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Die Wutbürger

Eine kleine Hintergrundstory zu einer Illustration und ihren Varianten:

Vergangene Woche schrieb mich Andrea, eine Redaktorin der Zürichsee Zeitung an, und bat mich um Ideen zu einem von ihr verfassten Artikel. Es ging darin um ein Postulat einiger bürgerlichen Parteien, die wollen, dass Eltern ungezogener Schüler mit einer Busse bestraft werden können. Ich liebe solche schrägen Themen, weil sie eine gute Basis für eine überspitzten Illustration bieten.

Eine meiner ersten Ideen war der ungezogene Trump, wie man ihn oben sieht. Normalerweise brauche ich mehrere Anläufe, aber in diesem Fall war ich überzeugt, dass das die bestmögliche Karikatur zum Thema war. Auch auf der Redaktion kam die Illustration gut an, aber es stellte sich heraus, dass sie an meinem Timing zu scheitern drohte. Denn: Am gleichen Tag sollte in der Zeitung meine wöchentliche Karikatur zu sehen sein, die den Besuch des US-Präsidenten in der Schweiz zum Thema hatte. Zweimal Trump, das war dann doch etwas viel, das war sogar mir bewusst.

Ganz klein beigeben wollte ich dann aber doch nicht und schlug eine Variation dieser Karikatur vor, bei der Trump durch den Sion-Präsidenten Constantin ersetzt wurde. Dieser war vor einigen Monaten in den Schlagzeilen, als er auf einen TV-Kommentatoren einprügelte. Mir gefiel dabei die Dynamik in der Karikatur, wohingegen die erste ein bisschen statisch wirkte. Dort war ich aber mit dem frech grinsenden Mini-Trump umso mehr zufrieden. Das Problem bei der zweiten Version war, dass der «Fall Constantin» zwar medial ausgeschlachtet wurde, aber ziemlich schnell auch wieder vergessen war. Die Karikatur würde in dieser Form also nur bedingt funktionieren, weshalb wir diese Variante begruben.

Am Ende kam dann aber doch alles wie es sollte: Das Datum des Artikels hatte sich um fast eine Woche nach hinten verschoben, sodass die Trump-Variante nun wieder passte. Den fertigen Artikel kann man hier nachlesen, und ich bin natürlich sehr froh, dass es am Ende doch gut ausgegangen ist für den kleinen, blonden Despoten.

Gülenverdacht

ZSZ_Richterswil

Normalerweise werde ich bei Karikaturen für die Zürichsee Zeitung im Vorfeld angefragt. Manchmal eine Woche im Voraus, manchmal auch erst am Vortag. Dann kann ich mich – je nachdem, wieviel Zeit ich dafür habe – dem Thema widmen und eine Illustration ausarbeiten. Es kommt aber auch vor, dass ich schon vorher etwas sehe, das interessant sein könnte, und ungefragt eine Arbeit einsende. In diesem Fall ist das Risiko, dass es nichts wird, ziemlich hoch. Einerseits, weil die Zeitung ja ohne mich geplant hat, andererseits, weil die Zeit bis zum Redaktionsschluss meist sehr knapp bemessen ist.

Am Dienstagabend las ich in der Zeitung von einer Geschichte über die Badi Richterswil. Diese blieb für einige Tage gesperrt, weil der Verdacht bestand, dass es im Wasser Gülle hatte. Meine Einsendung kam erst nach Redaktionsschluss an, weshalb sie für den nächsten Tag nicht mehr berücksichtigt werden konnte. Und am Folgetag wurde das Thema nur noch in einer Randnotiz behandelt, weshalb die Illustration am Schluss dann doch keine Verwendung fand.