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American Sniper (2014)

AmericanSniper

„I’m willing to meet my creator and answer for every shot that I took.“

Chris Kyle gilt als der effizienteste Scharfschütze der amerikanischen Geschichte – in vier Tours konnte der Texaner mehr als 160 Kills verbuchen und so zahlreiche Leben retten. Hinter dieser Legende steht ein ganz gewöhnlicher Mann, der bemüht ist, seinen privaten Alltag so gut es geht mit seiner Militärkarriere unter einen Hut zu bringen. Doch der Krieg hinterlässt auch bei Kyle seine Spuren. American Sniper ist die neueste Regiearbeit des Stuhlbeschwörers Clint Eastwood – und entsprechend patriotisch und pathetisch kommt sein Scharfschützenbiopic daher.

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TOAZ: Neu im Regal II

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Mein Oktober war nicht schlecht. Ich würde ihn durchaus als toll bezeichnen. Aber irgendwie fehlten die grossartigen Ereignisse – die wirklich tollen Dinge waren eher nebensächlicher Art. Ein Kaffeezmorgen im Starbucks, ein Hockey-Match, ein Radiobeitrag über meine Monster oder ein gemütliches Abendessen mit Freunden. Gefeiert habe ich ihn also durchaus, auch wenn es hier ein bisschen wenige Postings gibt, die das unterstreichen.

Heute kam zum Beispiel meine DVD-Bestellung an, die ich vor einigen Wochen auf Amazon getätigt habe. Filmlücken müssen schliesslich gestopft werden. Das Paket kam zwar eine knappe Woche zu spät, aber es kam. Und mit der Hitchcock-Collection, der finalen The Clone Wars-Staffel sowie ein paar anderen Filmen habe ich genügend Material, um die kalten Wintermonate sicher zu überstehen.

Trailer: J. Edgar

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Das Politthrillerbiopic J. Edgar über den ehemaligen FBI-Direktoren J. Edgar Hoover ist nicht nur Clint Eastwoods erster Film seit „Invictus“, sondern auch der erste Film des bei mir allmählich immer mehr Kredit gewinnenden Leonardo DiCaprio seit dessen Bombenauftritt in Christopher Nolans „Inception“. Und dass nach Ridley Scott, Sam Mendes und Martin Scorsese nun auch mit Clint Eastwood ein weiterer Top-Regisseur sich des ehemaligen Mädchenschwarms annimmt, wird ebenfalls nicht nur ein Zufall sein. Der Trailer macht jedenfalls Lust auf mehr, vorallem optisch gefällt das Ganze und wird wohl aufgrund der Heldenthematik (Das Oscar-Kommitee mag offensichtlich Hybris) zu einem heissen Oscar-Kandidaten (Kinostart ist zufälligerweise Ende 2011). Einziger Wermutstropfen ist DiCaprios Make-Up als alter Hoover. Geht GAR NICHT.

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Invictus (2010)

Achtung massive Storyspoiler!

Invictus ist ein heisser Oscar-Kandidat, zwar mit nur zwei Nominationen (Bester Hauptdarsteller und Bester Nebendarsteller), dafür in zwei der wichtigeren und in diesen zudem Favorit. Umso stolzer war ich dann, als ich den Film am ersten Abend schon gesehen habe. Entsprach Morgan Freemans Leistung als neugewählter Präsident Mandela den Erwartungen und Kritiken?

Story

Die Story entstammt einem Buch über Nelson Mandela, der während der Rugby-Weltmeisterschaft in Südafrika versucht, das Volk mit Hilfe der Springboks, der südafrikanischen Mannschaft, bzw. dessen Captain François Pienaar, zu einen. Das Buch mit dem Titel „Playing the Enemy“ von John Carlin wiedergibt eine wahre Geschichte und gerade jene Stellen, die für den Zuschauer unwahrscheinlich scheinen, sind wahre Tatsachen. Dadurch wird das altbekannte Hollywood-Thema des American Dream bzw. des „Hoffnung-nie-Aufgebens“ anhand einer wahren Geschichte neu aufgerollt. Was dem Film in meinen Augen jedoch nicht gelingt, ist die Darstellung des Nelson Mandela. Damit meine ich nicht die schauspielerische Leistung von Morgan Freeman, die unglaublich ist, sondern die Darstellung im Allgemeinen. Viel zu selten lässt man durchblicken, dass Mandela auch nur ein Mensch ist, dass er selbst auch Probleme hat. Mehr Szenen wie diese eine Szene mit seinem Bodyguard, die einen anderen „Madiba“ zeigen, hätte ich gern gesehen. Eher unscheinbar, aber dennoch im Zentrum steht das Gedicht „Invictus“ von William Henley, das Mandela seinerzeit im Gefängnis Halt gegeben hatte, und das er später an Pienaar weiterreicht. In Wahrheit war es jedoch eine Rede Teddy Roosevelts.

