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Starbucks by Owley

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Unser erstes Semester des Gestalterischen Vorkurses funktioniert so, dass wir in zwei Blöcken während fünf Wochen jeweils zwei Grundlagenfächer haben – bei mir waren es jetzt Bild und Visuelle Kommunikation. Im Anschluss an die fünf Wochen folgt ein zweiwöchiges interdisziplinäres Projekt, das beide Fächer verbindet und in selbständiger Arbeit erstellt wird. Bei unserem, diese Woche zu Ende gegangenen Interdisziplinären Projekt lautete das Thema „Kammerspiele des Alltags“. Ich wählte als „Kammer“ das Starbucks-Café um die Ecke, weil ich unbedingt Leute und deren Gespräche umsetzen wollte.

Während Tagen sass ich im Starbucks und kam mir vor wie Hitchcock: „I’m just the man hiding in the corner, watching.“ Ich liess die Eindrücke auf mich einprasseln und skizzierte die Leute, die ein- und ausgingen in meinem Skizzenbuch. Dialogfetzen schrieb ich so akkurat wie möglich nieder, immer bedacht darauf, nicht „entdeckt“ zu werden, fürchtete ich doch um die Authenzität meiner Arbeit, sollten die Leute merken, dass sie beobachtet werden. Das führte auch zu sehr raschen und aufs Wesentliche reduzierten Skizzen, die mir auch ein bisschen halfen, mich einmal von meinem perfektionistisch orientierten Zeichnungsstil zu lösen.

Entstanden ist ein Skizzenbuch mit voyeuristischem Charakter, das die Situation des Starbucks-Café zeigt und mir schon jetzt verdammt am Herzen liegt. Den Titel habe ich ganz einfach deshalb gewählt, weil ich mir zeitweise ein bisschen wie Mike van Audenhove vorkam. Wer jetzt immer noch auf dem Schlauch steht, ist entweder kein Schweizer oder hat keine Ahnung. Oder beides. Durch die willkürliche Anordnung der Bilder (und meist auch des Textes) entstehen ganz neue Situationen und Zusammenhänge, die ich gerade was die erzählerische Qualität meiner Arbeit betrifft, extrem spannend finde.

Nach dem Klick gibts eine Galerie mit einigen meiner Arbeiten. Eigentlich sollte das viel benutzerfreundlicher daherkommen, aber meine Fancybox spielt mir mal wieder einen Streich. Falls irgendwer gerade weiss, woran das liegt – Hand hoch! Die Galerie funktioniert jetzt natürlich einwandfrei. Ich dich doch auch, WordPress.

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Graval macht Stunk #6 – Mike van Audenhove

Als Mike van Audenhove am 8. März 2009 völlig überraschend an Herzversagen starb, verlor ich eines meiner grossen Idole. Ein Jahr zuvor hatte ich den Zeichner noch an einer Autogrammstunde besucht, wo er mir einen Bart Simpson gezeichnet hatte. Mit ihm hat die Schweiz einen grossartigen und subtil gesellschaftskritischen Künstler verloren, oder zumindest Zürich, dass man ihn ausserhalb des Kantons kaum kannte erstaunte mich immer wieder.

Über Mike van Audenhove
Mike van Audenhove, Sohn belgischer Einwanderer, wurde in North Carolina geboren und lebte seit seinem neunten Lebensjahr in der Schweiz, wo er 1996 erstmals einen Comicstrip der Reihe „Zürich by Mike“ veröffentlichte, die er bis zu seinem Tod zeichnete, und die ihn rasch bekannt machte. In seinen Comicstrips, die jeweils wöchentlich im züritipp erschienen, zeigte er jeweils wie die Zürcher wirklich sind – nie überspitzt oder provokativ, sondern immer liebenswert und mit einem grossen Augenzwinkern.

Warum ich euch Mike van Audenhove vorstellen möchte
Ich mag viele Künstler, manche inspirieren mich oder beeinflussen meinen Zeichenstil, aber kaum jemandens Zeichnungen haben mich immer wieder zum Lachen gebracht und mich so berührt, wie Mikes. Sein Zeichenstil war eigen, aber gerade durch seine Einfachheit widerspiegelte er Mikes Zeichnungen: Kurze, einfache Comicstrips, die immer wieder genau auf den Punkt getroffen haben und in denen man sich selbst wiedererkennen konnte.

Ich erinnere mich noch, wie er gezeichnet hat: Den Kopf über das Blatt gebeugt, die Nase nur Millimeter von selbigem entfernt und mit zittrigen Händen brachte er ein Kunstwerk zustande. Der Bart Simpson, den er für mich gezeichnet hat, liegt in einer Schublade sicher verwahrt. Meine Erinnerung an einen grossen Künstler und Beobachter.

Mehr über Mike van Audenhove findet man auf ZuerichByMike.ch, seiner Webpage und natürlich der üblichen Verdächtigen, der Wikipedia.

Bilderquellen: Porträt Mike van Audenhove: 20min.ch // Presslufthammer-Comic-Strip: ZuerichByMike.ch (Nr. 10046) // Bart Simpson-Foto von mir