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Kinostatistik 2020

Lange habe ich mich gefragt, ob ich 2020 überhaupt meine Kinobesuche auswerten sollte, schliesslich ist 2020 ein Filmjahr, in dem vieles anders war. Nicht nur waren die Kinos hierzulande coronabedingt während 100 Tagen geschlossen1 (in gewissen Kantonen sogar länger), auch in jenen Monaten, in denen wir dank Lockerungen wieder ins Kino durften, war die Auswahl nicht immer grossartig. Letzten Endes obsiegt aber der Komplettist in mir. Und so blicke ich in meiner Kinostatistik 2020 auch auf ein Filmjahr zum Vergessen zurück.

Die vergangenen Ausgaben meiner Kinostatistik findet ihr alle hier: 20192018201720162015

Anzahl Kinobesuche
Anzahl Kinobesuche, pro Jahr.

Nach einem lausigen Filmjahr 2019 startete ich sehr optimistisch ins 2020, schliesslich wollte ich diesmal den lausigen Vorjahreswert von 65 Besuchen toppen. Corona hatte andere Pläne, und so gelang mir das dann doch nicht wirklich: 2020 lande ich bei gerade einmal 41 Kinobesuchen. Zum Vergleich: Für Alan gab es 40 Kinobesuche allein am Zurich Film Festival.

Zugegeben, machbar wäre es gewesen, die 65 zu toppen: Mit einem Kino vor der Haustür und dem Zurich Film Festival hätte ich durchaus Möglichkeiten gehabt, mehr Filme zu schauen. Aber dass in diesem Jahr die Prioritäten bisweilen ein bisschen anders lagen, darf man auch verzeihen.

Der Gesamtdurchschnitt der letzten elf Jahre wird dadurch noch einmal erheblich gesenkt und liegt neu bei 98.273 Kinobesuchen pro Jahr (2019: 104 Tickets). Selbst mein Durchschnittswert ist ein besserer Kinofan als ich.

Die Monate im Vergleich

Gesehene Filme pro Monat.

Vom 16. März bis zum 6. Juni blieben die Kinos hierzulande geschlossen – ebenso seit dem 12. Dezember bis ins kommende Jahr. Das erklärt die grossen Lücken, die in der Monatsübersicht klaffen. Einmal mehr sticht der September heraus, der Monat, in dem sowohl das Trickfilmfestival Fantoche, als auch das Zurich Film Festival stattfanden.2

41 Filme, auf 7 Monate verteilt, das ergibt 5.9 Filme pro Monat. Rechnet man das auf 12 Monate hoch, so käme ich auf 70.8 gesehene Filme in diesem Jahr. Das heisst, auch ohne Corona wäre 2020 eher ein maues Jahr gewesen, denn 70.8 liegt nur knapp über dem Jahreswert von 2019. (Stimmt natürlich nicht, weil ohne Corona hätten wir auch viel mehr Filme gehabt und dann wäre ich öfter ins Kino gegangen, Ehrenwort.)

Mehrfachsichtungen

2020 habe ich nur einen Film mehr als einmal gesehen, und ich bereue es noch immer: «Tenet» sah ich zuerst in einer Vorabsichtung für die Presse, bevor ich mir denselben Film noch einmal an der Vorpremiere von Maximum Cinema zu Gemüte führen wollte. Ich hoffte, ich würde den Film dadurch irgendwie besser verstehen… nichts da. Immerhin liess ich mich nicht dazu verleiten, dieses Chaos noch ein drittes Mal anzuschauen.

Auf meinen All-Time-Charts findet «Tenet» so schnell keinen Platz, aber immerhin rutschen dieses Jahr zwei andere Filme von Christopher Nolan einen Platz nach vorn: «The Dark Knight» (6. Kinosichtung) und «Inception» (5. Kinosichtung) sah ich beide im Rahmen der Nolan-Retrospektive, die die Schweizer Kinos diesen Sommer veranstalteten, noch einmal auf Grossleinwand. Auch «SkyFall» rutscht einen Platz nach vorn, ich habe diesen Film dieses Jahr – ebenfalls in einer Retrospektive – zum sechsten Mal im Kino gesehen.3

  1. Star Wars: Episode VII – The Force Awakens (8 Sichtungen)
  2. The Dark Knight, The Dark Knight Rises, SkyFall (6 Sichtungen)
  3. Inception, Mad Max: Fury Road (5 Sichtungen)
  4. The Avengers, Jurassic World, Monsters University, Spectre (4 Sichtungen)

Nolan, Nolan, Nolan, Nolan, Nolan

Und wenn wir schon bei Nolan sind: Für Christopher Nolan war ich in diesem Jahr am meisten im Kino, gleich 5 Kinobesuche fielen auf den Regisseur, den ich trotz seines neuesten Werks noch immer zu meinen Lieblingsregisseuren zähle. Die 5 Kinotickets teilen sich auf 4 verschiedene Filme auf, «Tenet» habe ich ja, wie oben erwähnt, zweimal gesehen. Die weiteren Filme waren «The Dark Knight», «Inception» und «Interstellar», die ich alle schon längst wieder einmal im Kino sehen wollte.

