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Bridge of Spies (2015)

BridgeofSpies

„We have to have the conversations our governments can’t.“

Drei Jahre sind vergangen seit Steven Spielbergs letztem Film, dem epischen Biopic über Abraham Lincoln. Historische Stoffe scheinen das Spätwerk des Kultregisseurs zu dominieren, wie auch sein neues Werk Bridge of Spies beweist. Nach der Weltkriegs-Gutenachtgeschichte War Horse und Lincoln ist das bereits der dritte Film in Folge, in dem Spielberg geschichtliche Ereignisse aufarbeitet. Diesmal geht es um den Kalten Krieg und den Anwalt James B. Donovan, der als Vermittler in einem Gefangenenaustausch zwischen den USA und der Sowjetunion zwischen die Fronten gerät. Gespielt wird Donovan von Tom Hanks, der damit zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder für Spielberg vor der Kamera steht. Von Spielbergs letzten Filmen ist dieser bei Weitem der Stärkste – der Regisseur verzichtet auf die Grandezza von War Horse oder das Schüren der Great Man Theory wie bei Lincoln.

Bridge of Spies ist ein nüchterner Thriller, dessen Herzstück das packende Script der Coen Brothers ist. Ohne den ganzen Schnickschnack muss Spielberg beweisen, was er kann, und das tut er eindrücklich. Dieser Cold War Thriller wird kaum in die Geschichtsbücher eingehen, aber der Film bietet solides Handwerk – sei das von Spielberg als Regisseur, Kameramann Janusz Kamiński, der das verschneite Berlin bezaubernd einfängt oder von Komponist Thomas Newman, der hier für den mit Star Wars beschäftigten John Williams einspringt. Auch die Schauspieler können überzeugen, Tom Hanks ist noch immer Garant für gutes Kino. Wie schon bei Captain Phillips wird Hanks aber von seinem eher unbekannten Co-Darsteller in den Schatten gestellt. Der Brite Mark Rylance ist als nüchterner russischer Spion Rudolf Abel eine Wucht und dürfte sich mit dieser Rolle endlich die Aufmerksamkeit von Hollywood gesichert haben. Ich bin gespannt, ob und wie er das nutzen wird.

In Kürze:

Basierend auf einem Script der Coen Brothers bringt Steven Spielberg mit Bridge of Spies einen packenden Thriller, der mit Tom Hanks und Mark Rylance zwei tolle Darsteller aufweist. Unspektakuläres, aber unheimlich wirkungsvolles Kino.

Wertung:

4 von 5 teuren Wintermänteln

SPECTRE (2015)

Spectre

„You are a kite dancing in a hurricane, Mr Bond.“

Eins vorneweg: Meine Review zum neuen James Bond-Film kommt (leider) nicht ohne Spoiler aus. Wer diese vermeiden möchte, soll sich lieber gleich den Film ansehen. Und dann wieder zurückkommen und weiterlesen.

SPECTRE beginnt klassisch: Nach 13 Jahren bringt Sam Mendes für das 24. James Bond-Abenteuer endlich wieder die klassische Gunbarrel-Eröffnungs-Sequenz zurück – was bei uns an der Premiere des Schweizer James Bond-Fanclubs mit tosendem Applaus quittiert wurde. Schon SkyFall wagte einen ersten Schritt zurück zum Bond-Flair der früheren Filme und wurde vom Publikum und der Kritik dafür belohnt – logisch, dass auch SPECTRE auf die „alte“ Erfolgsformel setzt. Um ganz sicherzugehen hat man zu diesem Zweck die titelgebende Organisation wiederbelebt. In den Büchern und alten Filmen machte dieser Geheimbund (Special Executive for Counterintelligence, Terrorism, Revenge and Extortion) 007 regelmässig das Leben schwer, bevor den Filmemachern in den 70ern die Rechte an der Organisation entzogen wurden. Erst vor zwei Jahren einigten sich die Produktionsfirma und die Erben des Rechteinhabers, sodass SPECTRE nun endlich wieder für Terror, Rache und Erpressung sorgen darf. In diesem Film tut sie das vorwiegend durch Terroranschläge, die die Regierungsvertreter der ganzen Welt wiederum dazu veranlassen, stärkere Überwachungsmassnahmen zu ergreifen. Da diese auch den MI6 ins Visier nehmen, steht plötzlich James Bonds berufliche Sicherheit auf dem Spiel – was ausgerechnet jetzt, wo er SPECTRE allmählich auf die Schliche kommt, ziemlich ungünstig ist.

Viel von dieser Organisation sehen wir im Film noch nicht. Dafür begegnen wir aber ihrem Kopf, dem mysteriösen Franz Oberhauser. Der von Christoph Waltz gespielte Bösewicht ist der Sohn des Mannes, der den jungen Bond nach dem Tod dessen Eltern bei sich aufnahm. Gewohnt charismatisch rückt Christoph Waltz‘ Fiesling seinem Adoptivbruder auf die Pelle. Es dauert nicht lange, bis sich der Perserkatzenfreund Oberhauser unter seinem richtigen Namen vorstellt: Ernst Stavro Blofeld. Wie schon bei Star Trek Into Darkness überrascht dieser Twist niemanden so richtig und trägt lediglich dazu bei, dass ich jetzt eine Spoilerwarnung brauche, was irgendwie auch schwachsinnig ist. Der charismatische Kopf von SPECTRE stellt sich Bond als Drahtzieher hinter den Machenschaften von Le Chiffre und Quantum in Casino Royale und Quantum of Solace vor. Er gibt zudem an, in Silvas Plan, M zu ermorden involviert gewesen zu sein. Hier zeigt sich ein bisschen die Verzweiflung der Drehbuchautoren, die die von ihnen geschaffene Organisation Quantum (damals als Ersatz für SPECTRE die man nicht nutzen konnte), jetzt irgendwie rechtfertigen müssen. Das geht soso lala auf, aber man nimmt es ihnen nicht lange übel.

