„We’re not solving a case here – We’re going to war!“
Es war ein eher unschönes Kapitel der Filmgeschichte und überschattete leider das Geschehen auf der Leinwand für längere Zeit: Die Schiesserei vergangenen Juli in Aurora, Colorado, bei der ein Schütze zahlreiche Menschen anlässlich einer Premiere von The Dark Knight Rises im Kinosaal selber tötete. Abgesehen vom Offensichtlichen hatte dieses Massaker auch Folgen für die Filmlandschaft, die sich erst jetzt, Monate später, so richtig zeigen. So wurde der Filmstart von Ruben Fleischers Gangster Squad vom September 2012 in den Januar 2013 verlegt, weil eine Szene, die eine Schiesserei in einem Kino zeigte, neu gedreht werden musste. Und damit schien das Schicksal dieses Projekts auch irgendwie besiegelt, denn einen Film nach dem Dreh umzuschreiben? Eine schwierige Aufgabe…
Los Angeles, kurz nach dem zweiten Weltkrieg: Die Stadt der Engel ist Fest im Griff des jüdischen Mobsters Mickey Cohen, was dem Polizeichef Bill Parker missfällt. Da sämtliche Versuche, Cohen hinter Gitter zu bringen, gescheitert sind, versucht Parker auf andere Weise, dem Gangster das Handwerk zu legen: Ein Geheimkommando unter der Leitung von Sergeant John O’Mara, das sogenannten Gangster Squad, soll Cohens Imperium Stück für Stück zerstören und den Mobster ein für alle Mal aus der Stadt jagen. Doch so etwas ist leichter gesagt, als getan, und die Schlange Cohen, auf deren Schwanz das Squad getreten ist, ist entschlossen, zurückzubeissen…
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die Geschichte in ihren Grundzügen tatsächlich wahr. Also, dass ein Gangster Squad dem Mafiaboss Mickey Cohen den Krieg erklärt hat. Der Rest ist Hollywood und das merkt man dem Film auch an. Es sind etwas gar viele Klischees und vorhersehbare Wendungen, die der Film da vereint, aber das ist auch völlig okay, denn das Ganze funktioniert bestens. Die Story ist – trotz besagter Schönheitsfehler – spannend und geht dennoch erstaunlich tief. Zumindest für einen derartigen Film erstaunt das. Dabei verdankt Gangster Squad viel seinem Bösewicht. Sean Penn spielt die Rolle des Mobsters Mickey Cohen nicht nur glaubhaft, er verleiht ihr eine ungeahnte Tiefe und liefert damit einen abstossenden Antagonisten, eine regelrechte Rohgewalt.
Sein Gegenstück, zumindest im Film, wird gespielt von Josh Brolin und ist eine typische Rolle für Tommy Lee Jones‘ jüngeres Ich: Der pflichtbewusste, wortkarge und zielgerichtete Typ, eben. Da gefallen mir Ryan Gosling als charismatischer Frauenflüsterer, der mit Emma Stone techtelmechtelt oder Giovanni Ribisi als liebenswerter Tech-Freak doch ein bisschen besser. Und nicht zu vergessen, Nick Nolte, der etwa so schwabblig redet, wie er aussieht. Und im Bademantel an die Filmpremiere kommt. Schräger Vogel. Aber zurück zum Film selber, denn auf zwei zentrale Aspekte bin ich gar noch nicht eingegangen: Die Action und die Musik. Die sind beide in einer Perfektion orchestriert und synchronisiert, dass man aus dem Staunen kaum mehr herauskommt. Spannende Verfolgungsjagden und Schiessereien werden untermalt von Steve Jablonskys zeitweise an Inception erinnerndem, wuchtigen Score und smoothen Jazz-Klängen – besser gehts kaum.

Ich erwartete vieles, aber nicht das: Gangster Squad ist nämlich ein spannender und packender Streifen, der aber mehr ist als „schon wieder so ein Äktschenfilm“. Er unterhält auf der ganzen Linie, was vorallem der Verdienst des bestens aufgelegten Sean Penn ist, der den fiesen Antagonisten gibt. Definitiv einer der besten Action-Krimis seit Langem.