Für zwei weitere Filmemacher war ich 2020 immerhin zweimal im Kino, beides Bond-Regisseure: Sam Mendes («1917», «SkyFall») und Lewis Gilbert («The Spy Who Loved Me», «Moonraker»).

Laufzeit

Ich war im letzten Jahr während 4473 Minuten im Kino – das sind 74.55 Stunden, etwas mehr als 3 Tage oder 1 Million mal «Happy Birthday» singen beim Händewaschen. Ignoriert man die Kurzfilmprogramme, die nur selten Spielfilmlänge haben, so kommt man auf eine Durchschnittsdauer von 120 Minuten und 30 Sekunden pro Film. Damit steigt der Durchschnittswert (2019: 113 Minuten und 20 Sekunden) wieder stark an.

Der Grund dafür dürfte bei meinem erhöhten Nolan-Konsum zu finden sein: Der britisch-amerikanische Regisseur findet sich mit seinen Filmen gleich fünfmal unter den sechs am längsten dauernden Kinobesuchen 2020. Ebenfalls vorne mit dabei ist Quentin Tarantino mit seinem 160-Minüter «Once Upon a Time in Hollywood».

Der Animationsfilm

Rot: Anteil Animationsfilme (und -Kurzfilmblöcke) unter den gesehenen Filmen.

Von den 41 Filmen und Filmblöcken, die ich 2020 im Kino gesehen habe, handelt es sich bei nur gerade 12 um Animationsfilme. Mit einem Anteil von 29.2% sind die Animationsfilme schlechter vertreten als im Vorjahr (35.5%), doch auch bei der Unterstützung von Animation im regulären Kinoprogramm war ich dieses Jahr nicht gut unterwegs: Neun Tickets fallen aufs Trickfilmfestival Fantoche, einen Kurzfilmblock habe ich an den Solothurner Filmtagen gesehen und den verbleibenden Film, «Onward», habe ich ebenfalls nur an einer Pressevorführung gesehen. Nur für die «Oscar Nominated Shorts: Animation» habe ich 2020 Geld bezahlt – doch immerhin habe ich damit eine Sache unterstützt, die sehr erfreulich ist: Oscar-nominierte Kurzfilme sollten immer im Kino gezeigt werden.

Weibliche Regisseurinnen

Anteil gesehene Filme, die von Frauen gedreht wurden.

Auch mehr Werke von weiblichen Regisseurinnen zu sehen ist mir 2020 nicht wirklich gelungen. Wenn man die Kurzfilmblöcke, die ich dieses Jahr gesehen habe, nicht mitrechnet, habe ich mir 32 Filme angesehen. Nur bei sechs davon führte eine Frau Regie4. Das sind zwar 18.75% und somit schon mehr als im Vorjahr (14.2% bei 7 Frauen) – aber dass es trotzdem weniger und nicht mehr Frauen sind als 2019, von denen ich einen Film gesehen habe, ist nicht von der Hand zu weisen.

Zum Vergleich: Ich habe 2020 gleichviele James-Bond-Filme5 im Kino gesehen, wie Filme von weiblichen Regisseurinnen. Und das, obwohl gar kein neuer Bond-Film erschienen ist. Wenn ich das hinbekomme, sollte ich auch eine bessere Geschlechterverteilung bei den Regisseur*innen hinkriegen.

Was kostet das alles?

Durchschnittliche Ticketkosten in Franken.

Man könnte jetzt sagen: «Immerhin hast du 2020 auch weniger Geld ausgegeben.» Tatsächlich hätte ich in diesem Jahr aber gerne mehr Geld ausgegeben für die Kinobranche, der es nicht wirklich blendend geht. Meine Auslagen 2020 belaufen sich auf 267.00 Franken, weniger als noch 2019 (356.00 Franken). Immerhin wurde in diesem Jahr das durchschnittliche Ticket wieder teurer und kostet nun 6.51 Franken (2019: 5.55 Franken).

Das liegt dank Filmfestivals und Pressevorführungen noch immer deutlich unter dem durchschnittlichen Ticketpreis in der Schweiz (14.00-20.00 Franken). Teilt man die 267.00 Franken nur durch jene Vorstellungen, für die ich auch bezahlt habe, so ergibt sich ein durchschnittlicher Preis von 13.35 Franken, der dem Preis für ein Ticket hierzulande bereits ein bisschen näher kommt.

