„Sometimes it is the people who no one imagines anything of who do the things that no one can imagine.“
Enigma – so heisst eine Chiffriermaschine, mit der die Deutschen ihre Funksprüche verschlüsseln und an der sich die Allierten im Zweiten Weltkrieg die Zähne ausbeissen. An vorderster Front ist dabei der Mathematiker Alan Turing, der überzeugt ist, dass diese Maschine auf irgendeine Art und Weise zu schlagen ist. Doch der eigenwillige Turing muss sich nicht nur mit den Tücken von Enigma herumschlagen, er muss auch seine Vorliebe für Männer im strengen England der 50er-Jahre geheimhalten. Mit The Imitation Game arbeiten die Briten ein ebenso ruhmreiches wie beschämendes Kapitel ihrer Geschichte auf – die unmenschliche Behandlung des homosexuellen Alan Turing im Nachkriegs-England steht dabei im Kontrast zu dessen Errungenschaften für das Vaterland.
Passend zur gespaltenen Thematik erzählt Regisseur Morten Tyldum die Geschichte von The Imitation Game auf zwei Ebenen: Während dem Krieg sehen wir Turing als Tüftler, der in einem geheimen Schuppen versucht, die Chiffriermaschine Enigma zu knacken. Parallel dazu wird geschildert, wie Turing nach dem Krieg versucht, wieder zurück ins Leben zu finden und dabei bemüht ist, seine im damaligen England strafbare Homosexualität geheim zu halten. Tyldum stellt die beiden Elemente gegenüber und bezieht so klar Stellung: Der nicht zuletzt durch das Knacken von Enigma gewonnene Krieg darf nicht bejubelt werden, ohne sich der schandhaften Behandlung der beteiligten Personen bewusst zu werden.
Mit Benedict Cumberbatch bietet der norwegische Regisseur zudem einen Hauptdarsteller auf, der sich diesen Film zu Eigen macht und endlich auch auf der Kinoleinwand so richtig glänzen kann. Ich erwartete bei dieser Rollenbeschreibung des genialen Alan Turing ursprünglich, dass Cumberbatch in The Imitation Game wieder ins Muster des abweisenden und hochtrabenden Sherlock fällt – doch weit gefehlt. Unser aller Lieblingsbrite kann dem Stoff mehr entlocken und brilliert in diesem Film, indem er Turing als unsicheren und wechselhaften Charakter interpretiert. Diese vielschichtige Darbietung zählt für mich zu den besten des vergangenen Filmjahres.
Mit Morten Tyldum hat The Imitation Game einen geschickt agierenden Regisseur, der ein ebenso brisantes, wie spannendes Thema gekonnt inszeniert. Es ist aber Benedict Cumberbatch, an den man sich nach diesem Film erinnert – der Sherlock-Darsteller spielt in diesem Film so überzeugend wie noch nie.