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SERIES: James Bond – Pierce Brosnan & Daniel Craig (1995 – 2008)

Sean Connery und George Lazenby etablierten mit ihren Filmen die James Bond-Reihe erst einmal, die mit Roger Moore ihren Höhepunkt erreichte, danach aber auch massiv an Qualität abnahm und mit Timothy Dalton letztlich bei den Zuschauern ganz scheiterte, sodass 1989 eine sechsjährige Pause, die von gerichtlichem Hickhack geprägt war, folgte. James Bond hatte einen bisher nie dagewesenen Tiefpunkt erreicht, und es war lange nicht klar, ob man ihn da wieder herausholen konnte. Und so stehen die Filme von Pierce Brosnan, aber vorallem das Reboot durch Daniel Craig für einen Neustart, den James Bond in knapp zehn Jahren zweimal erlebte.

GoldenEye (1995)

„I might as well ask you if all those vodka martinis ever silence the screams of all the men you’ve killed… or if you find forgiveness in the arms of all those willing women for all the dead ones you failed to protect.“

Eine Satellitenstation der Russen wird von einem EMP-Satelliten, der von einem System namens GoldenEye gesteuert wird, zerstört. James Bond bringt nicht nur in Erfahrung, dass es noch einen weiteren solchen Satelliten gibt, sondern dass auch eine Mitarbeiterin der Station überlebt hat, die ihm Hinweise auf die Täterschaft geben könnte. Alle Spuren führen zu der mysteriösen Terrorgruppe Janus, deren Vorsitzender ein alter Bekannter von Bond ist, der noch eine offene Rechnung mit London hat.

GoldenEye zählte schon seit jeher zu meinen Lieblings-James Bond-Filmen, weil er alles bot, was für mich ein Film der Reihe haben musste – viel Action, gute Verfolgungsjagden, einen spannenden Schlusskampf, spannende Figuren und haufenweise „OMG“-Momente. Durch die Neubesetzung von M durch eine weibliche Darstellerin kommt damit auch etwas mehr Leben in die bisher höchstens zum Nebencharakter degradierte Figur. Vielleicht war das Bond-Girl etwas gar verbohrt, aber selbst das macht den Film nicht schlechter, denn die Figur der Natalya bringt, zusammen mit dem Plot des Verrats durch den eigenen Freund, etwas Tiefgang in den Film, auch wenn das neben all den anderen Faktoren ein bisschen untergeht. Aber was will man schon Tiefgang, wenn man die coolste Verfolgungsjagd aller Bond-Filme hat?

James Bond: Pierce Brosnan
Gegenspieler: Sean Bean (006 / Alec Trevelyan / Janus)
Hench(wo)men: Gottfried John (General Ouromov), Famke Janssen (Xenia Onatopp)
Female Lead: Izabella Scorupco (Natalya Simonova)

Titelsong: GoldenEye – Tina Turner

Trivia: Zwischen Licence to Kill und GoldenEye liegen sechs Jahre – das ist die längste Pause bei Bond-Filmen, zwischen Die Another Day und Casino Royale sowie Quantum of Solace und SkyFall liegen jeweils vier, womit Daniel Craig mit einem Schnitt von 3,33 Jahre Wartezeit pro Film der Bond mit dem längsten Atem ist. Hochgerechnet kam alle 2,17 Jahre ein neuer Bond-Film.

Tomorrow Never Dies (1997)

„There’s no news like bad news!“

Die Zerstörung der britischen Fregatte HMS Devonshire, die sich unwissentlich in chinesischen Gewässern befand, bringt James Bond auf die Spur des Medienmoguls Elliot Carver, der als erster über das Ereignis berichtete, und dazu noch sehr detailliert. Dieser will einen dritten Weltkrieg zwischen Grossbritannien und China anzetteln, um damit seine Medien mit Berichten füllen zu können und gleichzeitig Exklusivrechte in China zu erlangen. Gemeinsam mit der chinesischen Agentin Wai Lin soll Bond Carver daran hindern, die Spannungen zwischen China und Grossbritannien zum Eskalieren zu bringen…

