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192 Tage

Morgen geht für mich die Schule los, aber nicht, wie das für andere Schüler der Fall ist – mir stehen nach bereits absolvierten fünfeinhalb Gymnasiumsjahren weitere drei bevor, und das über sechs Monate oder 192 Tage, nachdem ich das letzte Mal die Schulbank gedrückt habe. In dieser Zeit änderte sich einiges für mich, ich wurde praktisch von einem Tag auf den anderen aus meinem gewohnten Umfeld herausgerissen, musste mich neu orientieren und entschied mich schliesslich für diesen Weg, den Maturabschluss über die FMS (Fachmittelschule) zu erreichen.

Ich merke immer wieder, dass ich noch nicht hundertprozentig bereit bin für diese Schule, für neue Leute, zu sehr war ich am alten Ort verankert. Mein bester Kollege, mit dem ich bis vor vier Jahren in derselben Klasse war, schreibt zudem morgen, wenn für mich die Schule neu von vorne beginnt, seine Abschlussprüfungen. Natürlich hätte ich auch eine Lehre beginnen können, und irgendeine Stimme in mir rät mir auch dazu, aber ich habe das Gefühl, dass dieser Weg der bessere ist. Auch wenn es der ist, der offensichtlich mehr wehtut.

Ich glaub, ich habs geschafft.

Ich komm mir ein bisschen wie ein Arschloch vor. Weil ich ganz ehrlich und offen gesagt, NICHTS gelernt hab. Wirklich. In den letzten drei Tagen vor der Prüfung habe ich mich ein bisschen hingesetzt, und die Sachen halbwegs angeschaut. Und da gibt es unzählige kleine Kiddies, die sich reingehängt hatten, und wochenlang gelernt, und es doch nicht gereicht hat. Wisst ihr, was ich meine? Naja, von mir aus. Ich nehm die Noten gerne.