Meine Lieblinge

Ich habe 2020 viele Filme nicht gemocht. Mir gefiel das Kinojahr 2020 so sehr nicht, dass ich soviel Mühe wie noch nie hatte, meine zehn Favoriten zusammenzutragen.

2020 war das Jahr der enttäuschenden Lieblingsregisseure: «Tenet» war ein pseudointellektueller Brunz, «Jojo Rabbit» eine brutale Enttäuschung und ich kann mich noch nicht entscheiden, ob mich «Hillbilly Elegy» oder «Solo: A Star Wars Story» von Ron Howard mehr angeödet hat. Nein, 2020 bereitete mir filmisch wirklich keine Freude – auch die gestreamten Sachen wie «Soul» und «Mulan», denen ich lange entgegengefiebert habe, liessen mich kalt. Hoffen wir, dass 2021 auch in dieser Hinsicht besser wird.

Trotzdem, hier meine Lieblingsfilme 2020:
(Filme, die ich nicht im Kino gesehen habe,6 sind kursiv)

  1. «Knives Out» von Rian Johnson
  2. «The Farewell» von Lulu Wang
  3. «Onward» von Dan Scanlon (meine Filmkritik)
  4. «1917» von Sam Mendes
  5. «Josep» von Aurel
  6. «Hamilton» von Thomas Kail
  7. «Never Rarely Sometimes Always» von Eliza Hittman
  8. «Once Upon a Time in Hollywood» von Quentin Tarantino
  9. «Da 5 Bloods» von Spike Lee
  10. «80’000 Schnitzel» von Hannah Schweier

Was bringt 2021?

Einen Impfstoff und einen neuen Präsidenten in den USA, der die Situation wohl etwas ernster nimmt – und hoffentlich damit eine Entspannung der aktuellen Lage. Denn was in den USA passiert, hat immer auch Auswirkungen auf die hiesige Filmlandschaft. Filmisch bedeutet das, dass vielleicht ein Bond-Film erscheint, und mit ihm ein, zwei andere Blockbuster. Die kleineren Kinos haben derweil mehr Raum (und Luft) für weniger teure Produktionen, weshalb das Arthouse-Kino ebenfalls profitieren dürfte. Wenn das alles gut läuft, dann dürfte die 41-Filme-Marke im kommenden Jahr zu knacken sein. Und, wer weiss, vielleicht auch die Marke von 65 Filmen aus dem Vorjahr gleich mit?

Korrektur vom 3.1.2020: Ergänzung der «Oscar Nominated Shorts: Animation», die vergessen gingen.

Du Gögi

DuGögi

Als Abschluss meines ersten Semesters im Bachelor Animation 2D an der Hochschule Luzern galt es, einen kurzen weihnachtlichen Animationsclip zu erstellen. Dabei erarbeiteten wir selber eine Story, entwickelten ein Setting, Stimmen und das ganze Sounddesign. Und natürlich habe ich das dann alles auch selber animiert.

Der langen Rede kurzer Sinn: Hier ist DU GÖGI, mein erstes richtiges Animationsprojekt.

Frohe Weihnachten!

[vimeo]http://vimeo.com/115277855[/vimeo]

Interview mit Simon Otto

SimonOtto

Dass mich Animationsfilme begeistern, habe ich vermutlich zu Genüge kundgetan. Dieser Leidenschaft werde ich im Herbst mit einem Animationsstudium selber nachgehen, weshalb das Gespräch, das ich letzte Woche führen durfte, eine sehr spezielle Bedeutung für mich hat. Simon Otto ist ein Schweizer Animator, der seit über einem Jahrzehnt im Dienst von DreamWorks steht. Für den 2010 erschienen How To Train Your Dragon waltete er ausserdem als Head of Character Animation, eine Rolle, die er auch beim Nachfolger, der nächste Woche anläuft, einnimmt.

Im Interview spricht Simon ausführlich über den Schaffensprozess hinter How To Train Your Dragon 2, die momentane Situation der Animationslandschaft und den geplanten dritten Teil.

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Im 20-Sekunden-Takt

Behold, meine Abschlussarbeit, ein rund zwanzig Sekunden langer Animationsclip. Eigentlich würde ich den Clip am Liebsten in der Endlosschlaufe zeigen, da die Wiederholung und das Entdecken sekundärer Details im zweiten Durchgang einen Grossteil des Konzepts ausmacht. Der Einfachheit halber gibt es jetzt einfach fünf Wiederholungen am Stück.

