns die Macher Realismus suggerieren wollen, oder nicht. Und das ist bei Alvin and the Chipmunks eben der Fall, bei diesem Film hingegen eindeutig nicht.
Space Jam ist ein abgedrehter Trip, der die Welten des Real- und Animationsfilms wunderbar vermischt. Zwar ist das technisch nicht immer gleich stark – das 3D ist selbst für 1996 verhalten, die Zuschauerränge im Stadion wurden etwas gar lieblos gefüllt und auch die Charakteranimation und speziell die Interaktion der realen und animierten Figuren kann nicht zu hundert Prozent überzeugen. Kurz: Der Kontrast zu den hohen Qualitätsansprüchen eines Disney-Films ist im Spielfilmdebüt von Bugs Bunny und Co. deutlich erkennbar. Umso erfrischender ist da die lockere und anarchistische Art des Films, der kein Blatt vor den Mund nimmt und in alle Richtungen schiesst – auch die eigene. Was Meta-Jokes betrifft hatten die Looney Tunes schon immer die Nase vorn.
Der Realfilmanteil des Films steht klar im Dienste der Animation – Michael Jordan und Co. dienen lediglich dazu, die Story der Looney Tunes voranzubringen. Unter diesen Umständen verzeiht man dem Film auch gern, dass er Leinwandikone Bill Murray für einen unwitzigen Running Gag verschwendet. Schliesslich ist Murray ohnehin nur wegen Ivan Reitman in diesem Film, wie er uns in einem zugegeben herrlichen Moment verrät. Dass Space Jam ein Zeitdokument ist, erkennt man nicht zuletzt am Soundtrack. Wo heute Pitbull und Lil Jon ihre lustlosen Autotune-Werke über die Animationen schmieren würden, erklang 1996 noch fetter Old School Rap aus der Feder von Coolio, B-Real und Busta Rhymes. In Kombination mit den schnulzigen R’n’B von R. Kelly (der dank diesem Film den Durchbruch feiern durfte) und Seal entsteht so einer der krässesten Soundtracks der letzten Jahrzehnte.
Für Space Jam braucht es schon eine rosarrote Brille, denn der Film ist weder gut gealtert, noch wirklich überzeugend gemacht. Wer aber bereit ist, diesem Film mit Goodwill gegenüberzutreten, dürfte mit diesem Animations-Realfilm-Hybriden seine Freude haben.