Schauspielerische Leistung

Für die Oscars nominiert ist der Film jeweils in Kategorien zu Schauspielern. Verwundert nicht. Morgan Freeman gibt die wahrscheinlich beste Darstellung, die ich gesehen habe, als Nelson Mandela. Er verschmilzt gar mit seinem Vorbild, und die Art und Weise, wie er spricht, ist genial. Das sorgt wiederum für Situationskomik, die den Film auflockert und ihm das Prädikat eines Problemfilms vorbehält. Ein Schauspieler, den ich nicht wirklich mochte, bzw. von dem ich jeweils fand, dass er einen höheren Status geniesst, als er verdient, war Matt Damon. Ich nehme es zurück, auch Matt Damon, neben Morgan Freeman der zweite Oscar-Nominierte in Invictus, gibt eine solide Darstellung ab. Als Captain der Rugby-Nationalmannschaft der Springboks vermag Damon komplett zu überzeugen. Wer für mich aber am meisten überzeugt, ist Tony Kgorore, der den Bodyguard Jason Tshabalala spielt. Wie er den mürrischen und den weissen abgeneigten Kerl spielt, ist grossartig. Man schliesst die Figur, trotz ihres kalten Äusseren, sofort ins Herz. Und zuzusehen, wie Jason (I hate Rugby!) im Laufe des Films langsam auftaut und sich gegen Ende sogar halbwegs für Rugby begeistert, ist köstlich. Tony Kgorore hat übrigens auch in Hotel Ruanda mitgespielt, wie mir auffiel, damals verkörperte er den Kotzbrocken-Hotelangestellten Gregoire, das nur so nebenbei :).

Rugby & Begeisterung

Das Hauptthema des Films – klar – Rugby. Heisst nicht, dass rund um die Uhr Rugby gespielt wird. Aber dennoch sehr wichtig, denn schliesslich liegt „Madibas“ Ziel, wie Mandela genannt wird, darin, dass er die Nation eint, indem er die Rugbymannschaft zu Höchstleistungen anspornt. Obwohl ich mich nie richtig für Rugby begeistern konnte, ging die Begeisterung für die Sportart, die im Film gezeigt wird, nicht an mir vorbei. Man fiebert regelrecht mit, wenn im Ellis Park die letzten Spielminuten laufen. Clint Eastwood gibt sich auch Mühe, die Sportart Leuten entgegenzubringen oder zumindest verständlich zu machen, die sich wie erwähnt nicht dafür interessieren. Man sieht, wie der Hase läuft. Ach, der Ball muss dort hin, das gibt dann soundsoviele Punkte. Das ist schlichtweg grossartig und trägt massgeblich dazu bei, dass mancher Kinobesucher gegen Ende des Films abgenagte Fingernägel zu beklagen hat – einschliesslich meiner selbst 😉

Soundtrack

Einen ersten Abstrich gibt es punkto Soundtrack – man kennt mich ja als soundtrackinteressiert, aber dieser gefällt mir nicht. Ich differenziere absichtlich, zwischen Soundtrack, als Musik zum Hören, und zwischen dem Zusammenspiel Bild & Soundtrack im Film. Jedoch ist der Soundtrack in beider Hinsicht misslungen. Als Musik lässt sich das Ganze nicht hören, zu langatmig sind die einzelnen Stücke, und nach fünf Titeln hat man das Ganze gehört – ständig wiederholen sich die Melodien. Und Titel wie „Olé Olé Olé/We Are The Champions“ sind einfallslose Interpretationen von Fussballsongs, die ihrer plumpen Machart wegen an Peinlichkeit grenzen. Im Film verkauft sich der Soundtrack hingegen weitaus besser. Anfänglich hält sich die Filmmusik zurück und überlässt das Feld dem Bild. Hie und da sind einige Klänge zu hören, mehr aber nicht. In der zweiten Hälfte taucht aber vermehrt Musik auf, womit man in meinen Augen die Bodenhaftigkeit des Films, den Verzicht auf aufbauschende Elemente, zerstört. Doch darauf komme ich später zurück. Was auch stört, ist dass man gegen Ende plötzlich ein, zwei englischsprachige Songs einbaut, die sich zu stark in den Vordergrund drängt. Schade, Potenzial wäre dagewesen, jedoch wurde es nicht ausgeschöpft.

Überdramatisierung im zweiten Teil

Wie bereits angesprochen, verliert der Film ganz gegen Ende an Qualität. In den letzten Minuten/Sekunden des Rugby-Finals enttäuscht Clint Eastwood, indem er auf das Klischee der Slow Motion bzw. das langgezogene „Noooooooooooooooooooooooooo.“ zurückgreift. Das ist nur nervig und schmälert die Authenzität des Films unglaublich. Zuvor bleibt der Film grösstenteils am Boden und verzichtet auf dramatische Elemente. Alles wird so gezeigt, wie es ist, ganz sachlich. Diese Schlussszenen dagegen sind das pure Gegenteil und passen nicht in das Schema des Films.

Trotz dieser Einschränkungen und einzelnen Kritikpunkte gibt es gesamtheitlich nichts, aber auch gar nichts an diesem Film auszusetzen. Im Gegenteil, er ist wärmstens zu empfehlen – jedem, der leichte Kost, die einem jedoch gleichzeitig zum Nachdenken anregen kann, geniessen möchte. Mit atemberaubenden Darstellern. Mein Lieblingsfilm des Jahres – nach Avatar, versteht sich 😉