[vimeo]https://vimeo.com/82840994[/vimeo]

Fertig.

Ich habe den Gestalterischen Vorkurs ganz offiziell abgeschlossen.

Inoffiziell geht es im Januar noch vier Wochen weiter mit dem Portfoliokurs, der dazu dient, seine Arbeiten und deren Präsentation ein bisschen auf Vordermann zu bringen, aber offiziell hat das alles gestern ein Ende gefunden. Dabei gab es eine schicke Ausstellung, an der unsere Arbeiten präsentiert wurden, und danach wurde noch viel getrunken und gefeiert und nun bin ich ein bisschen müde. Was jetzt folgt, sind zwei Wochen Ferien. Verdientermassen, würde ich meinen.

Meine Abschlussarbeit war ein kleines animiertes Filmchen. Man munkelt in Fachkreisen, dass der Trailer dazu eigentlich viel, viel besser sei, als das Filmchen selber. Darum, hier der Trailer.

[vimeo]https://vimeo.com/82238404[/vimeo]

In Defense of Pixar

Pixar

Monsters University läuft seit zwei Wochen in den Kinos und hat mit 320 Millionen nicht nur bereits sein Budget eingespielt, sondern ist damit auch auf dem besten Weg, einer der finanziell erfolgreichsten Pixar-Filme zu werden. Auch in der Schweiz ist man mit 30’000 Besuchern auf Erfolgskurs – alles rosig, also? Nicht ganz. Beim Publikum ist der Film ein Renner, doch bei den Kritiken fällt Monsters University offenbar durch, und nachdem auch Cars 2 und Brave allgemein als Mist gelten (darauf komme ich später noch zurück), werden die ersten Unkenrufe laut – Pixar habe sein Zenit überschritten, der Mickey Mouse-Konzern habe dem Studio seinen Stempel aufgedrückt. Grund für viele Kritiker, das erfolgreiche Animationsstudio abzuschreiben. Doch damit tut man Pixar unrecht. Ein Erklärungsversuch, nach dem Klick.

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Transformers: The Movie (1986)

„Me, Grimlock, not ’nice dino‘. Me mash brains!“

VERDAMMTFUCKYEAH! Eigentlich hätte ich es wissen müssen. In den 80’s gabs die Transformers in Zeichentrickserienform, und dass sowas irgendwann zu einem Film führt, ist irgendwie logisch. Gerade in den Achtzigern. I proudly present den total abgedrehten und extrem bunten Transformers: The Movie. Und bevor ihr zur Lektüre übergeht, solltet ihr – um euch richtig einzustimmen – erst die Lautsprecher aufdrehen und euch den Titelsong zu Gemüte führen. VERDAMMTFUCKYEAH!

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Wreck-It-Ralph (2012)

„I’m bad and that’s good. I will never be good and that’s not bad, because there’s no one I’d rather be, than me.”

Lange bevor feststand, dass Disneys neuestes Werk Wreck-It-Ralph heissen würde, war der Film, der bereits seit den Achtzigerjahren eine On- und Off-Beziehung mit der Produktionsphase lebte, unter anderen Titeln bekannt. High Score war so einer. Joe Jump ein anderer. Letzterer stammte noch aus frühesten Entwürfen in den Neunzigern und erzählte die Geschichte des guten Typen. Irgendwann erkannte man, dass ein verkannter Bösewicht weit mehr Potential birgt und aus Joe Jump wurde Reboot Ralph und später dann eben Wreck-It-Ralph. Und es ist in Anbetracht dieser Produktionsgeschichte nicht einmal gelogen, wenn ich sage, dass der Film ein Kind der 80’s ist. Auch wenn sich das eher auf die anderthalbstündige Liebeserklärung an Arcade-Games, die der Film darstellt, bezieht.

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Rise of the Guardians (2012)

„You don’t want me. You’re all hard work and deadlines! I’m snowballs and fun times. I’m not a Guardian.“

Der Autor, Illustrator und frühere Pixar-Konzeptzeichner William Joyce muss sich im Moment wohl keine Sorgen um seine finanzielle Zukunft machen: Anfang Jahr durfte er für seinen animierten Kurzfilm The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore einen Oscar entgegennehmen und eben erst ist die DreamWorks-Verfilmung seines Buches The Guardians of Childhood unter dem Titel Rise of the Guardians angelaufen. Und für nächsten Frühling steht bereits eine weitere Verfilmung an, diesmal wagt sich BlueSky mit Epic an Joyce‘ Buch The Leaf Men. Nicht ohne Grund ernannte ihn also die Newsweek bereits vor dem Jahrtausendwechsel zu einer der 100 Personen, die man im neuen Jahrtausend im Auge behalten sollte.

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