SPECTRE hat andere Vorzüge, die einen die wirre und vollgepackte Story vergessen machen. Die packende Eröffnungssequenz am Dia de los Muertos ist eine der besten ihrer Art – und überhaupt stimmt in diesem Film die Action. Sam Mendes dreht hier voll auf und bietet rasante Verfolgungsjagden in Mexiko City, Rom, Sölden oder London. Das sind noch längst nicht alle Locations, die 007 in diesem Film besucht, womit klar sein dürfte, warum der Film soviel gekostet hat. Auch die Schauspieler können durchs Band weg überzeugen: Daniel Craig spielt den von der Vergangenheit eingeholten Bond mit einem Charme, den man in seinen ersten Filmen ein bisschen vermisst hat, während Léa Seydoux ein Bond-Girl spielt, das zwar noch immer gerettet werden muss, sich aber auch durchaus selber zu helfen weiss. Und natürlich ist hier auch Dave Bautista zu erwähnen, der als wortkarger Handlanger Mr. Hinx eine Wucht ist. Auch die Abteilung London, Ralph Fiennes, Naomie Harris und Ben Whishaw wird in diesem Film stärker in den Fokus gerückt und ich habe immer mehr Freude an diesem M, dieser Moneypenny und – ganz speziell – diesem Q.

Und trotzdem ist SPECTRE bei Weitem kein SkyFall. Das liegt sicher auch daran, dass der Film zu viel erklärt und zu wenig erzählt. Er muss erst die vergangenen Filme an die neue Storyline anpassen, bevor er dann eine irgendwie ziemlich gehetzte Geschichte über einen Überwachungsstaat und Datenkraken (pun intended) erzählen kann. Er wirkt dabei wie ein langer Trailer für einen richtigen Bond-Film, bei dem sich 007 und Blofeld dann ohne Mysterien und Geheimnisse aufs Dach geben. Denn darum wird es in den nächsten Filmen zwangsläufig gehen. Was an SPECTRE ebenfalls ziemlich ernüchternd ist, ist die Musik. Nicht nur Sam Smiths Writing’s on the Wall (das im Zusammenspiel mit dem Vorspann schon viel weniger nervt), auch der Score von Thomas Newman entlockt mir bestenfalls ein müdes Gähnen. Der Stammkomponist von Mendes rezykliert lustlos einen Grossteil seiner Themen für SkyFall, und verzichtet fast gänzlich darauf, Smiths Titelstück in den Score einfliessen zu lassen. Diese Arroganz resultiert in einem bedeutungslosen Score, den 007 nicht verdient hat.

In Kürze:

SPECTRE ist ein starker Bond-Film, der hält, was er verspricht. Während zweieinhalb Stunden bietet Sam Mendes gute Action, die von Kameramann Hoyte van Hoytema gut eingefangen wird. Christoph Waltz überzeugt als Bösewicht – trotz sehr wenig Screentime – während Daniel Craig die Hauptrolle gewohnt stark spielt.

Wertung:

4 von 5 Mickey-Mouse-Referenzen

Saving Mr. Banks (2013)

SavingMrBanks

„‚No whimsy or sentiment!‘ says the woman who sends a flying nanny with a talking umbrella to save the children.“ – „You think Mary Poppins is saving the children, Mr. Disney?“

Das Jahr ist 1961, seit über zwei Jahrzehnten versucht Walt Disney verzweifelt, die Autorin P.L. Travers dazu zu bewegen, ihm die Rechte an ihrer Geschichte über das fliegende Kindermädchen Mary Poppins zuzusichern. Als ihm die Britin schliesslich die Zusage für eine Verfilmung gibt, beginnt für Disney eine harzige Produktionsphase, denn Travers macht von ihrem Veto-Recht exzessiven Gebrauch. Für Saving Mr. Banks schlüpft Tom Hanks als erster Schauspieler überhaupt in die Rolle von Walt Disney (der wiederum ein entfernter Verwandter von Hanks war), während Emma Thompson die verbitterte Protagonistin des Films, P.L. Travers, gibt.

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Bild der Woche #98

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Ich war am Samstagabend im KKL in Luzern, wo ich bereits zum vierten Mal den Klängen des 21st Century Symphony Orchestra lauschte, diesmal war Pixar in Concert am Zug. Gespielt wurde aus sämtlichen 13 Filmen, wobei jedem Film eine etwa sieben- bis zehnminütige Suite gewidmet wurde, während parallel auf der Leinwand die passenden Filmbilder liefen. Zum Schluss wurde sogar noch eine Instrumental-Version von You’ve Got A Friend in Me gespielt, zu der die vier Komponisten (Randy Newman, Thomas Newman, Michael Giacchino und Patrick Doyle) vorgestellt wurden.

Die Suiten waren gut zusammengestellt und boten jeweils einen perfekten kurzen Eindruck des Films und repräsentierten auch die Komponisten bestens. Man merkte, dass hinter diesem Projekt die Macher selber (Pete Docter als Creative Director, John Lasseter als Produzent) steckten.

Damit bot das 21st Century Symphony Orchestra ein weiteres Mal Entertainment der Extraklasse.