„Dear God, what is it like in your funny little brains? It must be so boring!“
Der Kriegsveteran John Watson trifft auf der Suche nach einem WG-Partner auf den eigenartigen Sherlock Holmes, der die Londoner Polizei bei ihren Fällen berät. Der überhebliche Holmes weckt Watsons Interesse, und ehe er sich versieht stecken die beiden knietief in ihrem ersten gemeinsamen Kriminalfall. Mit Sherlock erweckte das britische Fernsehen eine Buchlegende im 21. Jahrhundert wieder zum Leben – in den Hauptrollen das grossartige Duo Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Die erste Staffel brachte der Serie umgehend einen BAFTA für die beste Drama-Serie ein – und das mehr als zu Recht.
An die Länge der Folgen musste ich mich erst ein bisschen gewöhnen, doch sobald man sich damit abfindet, mit Sherlock im Grunde keine Serie, sondern eine waschechte Film-Trilogie vor sich zu haben, geht das ziemlich gut. Die Fälle, die uns in den drei Episoden der ersten Staffel vorgesetzt werden, sind spannend und warten mit überraschenden Wendungen auf, mit dem Ergebnis, dass ich ohne Weiteres anderthalb Stunden fingernägelkauend vor dem Fernseher verbracht habe. Bei der Gestaltung der Figuren gewähren sich die Macher teilweise recht viele Freiheiten, entfernen sich aber nie zu weit von der Vorlage, womit auch Hardcore-Fans der Romane ihre Freude an dieser Serie haben dürften.
Und dann wäre da noch der Hauptdarsteller: Benedict Cumberbatch spielt seine Rolle sensationell. Sein Sherlock Holmes ist hochnäsig, arrogant und eigentlich ein viel zu grosses Arschloch, als dass man sich mit ihm identifizieren könnte. Doch sein Spürsinn und seine Auffassungsgabe, die immer wieder in total absurden Schlussfolgerungen gipfelt, sind einfach zu cool, als dass man ihm lange böse sein kann. Die Chemie mit Martin Freeman, dem Darsteller seines Sidekicks slash Assistenten John Watson ist herrlich. Doch auch wenn die beiden toll aufspielen, hätte ich mir einen etwas stärkeren Schwerpunkt auf ihre Beziehung gewünscht – warum leben die beiden zusammen, was sehen sie ineinander? Das fehlt der Serie zu diesem Zeitpunkt leider.
Doch auch ohne diese Schwerpunkte bietet Sherlock Unterhaltung auf höchstem Niveau. Nicht nur die Hauptdarsteller, generell der ganze Cast ist umwerfend. Showrunner Mark Gatiss, der zusammen mit Steven Moffat das Konzept für die Serie entworfen hat, spielt den Part von Sherlocks schrulligem Bruder Mycroft, während Andrew Scott in der finalen Folge der ersten Staffel das erste Mal als Antagonist Moriarty zu sehen ist. Moriarty ist nicht einfach der düstere Drahtzieher, der im Schatten wandelt, sondern wird als junger Psychopath dargestellt, der das Verbrechen als Spass betrachtet. Es wird spannend sein, zu sehen, wie Moriarty und Sherlock in der zweiten Staffel interagieren.

Die erste Staffel von Sherlock legt die Latte schon einmal sehr hoch – die drei Folgen in Spielfilmlänge bieten dem Zuschauer spannende Kriminalfälle und zwei bestens aufgelegte Darsteller. Sherlock ist TV auf hohem Niveau.