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Selma (2014)

Selma

„We’re not asking, we’re demanding! Give us the vote!“

1964 erhält Martin Luther King für seine friedlichen Bemühungen im Zuge der Gleichberechtigung den Friedensnobelpreis. Doch für King ist das ein Tropfen auf den heissen Stein, er weiss, dass es noch viel zu erreichen gilt. Als Präsident Lyndon B. Johnson seine Forderungen nach uneingeschränktem Wahlrecht für Schwarze wiederholt ignoriert, begibt sich King nach Selma, Alabama. Von dort will er eine Bewegung steuern, die Johnson letztlich in die Knie zwingen soll. Selma von Ava DuVernay ist der erst zweite Spielfilm, der sich mit der Biografie von Martin Luther King, oder zumindest einem Teil davon, auseinandersetzt. Und noch immer sind sich die Kritiker uneinig, warum der Film bei den Oscars so schändlich übergangen wurde – denn das Politdrama kann mehr als nur überzeugen.

Als eine Person mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn mag ich Biopics, die mich aufrütteln, indem sie eine Geschichte über eine unglaubliche Ungerechtigkeit erzählen. Doch genauso gern wie ich mit solchen Themen konfrontiert werde, möchte ich, dass der Konflikt zum Ende des Films auch wieder aufgelöst wird. Wenn solche Filme ein offenes Ende haben, beschäftigt mich das ungemein – was ehrlich gesagt zwar auch nicht immer schlecht ist. Selma findet zwar einen sauberen Schluss und erzählt seine Geschichte konsequent zu Ende, dennoch ist klar, dass der Kampf um die Gleichberechtigung noch längst nicht ausgefochten ist. Der Bezug zu den Ereignissen von Ferguson ist nicht zuletzt durch die Lyrics des pathetischen Abspannsongs Glory gegeben – auch der Film selber rückt den Fokus immer wieder von dem was erreicht wurde weg, und stellt stattdessen das was es noch zu erreichen gilt ins Zentrum.

Doch Selma ist mehr als einfach nur ein Film, der zur rechten Zeit am rechten Ort war. Ava DuVernay schildert uns mit ihrer ersten grossen Regiearbeit einen sowohl auf politischer wie sozialer Ebene faszinierender Machtkampf, der an beiden Fronten mit starken Darstellern aufwartet. David Oyelowo gefällt als Martin Luther King, seines Zeichens charismatischer Anführer des Civil Rights Movement, der mit seinen Worten Berge versetzen kann. Sein Gegenspieler ist kein Geringerer als der Präsident der Vereinigten Staaten, zu diesem Zeitpunkt Lyndon B. Johnson. Der mächtigste Mann der Welt ist mit seiner bulligen Statur auch physisch ein Hindernis, das es für King auf dem Weg zur Gleichberechtigung zu überwinden gilt – Tom Wilkinson ist da die perfekte Besetzung, kann er der Figur doch die nötige Mischung aus Bedrohlichkeit und Unsicherheit verleihen.

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Selma ist ein packendes Drama, das einen spannenden Aspekt der amerikanischen Geschichte beleuchtet und dabei geschickt die gegenwärtige Situation reflektiert. Die britischen Darsteller David Oyelowo und Tom Wilkinson brillieren in den Schlüsselrollen als Martin Luther King und Präsident Johnson, respektive. In einem Jahr, in dem Robert Duvall für seine Darbietung in The Judge für einen Oscar nominiert wurde, schmerzt Wilkinsons Snub umso mehr.

9 Sterne

  • Selma (2014) | Illegitim.

    […] Andere Meinungen: Komm & Sieh, Owley […]

  • Illegitim

    Obwohl ich die Bewertung teile, finde ich den Oscar-Snub nicht gar so unerklärlich. War halt eine vollkommen vergeigte Kampagne. Wenn man die Preise will, sollte man schon verstehen, wie dieser blödsinnige Awards-Zirkus funktioniert.

    En plus: Ich finde dieses „Ähnliche Artikel“-Feature irgendwie befremdlich in seiner Auswahl :p

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