Eigentlich ist die Idee hinter Tomorrow Never Dies ganz gut – ein Medienmogul, der schlechte Nachrichten provoziert, sodass er als erster darüber berichten kann. Realistisch, bedrohlich und vorallem spannend – doch nichts davon scheint auf das Endprodukt zuzutreffen. Der Streifen verliert schon nach wenigen Minuten sämtliche Spannung und realistisch ist er zu keinem Zeitpunkt. Dafür, dass der Film auch nicht bedrohlich ist, sorgt der von mir eigentlich sehr respektierte Jonathan Pryce als lächerlicher und einfach nur bemitleidenswert schlechter Bösewicht Elliot Carter. Etwas schmerzlindernd sind da die diversen Nebendarsteller – Michelle Yeoh als toughe Agentin/Bond-Girl Wai Lin, Götz Otto als Herr Stamper und Vincent Schiavelli als Dr. Kaufmann – sowie die unfreiwilligen Lacher, die die deutschen Figuren, bzw. Dialoge hervorrufen. An Pierce Brosnan, sowie der Action an sich gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, genausowenig an David Arnolds Musik – nur der Film als Ganzes ist ein grosser Mist.

James Bond: Pierce Brosnan
Gegenspieler: Jonathan Pryce (Elliot Carver)
Henchmen: Götz Otto (Herr Stamper), Vincent Schiavelli (Dr. Kaufmann)
Female Lead: Michelle Yeoh (Wai Lin)

Titelsong: Tomorrow Never Dies – Sheryl Crow

Trivia: Dies ist der erste Film, dessen Titel überhaupt nichts mit Bond oder Ian Fleming zu tun hat – stattdessen orientierte man sich am Beatles-Song „Tomorrow Never Knows“ und nannte den Film Tomorrow Never Lies. Als eine Sekretärin versehentlich „Dies“ schrieb, gefiel das den Machern sogar noch besser.

 The World Is Not Enough (1999)

„You can’t kill me. I’m already dead.“ – „Not dead enough for me.“

Sir Robert King wird ermordet, und das MI6 vermutet, dass der Terrorist Renard dafür verantwortlich ist. Dieser hatte bereits King’s Tochter Elektra in Gefangenschaft, und scheint sich nun für deren Flucht rächen zu wollen. James Bond soll für die Sicherheit der Millionärstochter sorgen, während mit Renard ein Killer nach ihrem Leben trachtet, der durch eine Kugel im Hirn keine Gefühle mehr wahrnimmt. Doch bald merkt Bond, dass die Verhältnisse längst nicht so klar sind, wie sie scheinen, und dass Elektra selber nicht sauber ist, doch da ist es schon längst zu spät…

Nach einem sehr persönlichen Bond (GoldenEye), einem politischen/wirtschaftlichen Bond (Tomorrow Never Dies) entschied man sich, The World Is Not Enough zu einem dreckigen Streifen zu machen, bei dem Bond nicht genau weiss, wem er trauen kann, und wem nicht. Nun, das ist den Machern auch gelungen – die Story ist spannend und auch gekonnt in Szene gesetzt, der Film bietet viel Neues, wie den Fight in der Kaviarfabrik und die Gefangennahme M’s, macht aber auch viele alte Fehler, vorallem im Bereich des Castings. Die Rollen sind fast durchs Band weg fehlbesetzt – Sophie Marceau gibt eine schwache Psychopathin, Robert Carlyle, der von mir so geschätzte Schotte mit dem Fischkopf, ist völlig unglaubwürdig (wie auch seine Rolle an sich), und von den Nebenfiguren gefallen ohnehin nur Robbie Coltrane als Zukovsky und Denise Richards als – there I said it – heissestes Bond-Girl der Neuzeit. Abgesehen davon sowie der soliden Story und einigen guten Actionszenen ist The World Is Not Enough nicht besser als ein durchschnittlicher Film der Reihe.

James Bond: Pierce Brosnan
Gegenspieler: Sophie Marceau (Elektra King), Robert Carlyle (Viktor Zokas aka. Renard)
Henchmen: Goldie (The Bullion)
Female Lead: Denise Richards (Christmas Jones)

Titelsong: The World Is Not Enough – Garbage

Trivia: Dies ist Desmond Llewelyns letzter Auftritt als Q – der letzte von 17 (er fehlte nur in Dr. No sowie Live and Let Die). Im Film führt Q den von John Cleese gespielten R als seinen Nachfolger ein, geplant war diese unmittelbare Ablösung aber nicht, im Gegenteil: Im Vorfeld erklärte Llewelyn noch, dass er die Rolle spielen wolle „as long as the producers want me and the Almighty doesn’t“. Er starb jedoch noch vor Produktionsende bei einem Autounfall.

