„Fuck the code.“
Mark Millar ist mein absoluter Lieblings-Comic-Autor – sein Comic Wanted ist einer meiner Favoriten, da er badass und völlig daneben ist, eine total schräge Story bietet und mit noch schrägeren Figuren aufwartet. Und wenn dann Timur Bekmambetov, Regisseur der gleichnamigen Film-Adaptation, ganz lässig sagt, dass er den Ton der Vorlage so toll findet, frage ich mich, warum zur Hölle er sie dann nicht entsprechend umgesetzt hat. Sein sich Film nennendes Etwas kommt nicht in die Nähe der Qualität des Comics.
Wesley Gibson führt ein Scheissleben: Sein Bürojob ödet ihn an, seine Chefin mobbt ihn, seine Freundin fickt seinen besten Freund und als wäre das nicht genug Stress, taucht eines Tages eine Killerin auf, die Wesley vor einem anderen Killer rettet. Die mysteriöse Killerin namens Fox verrät Wesley, dass sein Vater, der die Familie früh verliess, gestorben sei und Wesley Geld hinterlassen habe. Ausserdem bietet sie ihm einen Ausweg aus seinem öden Alltag an – indem er sich ihr und einer geheimen Bruderschaft von Killern anschliesst.
Das Problem bei Wanted sitzt auf dem Regie-Stuhl, ist dick und haarig und heisst Timur Bekmambetov. Und zwar aus drei Gründen: Erstens, weil er die Story des Comics bis zur Unkenntlichkeit abgeändert hat – eine Story, die ich mir immer noch irgendwann in Zukunft verfilmt wünsche. Zweitens, weil er mit James McAvoy und Angelina Jolie zwei Schauspieler (among many others) gecastet hat, denen man ihre jeweiligen Rollen nicht im Geringsten abnimmt – warum man nicht, wie im Comic, Eminem und Halle Berry genommen hat, verstehe ich nicht, denn McAvoy ist als winselnder Bürogummi zwar sehr, als Killer aber überhaupt nicht glaubhaft.
Der dritte dieser Gründe ist es Bekmambetovs notorische Unfähigkeit, eine plausible Geschichte zu erzählen, die diesen Film definitiv gegen die Wand fährt. Der dicke Russe hat sich wohl nicht gedacht, dass sich der Zuschauer an seinen optischen Spielereien und in Slow Motion fliegenden Autos, Züge und Pistolenkugeln irgendwann sattsieht und zur Abwechslung auch eine halbwegs plausible Story erzählt bekommen will. Auf die man aber leider vergeblich wartet – sofern man sich nicht mal eben mit einer Bruderschaft, deren Daseinszweck nie wirklich erklärt wird, dem Webstuhl des Schicksals und altertümlichem Binärcode zufrieden geben möchte.
Timur Bekmambetov geniesst offenbar irgendwelche Immunität oder so – denn eigentlich dachte ich, dass Vergewaltigung strafbar sei. Wie dem auch sei, mit Wanted hat der russische Regisseur einen der bescheuertsten Filme gedreht, den ich je gesehen habe. Dabei hätte Mark Millars Vorlage so viel Potential gehabt – nur ist das Bekmambetov herzlich egal, er will fliegende Autos und Züge. Blödmann.