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Fruitvale Station (2013)

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„You think life’s a fucking joke?“

Es ist immer schön zu sehen, wenn ein junger Regisseur mit seinem ersten Film Erfolg hat. Im vergangenen Jahr räumte Benh Zeitlin mit Beasts of the Southern Wild nicht nur in Sundance gross ab, sondern wurde im vergangenen Winter auch noch für vier Oscars nominiert. Auch Ryan Coogler, der bei Robert Redfords Filmfestival dieses Jahr sein Debüt Fruitvale Station vorstellte, durfte mit zwei Preisen nach Hause gehen. Und natürlich wird auch sein Film bereits als heisser Oscar-Kandidat gehandelt…

Es ist der 31. Dezember 2008, Oscar Grant hat beschlossen, sein Leben endlich in den Griff zu bekommen – das heisst, den Drogen und dem Dealen abschwören, und sich einen richtigen Job zu suchen. Diesen Entschluss hat er seiner Freundin und seiner kleinen Tochter zuliebe gefasst und es sieht ganz danach aus, als ob Oscar den Schuldensumpf und die Kriminalität endlich hinter sich lassen könnte. Doch das Schicksal hat eine andere Vorstellung…

Ryan Coogler ist mit Fruitvale Station ein fantastischer Film gelungen, der einen nicht loslässt. Dem jungen Regisseur gelingt es mit seinem ersten Spielfilm eindrücklich, uns die Figur des Oscar Grant näher zu bringen. Seiner Freundin und seiner Tochter zuliebe bemüht sich Oscar, ein besserer Mensch zu werden – umso mehr trifft uns da sein plötzlicher und ungerechter Tod. Selten war ich zum Schluss eines Films so aufgewühlt und frustriert. Das wäre wohl kaum so, wenn wir nicht so sehr an dieser Figur hängen würden, ein Aspekt für den sicher auch Michael B. Jordans ergreifende Performance verantwortlich ist.

Ebenfalls als Glücksfall für den Film erweisen sich Melonie Diaz und Octavia Spencer als die beiden starken Frauen in Oscars Leben, die dem Film trotz der tragischen Thematik eine positive Grundstimmung verleihen. Das ist dann auch das Schöne an Fruitvale Station: Der Film verliert sich nicht in diesem Frust über die Ungerechtigkeit, sondern streicht gekonnt das Schöne hervor. Passend dazu zeigt Coogler zum Schluss nicht die Ausschreitungen, die nach der Tötung von Oscar Grant die Bay-Area heimsuchten, sondern eine Gedenkveranstaltung. Bei all der gerechtfertigten Kritik finde ich das eine schöne Message, die uns der Regisseur mit seinem Film vorsetzt.

"I pooped in your birthday cake."
„I pooped in your birthday cake.“

Fruitvale Station ist ein aufwühlender Film, der sich gekonnt mit einer unfassbaren sozialen Ungerechtigkeit auseinandersetzt und der mit Michael B. Jordan einen sensationellen Hauptdarsteller hat. Ryan Cooglers Regiedebüt ist allein schon deshalb ein heisser Kandidat für die kommende Awardsaison.

9,5 Sterne

Das 9. Zurich Film Festival zeigt Fruitvale Station am 2. Oktober um 16.00 Uhr (Le Paris).

  • Cem

    Ist wirklich ein superber Film. Was mich aber noch mehr geschockt hat war, wie (achtung: jetzt geht’s leicht spoilerhaltig weiter) unverantwortlich Jordans Figur gehandelt hat. Schliesslich ist er Vater eines kleinen Mädchens. Ich hätte schön die Fresse gehalten und wäre ruhig sitzen geblieben. So gesehen trifft ihn eine grosse Mitschuld daran, dass die Situation eskaliert ist. Ich glaube, dass hat auch Regisseur Coogler erkannt und versucht daher schwarz-weiss Malerei möglichst zu vermeiden. Er zeigt wie eine Situation, unnötigerweise eskalliert und total ausser Kontrolle gerät. Die 9.5 Sterne sind redlich verdient.

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