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Schellen-Ursli (2015)

Schellen-Ursli

„Er wird doch nit öppe öppis tumms gmacht haa?“ – „Bi ihm weiss mer nie so recht!“

2015 scheint das Jahr der grossen Schweizer Kinderbuchproduktionen zu werden – gleich zwei solcher Ikonen schaffen es in diesem Herbst auf die grosse Leinwand. Im Dezember erscheint Alain Gsponers Heidi-Verfilmung mit Bruno Ganz als Alpöhi und schon jetzt bringt Xavier Koller den Schellen-Ursli ins Kino. Der Oscar-Preisträger scheint das junge Publikum für sich entdeckt zu haben: Die Umsetzung von Alois Carigiets Kinderbuch ist für Koller nach der starken Verfilmung von Die Schwarzen Brüder bereits der zweite Film für ein jüngeres Publikum. Doch zwischen der Verfilmung eines fünfhundertseitigen Jugendromans und der Adaptation eines fünfzig Seiten umfassenden Bilderbuches liegen Welten – und Schellen-Ursli konnte mich leider nicht überzeugen. Xavier Kollers Film krankt an Hobbititis – die ohnehin schon ziemlich dünne Story der Vorlage wird auf 100 Minuten gestreckt und mit unzähligen Nebengeschichten erstickt. Es geht in Kollers Film eigentlich gar nicht mehr um den Bub Ursli, der am Frühlingsumzug „Chalandamarz“ die grösste Glocke läuten möchte, sondern um gestohlenen Käse und Freundschaften mit Ziegen und Mädchen.

Das wäre an sich kein Problem – ich verstehe, dass Koller diesen Stoff irgendwie bearbeiten muss, um das überhaupt filmisch umsetzen zu können. Aber das wirkt halt alles gezwungen und unecht, was dazu führt, dass ich mich eher in einer Gotthelf-Verfilmung als einer Umsetzung von Schellen-Ursli wähne. Als Umsetzung vom Buch auf die Leinwand ist dieser Film für mich deshalb, so schön er gefilmt sein mag und so bezaubernd er die Landschaft wiedergibt, gescheitert. Auch die jungen Darsteller können, so sehr sie sich auch bemühen, leider nicht überzeugen und bleiben blass. Immerhin gleichen das die gut aufspielenden erwachsenen Schauspieler ein bisschen aus – allen voran Marcus Signer der Urslis liebevollen Vater spielt oder Leonardo Nigro, der als geldgieriger Kolonialwarenhändler Armon den Antihelden des Filmes gibt.

In Kürze:

Ich wünschte, ich könnte Schellen-Ursli ein gutes Zeugnis ausstellen – aber Xavier Kollers Film bleibt mit seinem überladenen Script weiter hinter den Erwartungen zurück.

Wertung:

2 von 5 gestohlenen Käselaiben

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