„I don’t need a congressional honor. I don’t need Agent Thompson’s approval or the President’s. I know my value. Anyone else’s opinion doesn’t really matter.“
Dass sich nach dem Zweiten Weltkrieg niemand um ihr Schicksal schert, muss Peggy Carter im New York der 50er-Jahre auf schmerzhafte Art und Weise lernen. Im Auftrag des S.S.R., des Geheimdienstes der Alliierten, sollte Peggy eigentlich für Sicherheit und Ordnung sorgen. Doch stattdessen wird sie von ihren Vorgesetzten wie eine bessere Sekretärin behandelt. Als ihr langjähriger Freund Howard Stark wegen Hochverrats in Ungnade fällt, tritt Peggy auf den Plan – überzeugt von Howards Unschuld ist sie bemüht dessen Namen reinzuwaschen.
Agent Carter ist die zweite Serie aus dem Marvel Cinematic Universe – in der Hauptrolle dieser acht Folgen umfassenden Mini-Serie zu sehen ist Hayley Atwell, die ihre Rolle als Peggy Carter wieder aufnimmt. Obschon die Serie für eine Staffel konzipiert war, laufen bei Marvel bereits Gespräche zu einer zweiten Staffel. Bevor es soweit ist, meine Review zur ersten Staffel:
Ich bin ein Fan von kurzen Serien, die es schaffen, in wenigen Folgen eine spannende Geschichte zu erzählen. Längere Serien neigen oft dazu, irgendwann langweilig zu werden – ein Umstand der Agents of S.H.I.E.L.D. beinahe das Leben gekostet hätte. Agent Carter bewegt sich vom ersten bis zum letzten Augenblick auf hohem Niveau, was aber auch am starken Drehbuch liegt, das offensichtlichen Storyklischees und Wiederholungen immer wieder geschickt ausweicht. Die Marvel-Veteranen Christopher Markus und Stephen McFeely stellen für einmal nicht die grossen Helden ins Zentrum, sondern widmen sich der einfachen Agentin, die sich in den 40er-Jahren nicht mit Weltherrschaftsplots sondern mit Sexismus und Diskriminierung herumschlagen muss.
Nach zwei Auftritten in den Captain America-Filmen und ihrem eigenen One-Shot kann Hayley Atwell mit Agent Carter eindrücklich beweisen, dass sie eine der besten Marvel-Verpflichtungen überhaupt ist. Die toughe Britin hat deutliches Leading Lady-Potential und verkörpert ihre Rolle glaubhaft und mit einem gewinnenden Charme. An ihrer Seite gefällt James D’Arcy, der Howard Starks vornehmen Butler Edwin Jarvis wunderbar selbstironisch spielt. Auch die weiteren Rollen sind mit Enver Gjokaj, Shea Whigham und einem bestechenden Ralph Brown gut besetzt. Einzig Dominic Cooper will nicht ganz ins Bild passen – trotz Bezug zum Plot kann der Schauspieler von Howard Stark nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Verpflichtung in erster Linie ein medienwirksames Gimmick ist.
Ansonsten hält sich Agent Carter mit Verbindungen zum restlichen Marvel Cinematic Universe zurück. Ein junger Anton Vanko (dem Vater des späteren Iron Man 2-Bösewichts Ivan Vanko alias Whiplash) hat einen kurzen Gastauftritt und es gibt ein Wiedersehen mit Captain Americas Waffenfreund Dum Dum Dugan und einem gemeinen Schweizer – abgesehen davon sind Markus und McFeely aber bemüht, mit Agent Carter ihre eigene Welt zu schaffen. Das ist nach den referenzenlastigen Filmen eine höchst willkommene Abwechslung und tut dem Storyfluss gut. Nur schade, dass sich die ganze Verschwörung um die Untergrundorganisation Leviathan (in den Comics das sowjetische Gegenstück zu Hydra) letztlich als Racheplot eines beleidigten Doktors entpuppt. Ich bin überzeugt, man hätte mit dieser Organisation weit mehr anstellen können und gerade in den Anfängen des Red Scare wäre ein solches Aufeinandertreffen der Ideale sicher spannend gewesen.
Alleine schon deshalb muss für Agent Carter zwingend eine weitere Staffel her, denn die Serie hat sehr viel Potential, das unbedingt genutzt werden muss. Der erste Durchgang hat gezeigt, dass die Serie keine grossen Namen braucht, um sein Publikum zu finden, solange die Stories und die Figuren überzeugen. Das Marvel Cinematic Universe ist mit Agent Carter endlich im Fernsehen angekommen.