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Die Titelsequenz zu Juno

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Ich liebe Juno bekanntlich (dem ich endlich eine vernünftige Review spendieren sollte) – auf allen Ebenen ein grossartiges Werk. Auch die Eröffnungssequenz, bei der vielleicht die meisten mit den Schultern zucken würden, haut mich immer wieder weg. Für Art of the Title, eine Seite über Titelsequenzen haben sich die beiden Macher Garreth Smith und Jenny Lee Zeit genommen und präsentieren ein Making Of der Eröffnungssequenz. Das ist alles handgezeichnet. Ist angesichts heutiger Technologien doch recht erstaunlich.

Ich möchte die Seite jetzt gar nicht um Credit bringen und verweise einfach auf obigen Link. Das ist echt faszinierend.

Juno (2007)

Für eine Facharbeit muss/darf ich mir Juno ansehen, da ich den Film mit einem im Unterricht gelesenen Buch, bzw. gewissen Aspekten (Coming of Age) gleichsetzen soll. Wir durften den Film auswählen, und neben dem vom Thema passenden Precious fiel mir keiner ein. Eine Kollegin gab mir schliesslich den Tipp, dass ich Juno nehmen solle, und so schaute ich mir den Film an. Und keine Frage: Meine Filmauswahl habe ich getroffen. Bevor ich ihn für meine Arbeit seziere, hier einige Gedanken zum Film.

Story

Juno ist 16, eine durchschnittliche High School Schülerin, lebt mit ihrem Vater und ihrer Stiefmutter ein beschauliches Leben. Nur: Sie ist schwanger. Anfänglich ist Juno überzeugt, dass sie abtreiben will, doch es kommen Zweifel ob der Richtigkeit ihrer Entscheidung auf. So entscheidet sie sich für das Kind und beschliesst, Adoptiveltern zu suchen. Sie findet in Mark und Vanessa offenbar zwei perfekte Eltern für das Kind. Nur kurz vor der Geburt dann der Schock: Mark beschliesst, sich von Vanessa scheiden zu lassen. Juno bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, sich eine Zukunft für ihr Kind auszudenken.

Eine ziemlich bodenständige Story, ohne grosse Wendungen, abgesehen von der Scheidungs-Wendung, die aber dennoch fesselt und glaubwürdig erzählt wird.

Darsteller

Ellen Page wurde für einen Oscar nominiert, und das nur zu Recht. Sie spielt die Teenagerin, die mit ihrer Schwangerschaft klarkommen muss und eine etwas schräge Weltanschauung hat, mit Bravour. Humorvoll, ohne lächerlich zu sein. Ihre Schlagfertigkeit ist das Tüpfelchen auf dem i. Damit bildet sie einen Gegensatz zu Michael Cera, der einen eher in sich gekehrten, ruhigen und verunsicherten Kerl. Diesen Job macht Cera so gut, dass ich mich nun noch weniger für die Wahl des Kanadiers für die Rolle des selbstbewussten Scott Pilgrim begeistern kann. Doch das dann zu seiner Zeit.

Es gibt eigentlich keinen Darsteller, den man kritisieren kann. Jason Bateman und Jennifer Garner spielen das gegensätzliche Ehepaar, das aber trotzdem irgendwie zusammenpasst. J.K. Simmons, bekannt als J. Jonah Jameson aus Spider-Man, macht seinen Part solide und hält sich gut im Hintergrund, ebenso wie seine Filmpartnerin Allison Janney und auch Junos treuer Freundin, Leah, gespielt von Olivia Thirlby wird nicht mehr als ein Nebenpart zugeordnet, sodass sich die Handlung um Juno und Bleeker konstruieren kann. Aber wo bleibt Bleeker? Der einzige Kritikpunkt bislang ist, dass Michael Cera offensichtlich eine wichtigere Rolle verkörpert, als das seine Leinwandpräsenz vermuten lässt.

Soundtrack

Wiedermal einen gelungenen Soundtrack gibt es bei diesem Film. Sängerin Kimya Dawson steuert, unter anderem mit Adam Green als „The Moldy Peaches“, 10 Songs bei. Gemeinsam mit den anderen Songs stellen sie eine Feel-Good-Atmosphäre auf, die aber nicht forciert wirkt, sondern durch ruhige, nahezu monotone Töne langsam, aber allmählich aufgebaut wird. Das Stück „Anybody Else But You“ wird ausserdem von Ellen Page und Michael Cera am Ende des Films gesungen, diese Version findet sich ebenfalls auf der CD.

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Humor

Der Film nimmt sich ernst, auch wenn er eine Komödie ist. Schliesslich behandelt er auch ein im Grunde ernstes Thema. Dafür punktet er in dieser Sparte mit seinen Dialogen, die durch den Slang und ihre Schlagfertigkeit immer wieder urkomisch sind. Ebenfalls sehr unterhaltsam ist die Lockerheit der Teenager einerseits prinzipiell, andernseits, was das Thema Sex betrifft, beziehungsweise die Reaktion der Eltern, die natürlich dann wiederum zu witzigen Szenen und Situationen führt, man nehme die Ultraschall-Szene als Beispiel.

Kunst

Wie auch Amelie bedient sich der Film der Farben. Hier sind es Rot- und Weisstöne, die immer wieder vorkommen, jedoch niemals so stark, wie in Amelie. Hier lässt man auch den Bildern nicht so viel Raum, wie in Amelie, doch das heisst ja nicht, dass es schlecht ist, ein Kunstfilm, wie Amelie das ist, passt hier ohnehin nicht. Zwar ist dieser Film auch Kunst, aber nicht darauf angelegt, welche zu sein. Man versucht, in erster Linie zu unterhalten, darum wird ein künstlerisches Konstrukt gebaut, aus Farben, Klängen und Bildern. Etwas, womit sich dieser Film stark befasst, sind Beziehungen und Gegensätze. Die Beziehungen zwischen Juno und ihren Freunden, ihrer Familie, aber auch mit Mark und Vanessa, oder die Gegensätze, über die Juno und Bleeker hinwegsehen wollen, was Mark und Vanessa offenbar eben nicht gelingt. Ebenfalls sehr schön, und doch sehr subtil dargestellt, ist, wie die Jahreszeiten jeweils ein- beziehungsweise ausgeblendet werden.

Ein schöner Feel-Good-Movie, der jedoch zu keinem Zeitpunkt unglaubwürdig ist, mit einer grossartiger Hauptdarstellerin und der richtigen Prise Humor.

Bildquelle: Cinematical.com