Die Another Day (2002)

„I know all about you – sex for dinner, death for breakfast.“

Bei einem Einsatz in Nordkorea wird James Bond gefangengenommen und gefoltert, schliesslich aber im Tausch gegen einen nordkoreanischen Terroristen freigelassen. Als Bond erfährt, dass sich dieser Terrorist, Zao, nach Kuba in eine Heilklinik zurückgezogen hat, geht er dieser Spur nach und stösst dort auf die schöne Jinx, die offenbar auch hinter Zao her ist. Bald merken sie, dass Zao nur die rechte Hand eines noch grösseren Psychopathen ist, dem britischen Milliardären Gustav Gans Graves. Und nicht nur will dieser einen neuen Krieg vom Zaun reissen, Graves scheint auch gar nicht der zu sein, der er ist…

Die Another Day ist der teuerste Bondfilm aller Zeiten, der mit unsichtbaren Autos (die dann zwar BMW zuliebe rasch ihre Camouflage-Fähigkeit verlieren), Eisfestungen, und nordkoreanischen Bösewichten aufwartet. Etwas viel Klischee und etwas viel Bummbumm, könnte man jetzt sagen, doch andererseits ist Die Another Day einer der wenigen Bonds der Neuzeit, der dieses typische Bond-Feeling aufkommen lässt, auch, weil er eben gerade so typisch abgedreht ist und einen nach der Weltherrschaft gierenden Bösewicht hat. Diesen spielt (vorallem) Toby Stephens, und der macht seinen Job sehr gut, auch wenn es ein bisschen viel der Christopher Walken-Referenz ist. Und das ist dann auch das Hauptproblem an Die Another Day – es gibt anlässlich des 40-Jahre und 20-Filme-Jubiläums ganz viele Referenzen und aufgefrischte Plot Points aus alten Filmen, sodass man alles Szenen, die einem eigentlich im Kopf bleiben dürften, aus anderen Filmen kennt. Abgesehen davon gelingt es dem Film aber, noch ein letztes Mal dieses typische Bond-Feeling aufkommen zu lassen, bevor Daniel Craig Bond zum Bourne macht.

James Bond: Pierce Brosnan
Gegenspieler: Will Yun Lee/Toby Stephens (Gustav Graves)
Henchmen: Rick Yune (Zao), Rosamunde Pike (Miranda Frost)
Female Lead: Halle Berry (Giacinta „Jinx“ Johnson)

Titelsong: Die Another Day – Madonna

Trivia: Filmbösewicht Toby Stephens spielte auch schon James Bond – wenn auch nur fürs Radio, in einer BBC-Produktion von 2008.

Casino Royale (2006)

„Any thug can kill. I need you to take your ego out of the equation.“

Nachdem er seinen 00-Status durch zwei Morde erlangt, heftet sich James Bond an die Fersen des Bankers Le Chiffre, der als Sponsor für diverse Terroranschläge verantwortlich ist. Als Bond einen Anschlag verhindern kann, verliert Le Chiffre hunderte Millionen, die er an einem Pokerturnier im Casino Royale in Montenegro wieder verdienen möchte. Doch er hat die Rechnung ohne Bond gemacht, der als bester Pokerspieler im MI6 gilt.

Das Problem mit Casino Royale ist, dass es ein Reboot sein will, aber keines ist. Es reduziert James Bond an den falschen Stellen (dem Sound, dem Getränk und dem Feeling) und behält dafür andere unnötige Dinge bei, die es zu einem unglaubwürdigen Reboot machen – M zum Beispiel. Und so ist der Film für mich ein gut gefilmter und spannend in Szene gesetzter Actionfilm mit grossartigen Darstellern (vorallem Daniel Craig und Eva Green), einem tiefgehenden Plot, der wiederum mit guten Wendungen aufwartet. Aber, Casino Royale ist kein James Bond – auch wegen der deutlich härteren Gangart, die mir nur beschränkt zu gefallen weiss.

James Bond: Daniel Craig
Gegenspieler: Mads Mikkelsen (Le Chiffre), Jesper Christensen (Mr. White)
Henchmen: Clemens Schick (Kratt), Simon Abkarian (Alex Dimitrios)
Female Lead: Eva Green (Vesper Lynd)

Titelsong: You Know My Name – Chris Cornell

Trivia: Das Gebäude am Comersee könnte dem ein oder anderen Zuschauer bekannt vorkommen – auf dem Anwesen wurden bereits Star Wars: Episode II – Attack of the Clones sowie A Month at the Lake gedreht.

Quantum of Solace (2008)

„It’d be a pretty cold bastard who didn’t want revenge for the death of someone he loved.“

Nach dem Verrat von Vesper sucht Bond die Schuldigen für ihren Tod und findet sie in der mysteriösen Organisation „Quantum“. Und wenn Mr. White über „Quantum“ sagt, dass sie überall Leute hätten, dann meint er es auch so. Plötzlich weiss Bond nicht mehr, wem er vertrauen kann, und wem nicht. Gleichzeitig stösst er auf seiner Suche nach Antworten auf einen Plan des „Quantum“-Geschäftsmannes Dominic Greene, der zum Ziel hat, die Kontrolle über Südamerika durch die Kontrolle der Wasserreserven zu erlangen…

Marc Forster ist ein Künstler – das zeigt sich schon, wie er die Verfolgungsjagd zu Beginn einfängt. Doch als solcher ist er nur bedingt geeignet für einen Bond-Film, und so ist auch Quantum of Solace stellenweise zu kunstvoll inszeniert und damit nicht frei von Mängeln. Die Story ist einwandfrei, spannend und vorallem angenehm politisch und gesellschaftskritisch, doch es fehlt der Biss. Dasselbe gilt für die Figuren, die zwar gut ausgedacht sind, aber letztlich doch nicht interessant genug sind und in der Masse untergehen. Optisch ist Quantum of Solace aber einer der besten Bonds, der auch mit neuen Ideen und Settings aufwartet – nur ist Bond eben mehr als nur Eyecandy.

James Bond: Daniel Craig
Gegenspieler: Mathieu Amalric (Dominic Greene)
Henchmen: Anatole Taubman (Elvis)
Female Lead: Olga Kurylenko (Camille), Gemma Arterton (Strawberry Fields)

Titelsong: Another Way To Die – Jack White & Alicia Keys

Trivia: Quantum of Solace ist nicht der erste Bond-Film, der direkt an den Vorgänger anknüpft – Diamonds Are Forever zeigte Bond ebenfalls auf Rache für den Tod seiner Liebe sinnend.

  • Dominik

    Goldeneye – hier teile ich deine Meinung. Alle anderen mit Brosnan waren nicht ansatzweise so gut. Casino Royale ist in meinen Augen aber weitaus besser. Vll. nicht mehr der Gentleman-Bond, aber eine gut gelungene Neuauflage, die sich hervorragend ins aktuelle Geschehen eingliedert.

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  • donpozuelo

    „Golden Eye“ war wirklich toll, doch danach ging es stetig bergab. „Die Another Day“ zähle ich mit zu den schlechtesten Bond-Filmen überhaupt. Das war für mich so der Gipfel der Albernheiten. Danach hatte ich echt Zweifel, ob ein neuer Bond das wirklich schaffen würde, dem Agenten wieder etwas Flair und Charme zu verpassen. Deswegen war ich von Craigs erstem Bond auch schwer begeistert. Dem würde ich (und dem habe ich 😉 ) mehr Punkte geben. „Casino Royale“ fand ich echt super… endlich ist Bond auch mal Mensch. Endlich ist Bond mal nicht so sauber geleckt wie sonst…. klar, vielen Fans hat das nicht gepasst, aber mir gefiel das echt gut.

    Leider ging das im zweiten Teil dann alles in einer „Jason-Bourne“-Geschichte unter… hoffen wir einfach mal, dass Craigs dritter Auftritt besser wird.

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  • Lukas

    Oh man, ich sehe schon: über Bond dürfen wir uns niemals auseinandersetzen… Die 6 Sterne für Octopussy tun mir ja nach wie vor weh, aber die 5 von Tomorrow Never Dies, gefolgt von 7,5 (7 zu viel) für die wohl lächerlichsten 2 Bond-Stunden der Geschichte geben dem Ganzen den Rest 😛
    Sean Bean ist super, aber Elliot Carver war nicht mal ansatzweise so schlecht. Es war halt mal was anderes. Dafür haben beide Filme die wohl awesomesten Intros, falls ich gerade nichts ähnlich geniales vergessen habe – wie z.B. Octopussy *hust*
    Und Casino Royale war zwar auch mal etwas anderes, hat aber durchaus mehr als 6,5 verdient, imho. Nicht 100% bondtypisch, aber filmisch und auch von der Umsetzung her definitiv ein ziemlich guter Streifen 🙂

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  • Lukas

    @Owley: Find ich persönlich ja nach wie vor ziemlich witzig, denn auch Bond-Villains dürfen sich mal zum Affen machen, wenn sie denken, sie hätten gewonnen. Und das denken sie ja bekanntlich alle. 😀

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  • Lukas

    @Owley: 5 Minuten später war er ja eh tot – who cares? 😛

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  • Orbiter

    …und ich bin erst in dem Moment wieder „fröhlich“, wenn der Prolo-Bond Craig abgedankt hat…

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